Visbek/Leipzig (dpa) - Als Konsequenz aus dem deutschen Doping- Skandal wird das Marken-Geflügel-Unternehmen Wiesenhof zum Jahresende sein Engagement im Profi-Radsport einstellen.
«Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen und Entwicklungen im Profi-Radsport haben uns zu diesem Schritt veranlasst», teilte Peter Wesjohann, Mitglied des Management der PHW-Gruppe/Wiesenhof, in einer Presseerklärung mit. Das Team Wiesenhof-Felt fährt in dieser Saison mit der Lizenz eines Professional Continental Teams und gilt als die dritte Kraft nach T-Mobile und Gerolsteiner im deutschen Profi- Radsport.
Damit bricht für das Team eine schwere Zeit an. Manager Raphael Schweda, an dessen Cycling Sport GmbH die Fahrer vertraglich gebunden sind, muss nun schnell einen Ersatz finden, um den Rennstall vor dem Aus zu bewahren. «Ich habe die Nachricht selbst erst heute Morgen bekommen», sagte Schweda am Donnerstag auf dpa-Anfrage. «Im Moment ist nichts absehbar - aber der Verlust des Sponsorings von Wiesenhof wird schwer aufzufangen sein. Unser gutes Images ist in diesem schlechten Umfeld nicht viel wert.» Die 16 Fahrer umfassende Mannschaft steht nun vor eine ungewissen Zukunft. «Wie es in der neuen Saison mit unserer Mannschaft weitergehen wird, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen», bekannte Schweda.
«Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, zumal im aktuellen Wiesenhof-Felt-Team ein hervorragender Teamgeist vorherrscht und sehr gute Arbeit geleistet wird», erklärte Wesjohann. Die Entscheidung, den bis 31. Dezember laufenden Vertrag nicht zu verlängern, hänge in keiner Weise mit dem Rennstall-Management und den Fahrern zusammen, «sondern allein mit der gegenwärtigen Situation des gesamten Profi-Radsports».
Wiesenhof hat sich seit 2001 im regionalen Amateur-Radsport und zur Förderung junger Talente im Nachwuchsbereich engagiert und ist 2002 in den Profi-Radsport eingestiegen. Das Team fährt zur Zeit bei der französischen Rundfahrt Circuit de Lorraine und wird dabei als Teamchef von Jens Heppner geführt. Der Geraer gehörte von 1992 bis 2002 dem Bonner Telekom-Team an, hat aber jede Kenntnis von systematischem Doping bestritten.
Neben Heppner gehört mit dem Wahl-Schweizer Steffen Wesemann ein weiterer ehemaliger Telekom-Profi dem Karlsruher Rennstall an. Zuletzt hatte Sprinter Steffen Radochla (Leipzig) bei der Rheinland- Pfalz-Rundfahrt für die Equipe eingefahren. «Wir haben Jahre lang hervorragend zusammengearbeitet und gemeinsam große sportliche Erfolge gefeiert. Gerade in der laufenden Saison konnten wir uns auch im Sinne des Hauptsponsors Wiesenhof bestens platzieren, und wir haben viele Erfolge und Fernsehminuten eingefahren. Das Team war und ist auf einem guten Wege, in die erste Kategorie aufzusteigen», erklärte Schweda.