Harrogate (rad-net) - Samuele Battistella aus Italien ist neuer Straßen-Weltmeister der U23-Klasse. Eigentlich hatte Nils Eekhoff (Niederlande) als Erster den Zielstrich überquert, wurde aber kurze Zeit später disqualifiziert. Silber ging an Stefan Bissegger (Schweiz), Bronze sicherte sich Tom Pidcock (Großbritannien).
Georg Zimmermann verpasste als Zwölfter die Top Ten knapp.
Das 173 Kilometer lange Rennen wurde schnell angegangen und früh gab es die ersten Attacken. Jedoch wurde noch keine Gruppe fahren gelassen. Nach rud 35 gefahrenen Kilometern griff der deutsche Nationalfahrer Patrick Haller gemeinsam mit Jonas Isversby Hvideberg (Norwegen). Sie bekamen nach und nach Gesellschaft von elf weiteren Fahrern: Johan Jacobs (Schweiz), Alessandro Covi (Italien), Marijn van den Berg (Niederlande), Stuart Balfour, Fred Wright (beide Großbritannien), Petr Kelemen (Tschechien), Ben Healy (Irland), Stanislaw Aniolkowski (Polen), Ludvik Aspelund Holstad (Norwegen), Stan Dewulf (Belgien) und Andreas Lorentz Kron (Dänemark). Damit bestand die Spitzengruppe des Tages schließlich aus 13 Fahrern. Zunächst ließ das Peloton aber nicht locker und lange Zeit bestand der Abstand nur rund 15 Sekunden. Erst nach gut 100 gefahrenen Kilometern vergrößerte sich der Abstand auf 45 Sekunden. Der maximale Vorsprung der Ausreißer betrug 1:10 Minuten. «Als die erste Gruppe ging, war ich dabei und es lief gut, auch wenn es extrem hart vorne war. Richtig weg kamen wir aber nicht, und am Berg haben sie uns wieder eingeholt», so Haller.
Bei noch 60 zu fahrenden Kilometern, als der Vorsprung der Gruppe auf unter eine halbe Minute sank, griffen aus der Spitze Covi, Dewulf, Kron und Balfour an, während der Rest vom Feld eingeholt wurde.
Dort hatte sich inzwischen unter anderem mit die deutsche Nationalmannschaft an die Spitze gespannt, um die Gruppe zurückzuholen. Durch eine Tempoverschärfung von Jonas Rutsch wurde die Führungsgruppe 55 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Zugleich war das Feld in zwei Gruppen zerrissen und damit eine Vorentscheidung gefallen, denn die zweite Feldgruppe - mit Ausnahme von zwei Fahrern - kam nie mehr nach vorne. Circa 25 Rennfahrer machten noch den Sieg unter sich aus.
25 Kilometer vor dem Ziel fuhren Szymon Sajnok (Polen) und Idar Andersen (Norwegen) aus dem Feld davon. Fünf Kilometer schlossen Bissegger, Battistella, Pidcock und Tobias Foss (Norwegen) zum Duo auf. Allerdings fiel Andersen 15 Kilometer vor dem Ziel durch Defekt aus der Gruppe und Sajnok konnte fünf Kilometer vor dem Ziel dem hohen Tempo nicht mehr folgen, also blieben vier Fahrer vorne übrig. Und beinahe hätte sich der spätere Bronzemedaillengewinner auch noch selbst eliminiert, als er sich beim Zurückblicken am Hinterrad von Battistella aufhing und einen Sturz nur knapp vermied.
Zuvor, zehn Kilometer vor dem Ziel, hatten sich mit dem Deutschen Georg Zimmermann, Eekhoff, Kron und Sergio Andres Higuita Garcia (Kolumbien) vier Verfolger aus dem Feld gelöst. Vor allem Higuita war immer wieder vorne zu sehen und sorgte bei den Verfolgern für Tempo - für Zimmermann war das Tempo allerdings zu hoch und er musste vier Kilometer vor dem Ziel reißen lassen. «Es ist sehr schade, Nils Eekhoff ist als Sprinter bekannt und hat mich am Berg abgehängt. Da wurden irgendwie die Regeln des Radsports nicht beachtet, ich bin nicht hinterhergekommen. Ich bin also knapp an der Möglichkeit vorbei geschrappt, in der Gruppe zu sein, die den Weltmeister gestellt hat. Da darf man schon enttäuscht sein», bedauerte Zimmermann.
«Es ist ärgerlich, dass Georg Zimmermann als einziger im Finale ausgerechnet von der Gruppe abgehängt wird, die den späteren Weltmeister stellt. Wir haben heute gezeigt, wie man mannschaftsdienlich fährt, aber im Finale haben wir die Chance verpasst», sagte U23-Bundestrainer Ralf Grabsch.
Vor Flamme Rouge, als die vier Fahrer vorne begannen sich anzuschauen, kamen die Verfolger immer näher und 800 Meter vor dem Ziel war der Zusammenschluss perfekt.
Eekhoff fuhr direkt nach vorne, um in guter Position für den Sprint zu sein und erwies sich in einem langen Spurt als der stärkste. Aber einige Zeit nach dem Zieleinlauf wurde der 21-Jährige disqualifiziert. Die Rennjury erkannte ihm den WM-Titel ab, weil Eekhoff zu Beginn des Rennens nach einem Sturz vom Windschatten der Begleitfahrzeuge profitiert haben soll, um ins Feld zurückzukommen.