Marsberg/Neheim (rad-net) - Wer wird Nachfolger von Lisa Brennauer und Maximilian Schachmann, die im vergangenen Jahr in Stuttgart die deutschen Meistertitel im Straßenrennen eroberten? Wer wird als Deutschlands schnellster Zeitfahrer, schnellste Zeitfahrerin gekürt? Die Antwort darauf geben die Deutschen Straßenmeisterschaften der Elite vom 24. bis 26. Juni im Sauerland.
«Die Zuschauer dürfen sich auf drei Tage hochkarätigen Radsport im Sauerland freuen», sagt Sauerland-Manager und Organisator Heiko Volkert, der gemeinsam mit Jörg Scherf und deren Veranstaltergemeinschaft DM Rad 2022 GmbH Ausrichter der diesjährigen Meisterschaft ist. Im Zeitfahren wird erstmals der Titel der Frauen U23 vergeben.
Bei den Männern ist es eine Frage des Prestiges für das deutsche Team Bora-hansgrohe, auch in diesem Jahr den Meister zu stellen. Titelverteidiger Maximilian Schachmann ist rechtzeitig vor der DM wieder in sehr guter Form. Lange musste er aus gesundheitlichen Gründen pausieren. In der Tour de Suisse hat er sich stark präsentiert, war am Ende Zehnter des Gesamtklassements. Wenn Bora mit dem Meistertrikot zur Tour reisen möchte, würde sich auch Nils Politt empfehlen. Die Strecke dürfte dem Hürther liegen. Teamkollege Jonas Koch, im letzten Jahr in Stuttgart schon Zweiter, ist ebenso zum Kreis der Favoriten zu zählen, genau wie Giro-Etappensieger Lennard Kämna, der wahrscheinlich auch bei der diesjährigen Tour starten wird. Weitere Favoriten sind Georg Zimmermann (Intermarché Wanty-Gobert Matériaux) oder Jonas Rutsch (EF Education Easy Post).
Das Straßenrennen der Männer geht über 200 Kilometer von Arnsberg-Neheim nach Winterberg und läuft dabei über große Teile der beliebten wie anspruchsvollen Sauerlandrundfahrt. Das Rennen führt über Alt-Arnsberg, Warstein, Meschede, Sundern, Eslohe, Schmallenberg und Siedlinghausen bis ins Ziel auf die Höhen des Kahlen Astens. Die knackigen Anstiege der Sauerländer Berge und die spektakulären Abfahrten werden die Fahrer fordern.
Aufgrund ihrer Rennhärte sind natürlich die WorldTour-Profis im Vorteil. Aber die zahlreichen Fahrer der «kleineren» deutschen Mannschaften gehen hoch motiviert ins Rennen und wollen es der großen Konkurrenz schwer machen. Vor zwei Jahren, auf dem Sachsenring, gab es mit Marcel Meisen (damals Alpecin-Fenix) einen Überraschungssieger. Er startet diesmal für das Koblenzer Team Lotto-Kern Haus. Besonders motiviert sind auch die Fahrer des heimischen Teams Saris-Rouvy Sauerland, die als Lokalmatadoren für Furore sorgen wollen.
Bei den Frauen ist Titelverteidigerin Lisa Brennauer (Ceratizit-WNT) wieder eine der Topfavoritinnen. Ihre größte Konkurrentin dürfte Liane Lippert (DSM) sein, die 2021 schon auf den Silberrang fuhr. Das Podium von Stuttgart 2021 vervollständigte Ricarda Bauernfeind aus Ingolstadt, die eine glänzende Saison hingelegt hat (u. a. Gesamtdritte Andalusien-Rundfahrt) und ebenfalls mitmischen wird.
Das 130-Kilometer-Rennen der Frauen startet in Siedlinghausen und führt acht Mal über einen 13-Kilometer-Rundkurs über Brunskappel und Elpe ins Ziel nach Winterberg, wo am Kahlen Asten im Schatten des Astenturms die Deutsche Meisterin gekürt wird.
Die Titelkämpfe beginnen bereits am Freitag, dem 24. Juni, mit dem Einzelzeitfahren der Männer Elite und U23 und der Frauen Elite und U23. Die 27 Kilometer lange Runde beginnt in Marsberg, führt über Obermarsberg, Giershagen, Leitmar, Canstein, Udorf, Kohlgrund und Erlinghausen. «Das ist eine knüppelharte Strecke mit steilem Anstieg zu Beginn und teils technisch anspruchsvollen Kurven», so Jörg Scherf.
Im letzten Jahr gewann Lisa Brennauer ihren vierten Zeitfahr-Titel und hat alle Chancen, zum fünften Mal wieder ganz oben aufs Treppchen zu kommen. Konkurrenz bekommt sie von ihrer Teamkollegin Franziska Brauße, von Lisa Klein (Canyon-SRAM) und Mieke Kröger, die gemeinsam mit Brennauer in Tokio im Vierer zur Goldmedaille rasten. Im Sauerland aber sind sie Konkurrentinnen. Medaillenchancen hat auch Hannah Ludwig, zweifache U23-Europameisterin im Zeitfahren. Erstmals wird im Sauerland auch der deutsche Meistertitel in der Kategorie U23 Frauen vergeben.
In der Eliteklasse der Männer gewann Tony Martin im letzten Jahr in Öschelbronn sein zehntes Meistertrikot im Kampf gegen die Uhr. Weil er inzwischen seine Karriere beendet hat, wird im Sauerland in jedem Fall ein neuer Meister gekürt. Und die besten Chancen hat Maximilian Walscheid (Cofidis), im letzten Jahr hinter Martin und Miguel Heidemann (B&B Hotels-KTM) Dritter. Der Trierer ist natürlich auch 2022 Medaillen-Kandidat. In der Kategorie U23 stehen die Chancen gut, dass Michel Heßmann (Jumbo-Visma) seinen Titel verteidigen kann.
Während die Profis am Samstag, dem 25. Juni, einen Ruhetag einlegen und sich auf das Straßenrennen am Sonntag vorbereiten, steht dieser Tag ganz im Zeichen der Hobby-Radfahrer: Der Ski-Club Siedlinghausen organisiert bereits zum 28. Mal seinen traditionellen Bildchen-Sprint für Jedermänner und -frauen. Das Einzelbergzeitfahren von Siedlinghausen zum Großen-Bildchen geht über 8,2 Kilometer.