Mol (rad-net) - In Marcel Kittels Rennkalender ist der morgige Tag rot markiert. Die 105. Edition des Scheldeprijs (UCI 1.HC) steht an – ein Rennen, das der Quick-Step-Floors Profi in den letzten fünf Jahren viermal für sich entscheiden konnte. Für seinen fünften Sieg muss er sich unter anderem gegen André Greipel (Lotto-Soudal) und Mark Cavendish (Dimension-Data) durchsetzen.
Greipel wird mit seinem «Stamm-Sprinterzug» am Start sein und wieder auf die Hilfe von Marcel Sieberg bauen können. Sein Team Lotto-Soudal hat einen Sieg bitter nötig, da die Klassikersaison für die Belgier bislang enttäuschend verlief. Greipel war am Sonntag bei der Flandernrundfahrt noch Zweitbester seines Teams auf Platz 20, doch Kapitän Tony Gallopin landete nur drei Plätze davor auf Rang 17. Ein Sieg beim Scheldeprijs wäre also Balsam auf die Lotto-Soudal-Seele. «Ich habe mich bei der Flandernrundfahrt nicht sehr gut gefühlt, aber ich habe mein Bestes gegeben. Ich habe wieder bewiesen, dass ich das Finale fahren kann, aber mit dem Resultat bin ich nicht ganz zufrieden. Das gilt für das ganze Team. Mittwoch gibt es wieder eine Chance, die wir mit beiden Händen ergreifen wollen», so der deutsche Straßenmeister.
Marcel Kittel wird nach seinem dramatischen Sieg bei den Drei Tage von De Panne mit viel Selbstvertrauen anreisen. Der Arnstädter bestätigte seine gute Form sowohl im Sprint, nachdem er nach einem Sturz viel Energie investieren musste, um zurück zur Spitze zu gelangen, als auch im abschließenden Zeitfahren, in dem er mit nur drei Sekunden Rückstand auf den Sieger Luke Durbridge Vierter wurde. Außerdem hat Quick-Step-Floors seinem Sprinter ein beeindruckendes Team zur Seite gestellt. Die Klassiker-Spezialisten Tom Boonen (Sieger 2004 u. 2006), Matteo Trentin, Iljo Keisse und Yves Lampaert sind seit Wochen in bester Verfassung und wollen diese für Paris-Roubaix am Sonntag wahren. Mit Ariel Richeze und Fabio Sabatini stehen Kittel außerdem zwei routinierte Anfahrer zur Verfügung.
Auch Doppelweltmeister Peter Sagan (Bora-hansgrohe) nutzt die Gelegenheit, beim Scheldeprijs im Rennrhythmus zu bleiben und ist mit seinen gewohnten Klassiker-Helfern, darunter Christoph Pfingsten, Rüdiger Selig und Andreas Schillinger am Start. Pascal Ackermann wird möglicherweise eine wichtige Rolle im Leadout-Zug spielen und zeigte genauso wie Kittel in De Panne, das die Verfassung stimmt. Der 23-Jährige sprintete bei der windigen zweiten Etappe auf Rang vier und fuhr sein bislang bestes Profiergebnis ein.
Mit Mark Cavendish ist außerdem noch ein dreifacher Scheldeprijs-Sieger gemeldet, der 2014 und 2016 bei Kittels Siegen jeweils Zweiter wurde. Auch Dimension-Data hat genau wie Quick-Step-Floors gleich zwei ehemalige Sieger im Aufgebot: Cavendish wird im Sprint auf die Hilfe von Tyler Farrar bauen können, der das Rennen 2010 für sich entschied. Für das Team Katusha-Alpecin gehen Marco Mathis und Rick Zabel ins Rennen. Vater Erik gewann den Scheldeprijs 1997 im Jahr von Jan Ullrichs Tour-Triumph. Das Team Sunweb hat mit Lennard Kämna, Phil Bauhaus und Max Walscheid gar ein deutsches Trio am Start. Christian Knees (Team Sky) und Nico Denz (AG2R-La-Mondiale) werden in ihren Teams wieder als wichtige Helfer gebraucht.
Weitere Mitfavoriten sind der niederländische Meister Dylan Groenewegen (LottoNl-Jumbo), die Franzosen Arnaud Démare (FDJ) und Nacer Bouhanni (Cofidis) und John Degenkolbs Teamkollege Edward Theuns (Trek-Segafredo). Degenkolb ist nach seinem siebten Platz bei der Flandernrundfahrt nicht gemeldet. Das Rennen geht über 202 Kilometer von Mol nach Schoten ist weist anders als bei vielen anderen belgischen Eintagesrennen keine nennenswerten Anstiege oder Kopfsteinpflasterpassagen auf.