Neuwied (dpa/rad-net) - Sechs Tage vor Beginn der Tour de France hat Robert Wagner der deutschen Sprint-Elite bei den nationalen Straßen- Meisterschaften ein Schnippchen geschlagen.
Der Außenseiter vom Rad- Team Leopard-Trek gewann das Landesmeistertrikot im Schlusssprint vor Quick-Step-Fahrer Gerald Ciolek und Youngster John Degenkolb vom Team HTC-Highroad. Favorit André Greipel vom Team Omega Pharma-Lotto, der am 2. Juli sein Tour-Debüt gibt, blieb nach 208 Kilometern und 4:43,23 Stunden im rheinland-pfälzischen Neuwied nur der enttäuschende vierte Platz.
Auf dem profilierten 16 Kilometer langen Kurs hatten sich über die 13 Runden mehrere Fluchtgruppen gebildet. Zugleich fielen bei sommerlichen Temperaturen im Finish namhafte Fahrer zurück, wie etwa Martin. Aber auch in der Schlussrunde wurden vereinzelte Attacken von den Teams mit den starken Sprintern wieder eingeholt. «Ich bin fassungslos. Das ist der größte Moment meiner Karriere», sagte Wagner. «Das Team hatte heute nicht auf mich gesetzt, weil meine Leistungen zuletzt nicht konstant waren. Im Finish habe ich mich auf Cioleks Hinterrad konzentriert und ihn dann passiert.»
Damit endete auch das zweite Elite-Rennen bei den Titelkämpfen am Rhein mit einer Überraschung. Im Zeitfahren hatte Topfavorit Tony Martin seinem Teamkollegen Bert Grabsch den Vortritt lassen müssen. Die beiden HTC-Fahrer hatten mit dem Ausgang des Rennens am Sonntag nichts zu tun. Dagegen feierte Wagner, der die erste Saison bei einem ProTeam fährt, den ersten Sieg in dieser Saison. Ins Tour-Aufgebot des Leopard-Teams wird er es wohl dennoch nicht schaffen.
Ciolek und Greipel, die bei der Frankreich-Rundfahrt Supersprinter Mark Cavendish attackieren wollen, zogen dagegen ungekrönt von dannen. Vor allem der Hürther Greipel, der den Kurs in Neuwied noch vor Wochen lächelnd als für ihn gemacht bezeichnete, wird sich im Hinblick auf die Tour noch einiges einfallen lassen müssen.
Völlig frustriert verweigerte Greipel unmittelbar nach dem Rennen jeden Kommentar. Gerald Ciolek, 2005 als Neu-Profi Überraschungsmeister in Mannheim, war über Platz zwei nicht enttäuscht: «Das war vorrangig ein letzter Test für die Tour de France, dort bereite ich dann die Sprints für Tom Boonen vor. Ich bin sehr offensiv gefahren und habe nicht alles auf die Karte Sprint gesetzt. Deshalb bin ich auf jeden Fall zufrieden», sagte der 24-Jährige.
Am Freitag verbuchte HTC im Elite-Zeitfahren der Männer durch Grabsch, Martin und Patrick Gretsch einen Dreifach-Erfolg. Auch beim Zeitfahren der Frauen landeten drei HTC-Fahrerinnen ganz vorn.
Zeitfahr-Champion Grabsch hatte vor dem Rennen erfahren, nicht im HTC-Kader für die Tour zu stehen. Der Ex-Weltmeister, der im Frühjahr an einem Virus erkrankt war, hat nun aber die Chance, sich in Ruhe auf die Titelkämpfe im September in Kopenhagen vorzubereiten. Er ließ durchblicken, dass ihn die Nicht-Nominierung nicht schmerzen würde.
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