Siena (rad-net) - Der italienische Frühjahrsklassiker Strade Bianche wird am Samstag erstmals als Teil der UCI-WorldTour ausgetragen werden. Doch auch so ist das hügelige Rennen über toskanische Schotterwege mit seinem legendären Finale auf der Piazza il Campo in Siena nach der Lombardeirundfahrt und Mailand-San Remo das prestigeträchtigste Eintagesrennen auf italienischem Boden – dementsprechend hochkarätig ist das Starterfeld.
Fabian Cancellara gelang im letzten Jahr zum Abschied sein dritter Sieg in Siena, als er den ein Jahr zuvor erfolgreichen Zdenek Stybar (Quick-Step-Floors) schlug. Dieser hat am Samstag ein sehr starkes Team an seiner Seite, besonders die Italiener Gianluca Brambilla und Matteo Trentin sowie der vielfache luxemburgische Meister Bob Jungels könnten dem Tschechen den Weg zu seinem zweiten Sieg ebnen. Stybar ist als ehemaliger Cross-Weltmeister für die zum Teil hügeligen Schotterpassagen geradezu geschaffen und wird auch in diesem Jahr wieder zum Favoritenkreis zählen.
Mit Moreno Moser (Astana) und Michal Kwiatkowski (Team Sky) sind zwei weitere ehemalige Sieger gemeldet. Moser wird an der Seite von Fabio Aru starten, während Kwiatkowski mit Diego Rosa einen starken Helfer an seiner Seite hat. Möglicherweise wird Rosa, Zweiter der Lombardeirundfahrt im letzten Jahr und bereits Fünfter bei Strade Bianche 2015, je nach Rennverlauf auch auf eigene Kappe fahren können.
Sowohl Moser als auch Kwiatkowski gewannen ihre Rennen 2013 bzw. 2014 vor Peter Sagan (Bora-hansgrohe), der nach seinem starken Klassikerauftakt in Belgien seinen ersten Sieg bei einem italienischen Eintagesrennen anstrebt. Beide hängten den Doppelweltmeister auf dem letzten steilen Stück hinauf zur Piazza il Campo ab, doch ob dies auch in diesem Jahr gelingt, ist angesichts der starken Frühform des Slowaken vom deutschen WorldTour-Team fraglich. Sagan nutzt das Rennen auch als Vorbereitung für Mailand-San Remo, wo er nach seinem Sieg bei der Flandernrundfahrt im letzten Jahr sein zweites Radsport-Monument gewinnen will. Die deutschen Profis Marcus Burghardt und Christoph Pfingsten werden den Slowaken am Samstag unterstützen.
Auch Greg Van Avermaet (BMC) war schon einmal nah dran an einem Sieg in Siena: 2015 erreichte er den Zielort mit Stybar und Alejandro Valverde (Movistar) und griff am finalen Anstieg zuerst an. Nur Stybar konnte damals seinem Antritt wiederstehen und zog auf den letzten Metern noch am Belgier vorbei. Nach Strade Bianche könnte Van Avermaet bei Tirreno-Adriatico seinen Titel verteidigen. «Ich habe nach meinem Sieg beim Omloop Het Nieuwsblad viel Selbstvertrauen. Wir haben an beiden Tagen in Belgien eine starke Teamleistung gezeigt und waren vorne mit dabei. Ich hoffe, dass ich in den nächsten paar Wochen noch stärker werden kann, daher ist es gut bei Strade Bianche Rennpraxis zu sammeln, bevor nächste Woche Tirreno-Adriatico startet», erklärte der Olympiasieger.
Mit Tim Wellens (Lotto-Soudal) fiebert ein weiterer Belgier auf sein erstes WorldTour-Rennen der Saison hin. Die Schotterpassagen kennt er bereits von der Toskanarundfahrt. «Als U23-Fahrer bin ich die Toskanarundfahrt gefahren, wo es eine Etappe mit Schotterwegen gab. Mir gefiel das und ich war an dem Tag sehr gut, doch drei Kilometer vor dem Ziel hatte ich einen Platten und verlor die Gesamtwertung an Fabio Aru. Schotter kann man nicht mit Kopfsteinpflaster vergleichen. Man muss in den Kurven besonders vorsichtig sein und seine Geschwindigkeit anpassen, da man sehr leicht ausrutschen kann. Auch auf den Kilometern vor den Sektoren wird der Positionskampf sehr hektisch werden, doch davor habe ich keine Angst, meine Teamkollegen werden mich beschützen», so der belgische Vizemeister.
Aus deutscher Sicht wird für für Katusha-Alpecin ein junges Duo an den Start gehen: Nils Politt und Marco Mathis können vielleicht sogar auf ein gutes Eigenresultat hoffen, da Klassiker-Kapitän Alexander Kristoff nicht am Start ist. Daneben ist LottoNL-Jumbo-Profi Paul Martens einziger deutscher Starter im Feld.
Der mit 175 Kilometern für ein Eintagesrennen nicht besonders lange Kurs ist mit insgesamt elf Schotterpassagen bestückt. Der Längste ist der fünfte Sektor mit 11,9 Kilometern, direkt gefolgt von einem acht Kilometer langen Stück. Es folgen weitere lange Abschnitte (Sektor 7 mit 9,5 Kilometern und Sektor 8 mit 11,5 Kilometern), bevor drei kürzere Passagen mit jeweils nicht mehr als 2,5 Kilometern Länge zu bewältigen sind. Die letzten zwölf Kilometer sind schotterfrei, jedoch dank vieler giftiger Wellen nicht zu unterschätzen. Der Schlussanstieg wird den Fahrern mit maximal 16 Prozent Steigung dann alles abverlangen.