Berlin (dpa) - Die Reihen der Kritiker des Radsport-Weltverbandes UCI schließen sich. Auf Initiative des australischen Radsport-Sponsors Jaimie Fuller hat sich die Interessengemeinschaft «Change Cycling Now» zusammengefunden, die die UCI kritisch beleuchten soll
Die Gruppe besteht aus früheren Mitgliedern von Profiteams, Anti-Doping-Experten und Journalisten und will sich am 2. Dezember in London zum ersten Mal treffen. Die Arbeitsgemeinschaft für einen Wandel im Radsport soll den Druck auf die UCI-Spitze unter Präsident Pat McQuaid und Ehrenpräsident Hein Verbruggen erhöhen, erklärte ein Fuller-Sprecher.
Beiden Funktionären wurde nicht erst in der Affäre Lance Armstrong vorgeworfen, durch jahrelanges Missmanagement im Anti-Doping-Kampf für den enormen Imageverlust des Radsports mitverantwortlich zu sein. Der Bericht der US-Anti-Doping-Agentur USADA im Fall des Ex-Radprofis Armstrong, der inzwischen alle seine sieben Tour-de-France-Siege verlor, unterstellte der UCI Komplizenschaft. Fuller wirft McQuaid und Verbruggen Amtsmissbrauch vor und hatte bereits zuvor eine Millionenklage gegen die UCI wegen Schadensersatzes angekündigt.
In der neu gegründeten Arbeitsgruppe sitzen unter anderen der weltweit anerkannte Blut-Doping-Experte und frühere UCI-Mitarbeiter Michael Ashenden, der ehemalige Radtrainer Antoine Vayer, der 2000 im Doping-Prozess gegen das französische Team Festina als wissenschaftlicher Experte ausgesagt hatte, und Ex-Profi und Buchautor Paul Kimmage. Der Ire hatte die UCI unlängst wegen Verleumdung verklagt. USADA-Chef Travis Tygart soll in London beim ersten Treffen der UCI-Kritiker per Video-Konferenz zugeschaltet werden.
«Change Cycling Now spiegelt die Frustration und die Wut der vielen Menschen aus dem Sport angesichts der UCI und ihrer Praktiken wider», erklärte Fuller in einer Pressemitteilung.
Nach der Ankündigung einer Millionen-Klage gegen die UCI forderte der australische Sportartikelhersteller «Skins» unter der Führung Fullers McQuaid indirekt zum Rücktritt auf. Bei der UCI habe sich unter McQuaid und dessen Vorgänger Verbruggen eine «krebsartige Korruptionskultur» gebildet, sagte Fuller in einem Interview der Süddeutschen Zeitung (Dienstag): «Keine Frage, man kann so eine Kultur nicht ändern, ohne die Leute loszuwerden, die sie schufen. Es braucht Transparenz, die Wahrheit muss ans Licht».
Fuller ließ kein gutes Haar an McQuaid, Verbruggen und weiteren UCI-Funktionären. Der 47-Jährige bezeichnete sie als «Clowns», die «um die Welt jetten, in Fünf-Sterne-Hotels logieren, einander auf den Rücken klopfen und vorschwärmen, wie wundervoll sie sind.» Mit der Klage wolle er einen rechtlichen Präzedenzfall schaffen und eine Sportorganisation zur Rechenschaft ziehen. Er will auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) einschalten: «Das wird einer der nächsten Schritte sein.»