Paris (dpa) - Ein Amerikaner hat in Paris Radsport-Geschichte geschrieben. Lance Armstrong feierte bei der Tour de France seinen sechsten Sieg in Serie und sorgte damit für einen Rekord in der 101-jährigen Historie des bedeutendsten Radrennens der Welt.
Am Ende seiner unvergleichlichen Triumphfahrt hatte der 32- jährige Texaner nach insgesamt 3391 km die große Tour-Überraschung Andreas Klöden mit 6:19 Minuten Rückstand auf den sonst für Jan Ullrich reservierten zweiten Platz verwiesen. Im Finale war Armstrong ausnahmsweise großzügig und schenkte seinen Gegnern 19 Sekunden, weil er schon vor dem Schluss-Akkord Champagner trank.
Der 30-jährige Olympiasieger, der gemessen an seinen hohen Ansprüchen und Möglichkeiten enttäuschte, belegte den vierten Rang (8:50) hinter dem Italiener Ivan Basso (6:40 zurück). In den Geschichtsbüchern ließ Armstrong die Fünffach-Sieger Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain mühelos hinter sich. «Mit diesem Sieg gehe ich in die Geschichte», sagte Armstrong, der durch seine Kompromisslosigkeit zum neuen «Kannibalen» wurde, aber noch nicht weiß, ob er im nächsten Jahr noch ein Mal zurückkommt: «Das kann ich noch nicht hundertprozentig zusagen».
Die letzte Etappe der 91. Tour de France über 163 km von Montereau auf die von über 100 000 Zuschauern gesäumten Champs Elysees in Paris gewann der Belgier Tom Boonen. Der Gewinner des Grünen Trikots, Robbie McEwen (Australien), hatte im finalen Spurt ebenso keine Chance wie der fünftplatzierte Erik Zabel. Der Berliner, sechsfacher Gewinner des Grünen Trikots und insgesamt 12facher Etappengewinner, ging damit wie im Vorjahr leer aus.
Richard Virenque schaffte wie Armstrong auch einen Tour-Rekord: Der umstrittene Franzose holte sich zum siebenten Mal das Bergtrikot. Die Gastgeber konnten sich auch über die zehntägige Fahrt in Gelb des couragierten Landesmeisters Thomas Voeckler freuen.
12 von 15 deutschen Tour-Startern überstanden die Tortur. Neben Klöden und Ullrich - zuletzt waren mit Kurt Stöpel (2.) und Oskar Thierbach (7.) 1932 zwei Deutsche unter den ersten zehn - schob sich der nimmermüde Kämpfer Jens Voigt vom Team CSC in den Vordergrund. Der Berliner hatte großen Anteil am drittem Platz seines Kapitäns Basso. Das Team Gerolsteiner brachte bei seiner zweiten Tour- Teilnahme doppelt so viel Fahrer wie im Vorjahr ins Ziel. Für das Top-Resultat sorgte der Österreicher Georg Totschnig auf dem siebenten Platz in Paris.
«Das ist ein einmaliges Erlebnis. Ich bin megastolz. Irgendwie war ich heute noch nervös, weil ich nur 22 Sekunden Vorsprung auf Basso hatte», freute sich Klöden. «Ein tolles Gefühl, wenn man die beste Mannschaft der Tour ist», sagte Ullrich, der sich über «die Holzmedaille» freute und jetzt Athen im Visier hat.