Rocca di Cambio (dpa) - Das Team NetApp präsentiert sich bei seinem Giro-Debüt stärker als erwartet. Die Truppe hat zwar nur Nobodies im Aufgebot und reist mit einem neunsitzigen Camper durch Italien, während konkurrierende Teams im Luxusbus vorfahren.
Aber der deutsche Zweitdivisionär mit dem US-Sponsor erwies sich in der ersten Giro-Woche durchaus als Bereicherung im Fahrerfeld der Radprofis. Und dies nicht nur wegen der Software des Hauptsponsors, die bei der zweitwichtigsten Landesrundfahrt eingesetzt ist, und dem Firmenlogo, das deshalb an der Strecke überall prangt.
Zwei Top-5- und sechs Top-15-Platzierungen bei den Etappen, dreimal in Fluchtgruppen präsent - darunter auch in der bislang einzigen, die das Ziel vor dem Hauptfeld erreichte - und am Samstag mit dem Schweizer Reto Hollenstein sogar eine Zeit lang im virtuellen Rosa Trikot: Für den «David» unter vielen Goliaths ist das aller Ehren wert. «Wir sind heute mehr als zufrieden», sagte der Sportliche Leiter Enrico Poitschke, nachdem sich sein Fahrer Bartosz Husarski auf der schwierigen Sonntagsetappe auf Rang acht gekämpft hatte.
Am Montag hatte die Außenseiter-Equipe dann erneut Grund zum Jubeln: In einem nervösen Sprintfinish mit Stürzen von vielen Favoriten spurtete der Österreicher Daniel Schorn auf den fünften Platz, Landsmann Matthias Brändle komplettierte das überzeugende NetApp-Auftreten im Zielort Frosinone als Achter.
Die Leistung der ersten Giro-Woche erreicht zwar nicht die legendäre Rosa-Fahrt des NetApp-Sportchefs Jens Heppner vor zehn Jahren. «Aber das stellt auch einen absoluten Glücksfall dar, dass man eine Gruppe erwischt, die durchkommt und darin noch der bestplatzierte Fahrer ist», sagte Heppner und machte auf die Besonderheit seiner zehn Tage in Rosa 2002 aufmerksam.
Mit einem anderen Vergleich ist Heppner aber durchaus zufrieden. «Wir sind hier bei unserer ersten dreiwöchigen Rundfahrt. Als Milram und Gerolsteiner angefangen haben, hat man die in ihren ersten drei Wochen gar nicht gesehen», sagt Heppner der Deutschen Presse-Agentur. Das mit lediglich drei Giro-Startern eher schmale Potenzial in Italien - in der innerdeutschen Wertung etwa sind die beiden NetApp-Profis Andreas Schillinger und Timon Seubert weit hinter Rabobank-Oldie Grischa Niermann positioniert - wird ausgereizt.
Für diese Woche kündigte Heppners Kollege Poitschke «die eine oder andere weitere Überraschung» an. Und vielleicht inspiriert die Vorstellung in Italien den NetApp-Finanzier Andreas König, endlich den Zuschlag für die kommende Saison zu erteilen. Denn die Vertragsverlängerung des Sponsors steht noch aus.