Berlin (dpa) - Vage Andeutungen, aber keine Doping-Beichte - auch nach der Geständniswelle im Radsport kommt für Jan Ullrich eine umfassende Aussage über seine zweifelhafte Vergangenheit nicht infrage.
«Jeder kann sich selber ein Bild machen, was in der Vergangenheit im Radsport passiert ist und auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen», schrieb Ullrich in seinem Blog auf der Internetseite des TV-Senders Eurosport.
Im Gegensatz zu Armstrong und weiteren Fahrern, die in den vergangenen Wochen über ihre Doping-Praktiken berichtet hatten, verzichtet der frühere deutsche Radstar auf einen ähnlichen Schritt. Er sei nach seiner sportrechtlichen Verurteilung einen Weg gegangen, den nicht alle verstünden. «Aber mein Weg ist es dennoch, die Sache mit mir selber zu vereinbaren, anstatt womöglich die Menschen und Förderer, die mich in meiner aktiven Zeit unterstützt haben, mit hineinzuziehen», ergänzte Ullrich.
Ullrich war im vergangenen Jahr vom Internationale Sportgerichtshof CAS wegen seiner Verwicklung in den Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu einer zweijährigen Sperre verurteilt worden, die rückwirkend vom 22. August 2011 an ausgesprochen wurde. Außerdem wurden ihm alle Resultate vom 1. Mai 2005 an gestrichen. So wurden ihm der dritte Platz bei der Tour 2005, der zweite Rang bei der Deutschland-Tour im gleichen Jahr und der Gesamtsieg bei der Tour de Suisse 2006 aberkannt.
Nachdem Ullrich jahrelang Doping-Praktiken bestritten hatte, räumte er nach dem CAS-Entscheid Kontakte zu Fuentes ein. Dabei will es der Olympiasieger von Sydney offenbar belassen. «Meine aktive Radsport-Karriere liegt schon fast zehn Jahre zurück, für meine Familie und mich zählt nur noch die Zukunft.»
Den Profi-Radsport sieht Ullrich inzwischen auf dem Weg der Besserung. «Unsere junge Generation hat eine faire Chance verdient!», meinte Ullrich und fügte hinzu: «Hut ab vor ihren Leistungen - ich vertraue ihnen und das sollten die Fans auch tun.» Zuletzt hatte Gerald Ciolek den Frühjahrs-Klassiker Mailand-San Remo gewonnen.
Kritik richtete der 39-Jährige an die Veranstalter der großen Rennen. Er habe mit Blick auf die Streckengestaltung Bedenken zu der Rolle der Organisatoren. «Die Tour feiert ihr 100-Jähriges und lässt Alpe d?Huez gleich zweimal am Tag fahren. Der Giro, schon immer im Schatten der Tour de France und natürlich 'eifersüchtig' auf die Werbeeinnahmen der Kollegen der ASO, steigert von Jahr zu Jahr die Zahl der Bergetappen.» Die Zahl der Flachetappen könne man dagegen an einer Hand abzählen.