Berlin (dpa) - Das Finanzgebaren des Jan Ullrich-Rennstalls Coast wirft weiter Fragen auf. Der Weltverband UCI, der das Essener Team des Textilkaufmanns Günther Dahms seit der Lizenzerteilung unter besonderer Beobachtung hat, wartet auf die Einsicht des Vertrags des Olympiasiegers.
Im Januar hatte Ullrich einen Drei-Jahres-Kontrakt im Gesamtwert von rund fünf Millionen Euro unterschrieben. Bei Nicht-Vorlage würde der Tour-Sieger von 1997, der wegen Dopings noch bis 23. März gesperrt ist, keine Fahrerlaubnis erhalten.
«Das ist eine reine Formsache. Wir haben doch noch Zeit. Sein Vertrag wird der UCI nächste Woche vorliegen. Bis alle Versicherungsfragen geklärt sind - wir haben für die Fahrer 17 Versicherungsleistungen nachzuweisen - dauert das eben», sagte am Freitag Teamchef Wolfram Lindner. Bei Erteilung der GS I-Lizenz im Dezember erhielt Coast die Auflage, alle Fahrer-Verträge monatlich vorzulegen. Die 12 ausländischen bei Coast beschäftigten Profis liegen seit Jahresbeginn mit der Mannschaftsleitung im Streit wegen einbehaltener Steuerabgaben.
Ullrich-Manager Wolfgang Strohband, der in den letzten Tagen in italienischen und spanischen Zeitungen von angeblichen neuen Interessenten lesen konnte, die Ullrich bei auftretenten Schwierigkeiten sofort übernehmen würden, hegt offensichtlich noch keine Zweifel an der finanziellen Solidität des Rennstalls. «Bisher gibt es keine Probleme mit Coast. Die Spekulationen um Jan sind entstanden, weil bei der UCI zu viel geredet wird», sagte Strohband am Freitag.
Das Fehlen des angekündigten, aber offensichtlich noch nicht akquirierten Co-Sponsors bereitet dem Hamburger Manager keine Sorgen: «Herr Dahms versicherte mir, notfalls ein Jahr auch mit eigenen Mitteln auszukommen.» Am Mittwoch hatte der Coast-Chef erklärt, er stehe mit drei Kandidaten in aussichtsreichen Gesprächen.
Mitte März soll beim Weltverband in Aigle/Schweiz ein weiteres Coast-Problem bereinigt werden. «Ein Teil unserer ausländischen Fahrer und ihre Anwälte werden zusammen mit uns bei der UCI klären, wie die weiter strittigen Steuerfragen zu klären sind. Nach dem deutschen Steuergesetz sind wir verpflichtet, jeweils 16 Prozent Mehrwertsteuer einzubehalten. Dagegen wehren sich noch immer einige Fahrer», erklärte der frühere DDR-Auswahltrainer Lindner, der «Verhältnisse wie in Kaiserslautern verhindern» will, deshalb «läuft bei uns alles korrekt».