Bordeaux (dpa) - London-Olympiasieger Alexander Vinokourov ist mit den sportlichen Sanktionen gegen russische und belarussische Athleten wegen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine nicht einverstanden.
«Ich hatte einen ukrainischen Fahrer, dieses Jahr habe ich einen Russen (Gleb Siriza) und einen Belarussen (Alexander Riabuschenko) im Team. (...) Ich sehe nicht, dass sie für Putins Entscheidungen verantwortlich sein sollen. Es ist, als würde man einen Amerikaner kritisieren, weil ich mit Trump nicht einverstanden bin, oder einen Franzosen, weil ich mit Macron nicht übereinstimme», sagte der Teamchef des Astana-Radrennstalls.
Jeder sei von den Geschehnissen in der Ukraine betroffen, betonte der Kasache: «Ich habe Freunde in Kiew und in Moskau, meine Frau ist Ukrainerin, mein Sohn hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Ich werde niemals einen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen aufgrund seiner Nationalität machen.»
«Es ist lächerlich»
Er sei als Teenager aufgewachsen, als die Sowjetunion zerfiel. «Ich habe viele Jugendrennen gegen andere Sowjetrepubliken bestritten, ich trug das Trikot von Kasachstan, aber wir sprachen alle dieselbe Sprache, die russische. (...) Wir waren Teil eines riesigen Landes, das demontiert wurde, aber es war nicht unsere Entscheidung. Damals hätte sich keiner vorstellen können, dass zwei Republiken dreißig Jahre später in den Krieg gegeneinander ziehen würden», so Vinokourov.
Der frühere Teamkollege von Jan Ullrich kann es auch nicht verstehen, dass seine russischen und belarussischen Fahrer ohne Nationalität gelistet werden. «Es sieht so aus, als ob die UCI sie bestrafen will, als ob diese Fahrer selbst in die Ukraine eingedrungen wären. Es ist lächerlich. (...) Reicht es nicht schon aus, den Nationalmannschaften von Russland und Belarus die Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu verbieten?»
Ein russischer Fahrer aus dem Astana-Nachwuchsteam sei von der UCI suspendiert worden, weil er einen prorussischen Tweet geliked habe. «Er ist erst 19 Jahre alt, macht man sich in diesem Alter allein deshalb einer Straftat schuldig?»