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Richard Pound will für den Profi-Radsport einen Anti-Doping-Gipfel abhalten.
27.07.2007 15:19
WADA will Radsport auf sauberen Kurs bringen

Düsseldorf (dpa) - Der von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) als Rettungsmaßnahme für den in Misskredit geratenen Profi-Radsport initiierte Anti-Doping-Gipfel ist auf positive Resonanz gestoßen - aber auch auf Skepsis.

«Ich finde das gut. Der BDR hat so etwas in Deutschland schon im Juli 2006 gemacht. Offenbar sind unsere Ideen Stil prägend», sagte Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mit Zurückhaltung äußerte er sich über mögliche Ergebnisse und Signale, die von dem Treffen ausgehen könnten: «Die WADA ist nicht die Vereinten Nationen des Sports.»

An der WADA-Konferenz sollen neben Vertretern des Radsport-Weltverbandes UCI auch Rennorganisatoren, Sponsoren, Verantwortliche von TV-Anstalten, Ärzte sowie Radprofis und ihre Teams teilnehmen. «Was zu klaren, nachvollziehbaren, einheitlichen Regeln führt, können wir nur begrüßen», sagte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. «Bei einem solchen Gipfel sehen wir uns aber nur als Beobachter.» Die Fernsehanstalten seien jedoch nicht Teil des operativen Geschäfts wie Sponsoren oder Verbände.

«Alles, was sich aufmacht, um die Seuche Doping im Radsport zu bekämpfen und niederzuringen, ist gut», sagte Roman Bonnaire, ARD-Teamchef bei der laufenden Tour de France. «Solchen Gesprächen würden wir uns nicht verweigern.» ARD und ZDF waren nach dem positiven Doping-Test bei T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz aus der Live-Berichterstattung ausgestiegen - unmittelbar danach hatte der Privatsender Sat.1 die TV-Übertragung von der Tour übernommen.

Die großen Sponsoren des Profiradsports wollen der WADA-Einladung gern folgen, halten die Ergebnisse des Treffens aber nicht für relevant für die Firmenstrategien. «Das ist sehr begrüßenswert, dass die oberste Behörde zum Runden Tisch lädt», erklärte Matthias Wieland, Unternehmenssprecher von Gerolsteiner. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Gespräch eine merkantile Entscheidung eines Sponsors beeinflusst.» Ob das bis 2008 fixierte Engagement im Radsport fortgeführt wird, soll noch im August entschieden werden. «Es geht uns nur um Zahlen», so Wieland.

Ähnlich sieht es Christian Frommert, Kommunikationschef der Deutschen Telekom: «Nur ungewöhnliche Aktionen können dem Radsport helfen.» Das Unternehmen treffe aber Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten, die die Telekom angingen. «Sie sind nicht davon abhängig, ob es alle zehn Minuten einen neuen Doping-Fall, Initiativen oder Gespräche gibt», sagte Frommert. Die Telekom hat zwar noch einen Sponsorvertrag mit dem T-Mobile-Team bis 2010, ein vorzeitiger Ausstieg ist nach der Skandal-Tour 2007 nicht ausgeschlossen.

Auswirkungen könnte die WADA-Konferenz für die Rad- Weltmeisterschaft (25. bis 30. September) in Stuttgart haben. «Sie ist nicht ausschlaggebend, ob wir die WM ausrichten oder nicht. Sie kann aber für die Abrundung des Meinungsbildes wichtig sein», meinte Oliver Willikonsky, Referent der Stuttgarter Sportbürgermeisterin und WM-OK-Vorsitzenden Susanne Eisenmann.

Wichtiger für die Stadt Stuttgart sei aber, wie das Treffen der Steuerungsgruppe mit Vertretern von WADA, UCI und BDR Mitte kommender Woche verlaufe. «Nach dem Treffen der Steuerungsgruppe werden wir bewerten, mit welcher Ernsthaftigkeit die Anti-Doping-Maßnahmen umgesetzt werden sollen», erklärte Willikonsky, «das ist wichtiger als der Gipfel der WADA.» BDR und UCI haben inzwischen eine Vereinbarung über die Anti-Doping-Regelung für die Straßenrad-WM unterschrieben. «Die Ampel steht nicht mehr auf Rot, sondern auf Gelb», sagte er.

Für die WADA ist die Runder-Tisch-Initiative für den Radsport bisher einmalig. «Wir müssen solch ein Treffen abhalten, um zu sehen, was wir tun können, um die Glaubwürdigkeit des Radsports wieder herzustellen», begründete WADA-Präsident Richard Pound die Aktion. In den kommenden Tagen würden entsprechende Einladungen verschickt. «Wir sind weiter gewillt, den Radsport bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen», so Pound.

Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), erhofft sich durch den WADA-Gipfel den Anstoß zu einem Anti-Doping-Programm im internationalen Radsport «mit radikalen Änderungen». Wichtig sei der Aufbau eines einheitlichen, engmaschigen und glaubwürdigen Kontrollsystems, sagte er in einem Interview mit «Focus Online».


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