Freudenstadt (rad-net) - Trotz Defekt konnte Sabine Spitz in Freudenstadt das Finale der MTB-Bundesliga gewinnen und sich damit zum dritten Mal in ihrer Karriere die Gesamtwertung sichern. Spitz gewann nach sechsmal vier Kilometer zehn Sekunden vor der Österreicherin Lisi Osl und 1:50 Minuten vor Sabrina Enaux aus Frankreich.
Eine Runde war gefahren und es schien auf das erwartete Duell hinaus zu laufen. Sabine Spitz führte das Feld an, Anne Terpstra (Ghost Factory Racing) lag 26 Sekunden dahinter auf Rang zwei. Doch es sollte anders kommen.
Terpstra, hörbar noch immer schwer verschnupft, gab das Rennen nach der zweiten von sechs Runden auf. «Ich habe es probiert, aber eigentlich wusste ich schon beim Warmup, dass es nicht gehen würde. Schade, dass die Saison so zu Ende geht», meinte Terpstra enttäuscht.
So zog Sabine Spitz erst mal alleine ihre Kreise. Terpstras Teamkollegin Lisi Osl fuhr an zweiter Stelle und hatte sich damit eigentlich schon abgefunden. «Sabine war eigentlich kein Thema», erklärte die Österreichische Staatsmeisterin.
Bis zur vorletzten Runde. Da geriet der Sieg von Sabine Spitz noch mal in Gefahr, als sie von einer Juniorin in der Passage «Rock Garden», beim Überholen zu einer anderen Linie gezwungen wurde und sich dabei einen Schnitt im hinteren Reifen holte. «Ich bin wohl an einem Stein hängen geblieben und habe einen schleichenden Plattfuß gehabt», erklärte Spitz.
Sie musste an die Technische Zone und Lisi Osl konnte die Deutsche Meisterin passieren. «Das hat mich nochmal motiviert», bekannte Osl. Die Tirolerin nahm 16 Sekunden Vorsprung mit in die Schlussrunde. Doch da erwies sich Sabine Spitz im folgenden Anstieg als die Stärkere. «Der Anstieg hat den Vorteil, dass man weit sieht. So konnte ich erkennen, dass ich näher komme. Ich habe die Schlagzahl noch mal erhöht, es war ja die letzte Runde», so Spitz. Sie schaffte im Berg den Anschluss, ging vorbei und wehrte auch die Reaktion von Osl ab. Mit zehn Sekunden Vorsprung überquerte sie nach 1:33:31 Stunden die Ziellinie.
«So spannend wollte ich es eigentlich nicht mehr machen», erklärte Spitz mit einem Grinsen. Dass sie die nationale Serie zum ersten Mal seit 2003 wieder gewinnen konnte, empfand sie als ein nettes Präsent. «Es ist auch mal wieder schön eine Gesamtwertung zu gewinnen. Das ist ja aufgrund von anderen Zielen nicht unbedingt im Fokus, aber wenn es darum geht, will man natürlich auch vorne sein», kommentierte Spitz ihren Gesamterfolg.
Sabrina Enaux (Specialized Salveco) wurde mit 1:50 Minuten Rückstand Dritte. «Die Downhill-Passagen waren nicht so meines», meinte die Französische Vizemeisterin. «Der Anstieg war am Ende der Saison auch ganz schön hart.»
Bundesliga-Titelverteidigerin Hanna Klein belegte hinter der Tschechin Karla Stepanova (N1 Team CZ, +2:53) Rang fünf (+3:22) und landete in der Gesamtwertung auf Position zwei. «In fünf Minuten werde ich mich darüber freuen», meinte Klein. Warum erst in fünf Minuten? Das lag an der Startphase. «Da ist Lisi eine kleine Welle gefahren, ich musste bremsen und froh sein, dass ich nicht gestürzt bin», erklärte die in Kirchzarten lebende Bieselsbergerin.
Dieses Malheur hatte zur Folge, dass Klein erst als Neunte und bereits mit 1:15 Minuten Rückstand aus der ersten Runde kam. Bei ihrer Aufholjagd wurde sie in technischen Passagen verschiedentlich aufgehalten. «Schade, die Form hätte mehr hergegeben», zuckte sie mit den Schultern.
Juniorinnen: Ronja Eibl weiter im Flow
Beim Bundesliga-Finale in Freudenstadt blieb die weiße Weste Ronja Eibl (Gonso-Simplon Racing Team) sauber. Mit einer Zeit von 1:00:49 sicherte sie sich bei den Juniorinnen ihren fünften Sieg im fünften Rennen. Mit einem Vorsprung von 4:58 Minuten ließ sie Emma Blömeke (ATV Haltern) hinter. Nina Küderle (MTB Team TSV Böhringen) belegte Rang drei (+9:04).
Beeindruckend stellte Ronja Eibl auch beim letzten Rennen der Serie ihre Überlegenheit bei den Juniorinnen unter Beweis. Wie bereits in Titisee- Neustadt verzeichnete die Albstädterin Elitezeiten und zum Teil sogar schnellere Rundenzeiten als die Elite-Erstplatzierte, Sabine Spitz. Die deutsche Rennserie verlief für die 18-jährige perfekt. Bei den Meisterschaften hatte Eibl allerdings oftmals Pech und sie konnte nicht ihre gewohnte Leistung abrufen oder wurde von Defekten gestoppt. «Alles in allem war das für mich eine gute Saison und es ist alles gut durchgelaufen. Ich hatte kaum Defekte, war nie krank und hatte keinen schlimmen Sturz», erzählte die Siegerin von ihrem Saisonverlauf.
Ihrer Konkurrenz ließ sie in diesem Jahr wenig Chancen. «Ich wusste, dass Ronja in diesem Jahr extrem stark ist», sagte die Zweitplatzierte, Emma Blömeke, die mit dem zweiten Platz sehr zufrieden war. Die Fahrerin des jungen Jahrgangs hatte einen schlechten Start und musste Eibl ziehen lassen. Dann fand sie ihr Tempo und pedalierte konstant über die vier zu fahrenden Runden. «Für die nächste Saison nehme ich mir vor meine Leistung weiter zu verbessern», sagte die Fahrerin aus Haltern am See, die Gesamt-Zweite wurde.
Probleme beim Start hatte auch Nina Küderle, die danach aber gut ins Rennen fand. Die ersten drei Runden blieb sie dicht hinter Leonie Fend, bis sie eine Möglichkeit zum Überholen witterte und am Berg vorbeizog. Ab diesem Zeitpunkt fuhr die Böhringerin ihr Tempo und sicherte sich den dritten Platz. «Ich finde die Strecke sehr cool und sie macht sehr viel Spaß. Das Rennen war ein guter Abschluss», bilanzierte die angehende Lehramtsstudentin.
Leonie Daubermann (Global Fine Art-Stevens) musste ihren zweiten Gesamtrang kampflos abgeben, nachdem sie am Samstag im Training aufs Knie gestürzt war und gar nicht antreten konnte.