Löwen (rad-net) - Das belgische Team ist im Straßenrennen der WM in Flandern gestern leer ausgegangen. Sowohl Topfavorit und Lokalmatador Wout van Aert als auch Teamkollege Jasper Stuyven verpassten eine Medaille bei dem Wettbewerb nur knapp, wobei Van Aert im Nachhinein als Teamkapitän die Verantwortung übernahm. Er sei auch «nur ein Mensch» und WM-Sieger Julian Alaphilippe sei einfach stärker gewesen, erklärte der Belgier im Ziel.
«Offensichtlich war ich nicht schlecht, aber ich war nicht gut genug. Ich bin das Finale gefahren und hinter Alaphilippe waren die Unterschiede nicht allzu groß», berichtete Van Aert von dem Rennen. «Ich habe jetzt keinen Narren aus mir gemacht, aber ich war nicht gut genug. Es gibt zwei Gründe, warum wir nicht gewonnen haben: Alaphilippe war deutlich besser als alle anderen und ich war nicht so gut, wie ich gehofft hatte.»
Tatsächlich kontrollierte das französische Team um Alaphilippe das Rennen beinahe von der Startlinie an, indem es auf dem 268 Kilometer langen Kurs immer wieder Attacken und Tempoverschärfungen setzte. Die Belgier um Van Aert parierten diese Versuche zwar immer wieder, hätten aber nicht mit so viel Einsatz, so früh in dem Rennen gerechnet, wie Van Aert später berichtete: «Ich hatte nicht erwartet, dass wir so früh unter Druck gesetzt werden würden. Es war, als ob sie die Runden falsch gezählt hätten. Schon bei der ersten Flandern-Schleife, 200 Kilometer vor dem Ziel, explodierte das Rennen. Der Druck war zwar groß, aber wir sind nicht daran zerbrochen. Wir haben einen kühlen Kopf bewahrt, und als wir uns an die Spitze setzten, waren auch die anderen Nationen unter Druck.»
Rund 50 Kilometer vor dem Ziel, am Ende der zweiten Flandern-Schleife, setzte Alaphilippe am 16,3 Prozent steilen Anstieg am Smeysberg schließlich die Attacke, die die Favoriten an die Führungsgruppe heranführte. Der Belgier blieb zunächst mit seinen Teamkameraden Stuyven zurück, zeigte sich aber nach wie vor zuversichtlich: «Das war wahrscheinlich ein Zeichen, aber der härteste Teil des Rennens war schon vorbei. Jasper und ich konnten die Situation schnell klären. Wir waren immer noch in einer guten Situation. Remco konnte die Gruppe sehr lange zusammenhalten. Jasper und ich waren die Jungs, die etwas versuchen mussten, um es in Löwen zu beenden.»
Der Kampf um eine Medaille bei der Heim-WM endete für Van Aert dann 20 Kilometer vor dem Ziel, als er Teamkollege Stuyven grünes Licht gab, es selbst zu versuchen. Der Fahrer aus Löwen schloss sich Alaphilippes Verfolger, Neilson Powless (USA), an und erhielt zusätzlich Dylan van Baarle (Niederlande) und Michael Valgren (Dänemark) als Gesellschaft. Am Ende konnten die vier aber nur noch um die Plätze zwei und drei sprinten, von denen Stuyven keinen erreichte: «Ich bin am Boden zerstört. Es ist wirklich traurig. Plan A war, für Wout zu fahren, und das hat mich am Ende vielleicht die Energie für den Sprint um den zweiten Platz gekostet. Wir sind zu dritt im Sprint auf die Zielgerade zugekrochen und ich bin derjenige, der eine Medaille verpasst hat. Das ist wirklich traurig. Ich hätte hier wirklich gerne eine Medaille geholt.»
Ob ein früheres Zeichen Van Aerts einen Unterschied für Stuyven gemacht hätte, konnte der Kapitän im Nachhinein nicht sagen, aber es sei deutlich gewesen, dass Alaphilippe stärker als alle anderen gewesen sei: «Kurz bevor Alaphilippe am Anstieg nach St. Anthonius den entscheidenden Schritt machte, sagte ich Jasper, er solle das Rennen fahren, weil ich dachte, ich sei nicht gut genug, um es zu Ende zu bringen. Alaphilippe war einfach stärker. Es wäre ein schöner Trostpreis gewesen - jedenfalls für Jasper -, auf dem Podium zu stehen. Das ist schade.»