Wasquehal (dpa) - Jan Ullrich hat in einem Interview mit der «L'Equipe» zum ersten Mal öffentlich über seine Zusammenarbeit mit dem italienischen Mediziner und Trainings-Analytiker Luigi Cecchini gesprochen.
Die französische Sportzeitung nannte den Italiener «sehr kontrovers», obwohl dessen Name in den Doping-Ermittlungen gegen seine Kollegen Francesco Conconi und Michele Ferrari nie gefallen ist. «Ich arbeite seit vergangenem Jahr mit Cecchini. Mein Team-Kollege Tobias Steinhauser hat mich darauf gebracht. Ich halte mit ihm telefonisch und über Mail Kontakt. Ich habe keine Angst zu sagen, dass es Dinge gibt, die mich an ihm faszinieren», sagte Ullrich.
Vor seinem Comeback im vergangenen Jahr hatte Ullrich in Trainingsfragen eng mit dem Berliner Coach Peter Becker zusammengearbeitet, der ihn schon zu DDR-Zeiten betreut hatte. Cecchini betreute Ullrichs früheren Team-Kollegen Bjarne Riis bei dessen Toursieg 1996. Der Däne hatte vor acht Jahren völlig überraschend den sechsten Erfolg des Spaniers Miguel Indurain verhindert.
Diesen Plan verfolgt Ullrich auch. Er möchte den fünfmaligen Toursieger Lance Armstrong, für dessen medizinische Betreuung weiter auch Ferrari zuständig ist, entthronen. «Er ist nicht unschlagbar und hat auch seine schwachen Punkte. Armstrong hat in diesem Jahr den ungeheuren zusätzlichen Druck des Rekordes. Er will das sechste Mal siegen. Ein zweiter Platz würde für ihn eine vernichtende Niederlage bedeuten», sagte Ullrich, der zur Tour gekommen sei, «um zu gewinnen, aber je nach dem wie es läuft, könnte ich im Finale auch mit einem zweiten oder dritten Platz zufrieden sein. Das würde mir nicht den Verstand rauben.»
Cecchini arbeitet in seiner Privatpraxis in Lucca in der Toskana auch mit dem zweifachen Weltcup-Gewinner Michele Bartoli, dem letztjährigen Tour-Vierten Tyler Hamilton (USA) und Ex-Weltmeister Mario Cipollini. Der italienischen Mediziner wird auch als «früherer Mitarbeiter Ferraris» bezeichnet. Die italienische Justiz hat die Verfahren gegen diesen Arzt eingestellt, weil dessen strafbare Verbreitung von Doping-Mitteln verjährt war. «Ob er Ferrari-Mitarbeiter war, kann ich nicht sagen. Ich habe den Kollegen Cecchini 1996 kennen gelernt, als er Riis betreute. Seine Trainingspläne waren exzellent - ich habe viel davon gelernt», sagte T-Mobile-Arzt Lothar Heinrich.