ordeaux (dpa) - Jonas Vingegaard war nicht gerade begeistert, als Emmanuel Macron auf dem Podium ihm immer näher kam. Das lag nicht etwa an einer Abneigung des Führenden der Tour de France gegenüber dem französischen Präsidenten. Es lag vielmehr daran, was Macron trug - oder eben nicht trug. Bei der Frankreich-Rundfahrt besteht nämlich in gewissen Zonen immer noch Maskenpflicht, was Macron bei seinem Abstecher ignorierte.
Das ist die Vorgeschichte:
Der Giro d'Italia schreckte die Radsport-Szene im Mai auf. Mehr als zehn Fahrer mussten sich vor oder während des Rennens mit einem positiven Coronatest zurückziehen. Als es nach einer Woche auch den Gesamtführenden Remco Evenepoel erwischte, führte der Veranstalter die Maskenpflicht wieder ein.
Deshalb besteht Maskenpflicht:
Zum einen hat der Veranstalter ASO die Sorge, dass die Tour durch viele Corona-Ausfälle seine Stars verliert und zur Farce verkommt. Tests sind nicht verpflichtend, aber viele Teams führen sie zum Schutz der Fahrer noch durch. Die Spitzen-Mannschaften wie Jumbo-Vismo machten deshalb Druck, auch während der Tour nicht auf Masken zu verzichten. Viele Pressekonferenzen finden virtuell statt.
Das sind die Regeln:
Bei jedem Kontakt mit einem Fahrer müssen Masken getragen werden. Deshalb ist in TV-Interviews oft zu sehen, dass der Fragestellende eine Maske trägt. Neben Journalisten sind auch andere Teammitglieder und die Fahrer selbst angehalten, im sogenannten Paddock - also dem Busparkplatz bei Start und Ziel - eine Maske zu tragen.
Das ist absurd:
Das Paddock ist für die Öffentlichkeit zugänglich, Zuschauer müssen keine Maske tragen. So kommt es zu skurrilen Szenen, in denen Journalisten mit Masken einem maskierten Fahrer Fragen stellen und direkt daneben stehen Autogrammjäger völlig ohne Mundschutz. Die Maskenpflicht wird von der Tour zudem nicht kontrolliert, die meisten Betroffenen halten sich allerdings daran.