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Jens Voigt hängt beim Einzelzeitfahren die Zunge heraus.
05.07.2005 18:49
Voigt begnügt sich mit Rolle als Edelhelfer

Blois (dpa) - Er liebt den Angriff, hält sich bisher aber vornehm zurück. Auf die Bilder von Jens Voigt als mutiger Ausreißer einer Etappe der Tour de France müssen die Radsport-Fans in diesem Jahr vorerst verzichten.

Aus Sorge um Teamkapitän Ivan Basso, einer der Top-Favoriten auf den Gesamtsieg, legte CSC-Manager Bjarne Riis dem Berliner Zurückhaltung auf. Die Degradierung zum Edelhelfer fällt dem mit acht Saisonsiegen erfolgreichsten deutschen Radprofi des Jahres nicht schwer. «Ich kann nicht nur immer nehmen und nehmen. Dank der bisher erfolgreichen Saison bin ich in der glücklichen Lage zu sagen, okay, ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft», sagte der Dritte des Gesamtklassements.

Auf der größten Bühne des Radsports feierte Voigt seinen bisher wichtigsten Erfolg. Der Husarenritt im Jahr 2001, bei dem er als letzter deutscher Radprofi das Gelbe Trikot überstreifte, verhalf ihm zum großen Durchbruch. Nicht nur in Sachen Popularität: Mit dem später folgenden Wechsel vom französischen Rennstall Credit Agricole zum dänischen Team CSC machte sich der Karrieresprung auch finanziell bezahlt. Einen ähnlichen Coup wie 2001 wird es in diesem Jahr jedoch wohl nicht geben. Vordenker Riis hat seinen Leistungsträger für andere Aufgaben verplant. «Auf den Flachetappen der ersten Woche werde ich Ivan Basso beschützen. Später in den Bergen könnte ich den 'Hasen' spielen, um Angriffe vorzubereiten», sagte Voigt.

Riis legt großen Wert auf Loyalität und Teamgeist. Ungewöhnliche Trainingsmethoden sollen diese Werte vermitteln. So beorderte er seine Fahrer im vorigen Winter zum Überlebenstraining nach Dänemark. Wer bei Minusgraden im Freien übernachtet, ist auch für die härteste Berg-Etappe gewappnet. Die bisherigen Tour-Ergebnisse geben dem Motivator und Gesamtsieger von 1996 recht: Beim Einzelzeitfahren zum Tour-Auftakt fuhr Neuzugang David Zabriskie selbst den Favoriten Lance Armstrong und Jan Ullrich auf und davon. Nicht minder beachtlich war der achte Platz von Voigt. «Das zeigt, dass meine Form für die kommenden Wochen gut ist», meinte der einzige Deutsche bei CSC.

Doch eines solchen Beweises hätte es gar nicht bedurft. Denn an seiner guten Verfassung bestanden schon vor dem Tour-Start nicht die geringsten Zweifel. Gleich beim ersten Rennen der neu eingeführten ProTour, dem Prolog der Rundfahrt Paris - Nizza, kam Voigt als erster ins Ziel. Doch vor allem sein famoser Auftritt beim Klassiker Lüttich - Bastogne - Lüttich am 24. April, als er sich mit dem späteren Sieger Alexander Winokurow ein denkwürdiges Ausreißer-Duell lieferte, untermauerte seinen Ruf als großer Kämpfer. Und diese Qualitäten sollen seinem Kapitän Basso nun zum Tour-Sieg verhelfen: «Armstrong hat es uns in den letzten Jahren vorgemacht. Wer die Tour gewinnen will, braucht acht Indianer und einen Häuptling.»

Auch sein Sprung auf Platz drei im Gesamtklassement nach dem Mannschaftszeitfahren ist für ihn kein Grund, die Strategie zu überdenken: «Wir hatten schon ein paar Tage an der Sonne, unser Ziel schon zur Hälfte erreicht und können den nächsten Tagen relativ unbesorgt entgegen sehen.»


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