Hoogerheide (rad-net) - Nach Platz zwei bei der Cross-Weltmeisterschaft in Hoogerheide (Niederlande) hinter Mathieu van der Poel hat Wout van Aert zugegeben, dass er von der Taktik seines Dauerrivalen verwirrt war. «Ich habe vergessen, meinen eigenen Sprint zu fahren», so der Belgier.
Van Aert war nach dem Rennverlauf daovn ausgegangen, dass Van der Poel in der letzten Runde seine Fähigkeiten beim Sprung über die Hürden nutzen würde, um dort anzugreifen. Als der Moment jedoch gekommen war, ließ Van der Poel Van Aert den Vortritt und reihte sich an zweiter Stelle ein. Schließlich überraschte ihn der Niederländer mit seinem Antritt auf der Zielgeraden, sodass Van Aert nicht mehr reagieren konnte. «Ich hatte immer im Kopf, dass ich nach den Barrieren an zweiter Stelle liegend in den Sprint gehen würde», sagte ein enttäuschter Van Aert, nachdem er sich mit der Silbermedaille zufrieden gegeben hatte. «Ich habe mich darauf konzentriert und war ein bisschen verwirrt, also habe ich vergessen, meinen eigenen Sprint zu fahren.»
Doch das war offenbar auch Van der Poels Plan. Er hatte sich bewusst gegen eine Attacke bei der letzten Passage der Hürden entschieden, da ihm dies zu durchschaubar erschien. «Ich habe es ein paar Mal versucht und alle haben erwartet, dass ich an den Barrieren angreife, aber ich wollte als Zweiter auf die Zielgerade einbiegen. Ich glaubte nicht, dass ich in 10 oder 15 Metern genug Vorsprung herausholen würde, um ihn abzuhängen. An der Treppe wäre er wieder an meinem Rad und im Vorteil gewesen», erklärte Van der Poel. Weiter sagte er: «Ich habe versucht, manchmal an den Hürden Druck auszuüben, aber es ist nicht so, als ob Wout nicht in der Lage wäre, sie zu überspringen. Wenn er vom Fahrrad abgestiegen wäre, hätte man wirklich etwas versuchen können. Er war immer wieder schnell an meinem Hinterrad, also machte es keinen Sinn, dort etwas zu versuchen. Der andere Teil des Kurses war schwieriger.»
Als er darüber nachdachte, den Weltmeistertitel in der Elite-Klasse zum vierten Mal an seinen Rivalen verloren zu haben, erklärte Van Aert, dass er besser den Sprint hätte starten sollen, als das Duo auf die Zielgerade einbog: «Wenn ich direkt aus der Kurve losgesprintet wäre, hätte Mathieu mich vielleicht auch überholt, aber ich hätte wahrscheinlich jetzt ein besseres Gefühl, wenn ich es gemacht hätte.»
«Ich habe das Gefühl, ich hätte das Rennen gewinnen können, da wir in der letzten Minute des Rennens noch zusammen waren und ich noch meine Chance hatte. Er kam von hinten und hatte sofort zwei Radlängen Vorsprung. Ich war dann in seinem Windschatten, konnte aber die Lücke nicht rechtzeitig schließen. Ich hatte einen 48er Blatt vorne und habe angefangen zu schalten, als Mathieu an mir vorbeigefahren ist, aber ich hatte nicht genug Gänge», erklärte Van Aert weiter.
Der 28-Jährige gab aber auch zu, das Van der Poel ihn das ganze Rennen über unter Druck gesetzt hatte. Zwar ließ er sich nie abschütteln, konnte andererseits aber auch nicht selbst reagieren. «Es war ein wirklich hartes Rennen für mich. Von der ersten Runde an machte Mathieu Druck», sagte Van Aert «Die erste Hälfte des Rennens war schwierig und deswegen hatte ich nicht wirklich Lust, etwas auszuprobieren. Das Rennen war ziemlich schnell, also würde es nicht wirklich Sinn machen, etwas zu versuchen. Dinge passieren immer aus einem bestimmten Grund und ich war von Anfang an am Limit. Ich denke, er war am Ende des Tages stärker.»
Nach den Weltmeisterschaften, wird Wout van Aert seinen Fokus nun auf die Straßensaison richten. Dort wird er, genauso wie Mathieu van der Poel, bei Strade Bianche sein erstes Rennen bestreiten. Das Duo wird dann unter anderem auch bei Mailand-San Remo, der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix aufeinandertreffen.