Aigle (rad-net) - Die UCI hat den Manager des belgischen Frauenteams Doltcini-Van Eyck, Marc Bracke, für drei Jahre von seinen Tätigkeiten im Radsport suspendiert. Via Pressemitteilung veröffentlichte der internationale Dachverband am heutigen Mittwoch das Urteil, welches jetzt aus einem Disziplinarverfahren gegen den Manager wegen sexueller Belästigung zweier Fahrerinnen resultierte. Bracke gab bereits bekannt, das Urteil der Kommission anfechten zu wollen.
«Die Disziplinarkommission hat die Suspendierung von Herrn Bracke von jeder Funktion im Radsport für einen Zeitraum von drei Jahren angeordnet», hieß es in der zugehörigen Pressemitteilung der UCI. «Als zusätzliche Maßnahme und als Bedingung für die Erteilung einer neuen Lizenz nach dem Zeitraum der Aussetzung muss Herr Bracke an einem Programm zur Sensibilisierung für Belästigung teilnehmen, das von einer anerkannten professionellen Einrichtung durchgeführt wird.»
Vor gut neun Monaten war das Verfahren gegen Bracke eingeleitet worden, nachdem die UCI Ethikkommission einen Bruch des Ethikkodexes seitens des Sportdirektors festgestellt hatte. Die beiden Profirennfahrerinnen Marion Sicot und Sara Youmans hatten formale Klagen gegen Bracke eingereicht, in denen sie den Manager sexueller Belästigung bezichtigten, nachdem er mehrfach Fotos von ihnen in «Unterhose und BH» und im «Bikini» verlangt habe. Vergangenen September ging der Fall Bracke vor den Disziplinarausschuss.
Zunächst gab die UCI nicht bekannt, welche Artikel des Ethikkodexes Bracke verletzt hatte, doch mit dem jetzigen Urteil veröffentlichte der Dachverband, dass es sich um die Artikel 6.4 – Schutz der physischen und mentalen Integrität, sowie 2.3 Absatz 1 – Sexuelle Belästigung gehandelt habe, woraus nun die Suspendierung bis Juni 2024 resultierte.
Sowohl Bracke als auch sein Team Doltcini-Van Eyck gaben schon jetzt bekannt, das Urteil der Disziplinarkommission anfechten zu wollen. Bereits kurz nach der ersten eingereichten Klage von Sicot gegen den Manager hatte das Team reagiert und behauptet, dass das Verlangen von Fotos in Unterwäsche und Bikinis zu den «gängigen Methoden» im Radsport gehöre und Sicot mit ihrer Klage lediglich versuche, ihren eigenen Dopingprozess zu entschärfen und sich dazu noch die «#MeToo»-Debatte «zu Nutze» machen wolle. Bracke hingegen rechtfertigte die Aufforderung zu den Fotos damals damit, lediglich die Beine der Fahrerinnen begutachten zu wollen.
Nach der Urteilsverkündung veröffentlichte das Teammanagement nun ein neues Statement, in dem die Fairness des Prozesses gegen Bracke in Frage gestellt wurde: «Marc Bracke wurde in diesem Fall nie angehört und keines seiner universellen Menschenrechte, einschließlich des Rechts, sich zu verteidigen, wurde in irgendeiner Weise respektiert. Die UCI steht nicht über dem Gesetz. Marc Bracke hat zu jeder Zeit die Geheimhaltung der Untersuchung respektiert, im Gegensatz zu Marion Sicot, die ununterbrochen Wahlkampf gemacht hat und mehrmals Informationen aus der Untersuchung durchsickern ließ. [...] Es ist klar, dass dies kein fairer Prozess ist. Aus diesem Grund wird Marc Bracke beim TAS [CAS] in Berufung gehen.»