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Mark Cavendish weint nach dem Gewinn der 5. Etappe.
08.07.2010 19:04
Weinender Cavendish wieder da - Sieg vor Ciolek

Montargis (dpa) - Nachdem Gerald Ciolek nur knapp am größten Sieg seiner Karriere vorbeigerast war, wirkte Erik Zabels Jubelarie mit Musterschüler Mark Cavendish wie ein weiterer Stich ins Herz.

Der Pulheimer vom Milram-Team musste sich nur dem Supersprinter von der Isle of Man geschlagen geben und war im Ziel der 5. Etappe entsprechend bedient. «Natürlich bin ich enttäuscht. Als Zweiter ist man zwar nicht der erste Verlierer, aber man hat die Chance auf den Sieg gehabt», meinte der 23-Jährige in Montargis.

Die Überlegenheit von Comeback-Kid Cavendish, der nur 24 Stunden nach seinem Einbruch von Reims zurückschlug, erkannte Ciolek nach 187,5 Kilometern neidlos an. «Cavendish war wieder der Alte und hat überzeugend gewonnen», sagte Ciolek, der im Startort Épernay noch Zuspruch von seinen Eltern bekommen hatte.

Für die Dortmunder Milram-Equipe, die fieberhaft einen Geldgeber für die kommende Saison sucht, wäre der erste Tour-Etappensieg der Team-Geschichte ein wichtiges Argument bei der Sponsorensuche gewesen. Kapitän Linus Gerdemann ist aber zuversichtlich, dass Ciolek in Frankreich noch zuschlagen wird: «Zweiter hinter Cavendish zu werden, zeigt, dass er hier eine Etappe gewinnen kann.»

Während die Milram-Fahrer Trauer trugen, flossen bei Cavendish die Tränen aus anderem Grund. «Die Leute haben so viel schlechte Sachen über mich gesagt und hatten vielleicht manchmal auch Recht. Das ist heute ein ganz großer Moment für mich», sagte der als «Bad Boy» verschriene Columbia-Profi beim Siegerinterview im Fernsehen.

Minuten zuvor war ihm im Ziel als erster Gratulant sein Sprint- Berater Zabel mit offenen Armen entgegen gerannt und hatte ihn an sich gedrückt. Riesig war die Erleichterung, dass der 25-Jährige, im Vorjahr der Tour-Überflieger mit sechs Tagessiegen, einen Tag nach Zabels 40. Geburtstag das verspätete Geschenk doch noch bereitete. «Wir standen immer hundertprozentig hinter ihm. Das gab ihm Selbstvertrauen», betonte Columbia-Manager Bob Stapleton.

Im Gesamtklassement blieb nach der 5. Etappe alles beim Alten: Der Schweizer Fabian Cancellara führt weiter mit 23 Sekunden vor Geraint Thomas (Großbritannien) und 39 Sekunden vor Weltmeister Cadel Evans aus Australien.

Am Vortag im Finale von Reims noch saft- und kraftlos, sprühte Cavendish im Hitzekessel von Montargis vor Energie. Der Brite düpierte die Konkurrenz und ließ Ciolek und Boasson Hagen keine Chance. «Die Rückschläge hatten an unserer Moral genagt. Heute hat 'Cav' bewiesen, dass er jede Flachetappe gewinnen kann, wenn es zum Sprint kommt», sagte sein Anfahrer und Teamkollege Tony Martin.

Obwohl Cavendish seinen gefürchteten Punch zurückgefunden zu haben scheint, dürfte es mit dem angestrebten Grünen Trikot in Paris sehr schwer werden. In der Punktwertung, die Zabel sechsmal für sich entschieden hatte, liegt er weit hinter Titelverteidiger Thor Hushovd zurück. Zudem traut Zabel dem Norweger einiges zu: «Hushovd ist ein cleverer Kerl und weiß, wie er sein Trikot zu verteidigen hat».

Die letzten 1000 Meter hatten es wieder mal in sich. 600 Meter vor dem Ziel mussten die mit einem Irrsinns-Tempo rasenden Sprinter eine scharfe Rechtskurve meistern. Zum Glück blieben diesmal Stürze aus. Die vielstimmige Kritik an den Veranstaltern, solche Gefahrenstellen zu vermeiden, blieb bisher weitgehend ungehört.

Wie am Vortag hatten sich auf der dritten für Sprinter geeigneten Etappe unmittelbar nach dem Start in Épernay Ausreißer abgesetzt. Das Flucht-Trio trotzte zwar lange den Verfolgern und der Hitze von fast 40 Grad. Aber 4000 Meter vor dem Ziel wurden der Franzose Julien El Fares, Jurgen van de Walle (Belgien) und José Ivan Guttierez (Spanien) vom Feld gestellt. Der Vorsprung der Spitze hatte zeitweilig sieben Minuten betragen.


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