Sanremo (dpa) - Das Gelbe Trikot und den geschichtsträchtigen Coup bei Paris-Nizza muss Maximilian Schachmann ganz schnell hinter sich lassen.
Für den 27 Jahre alten Radprofi aus Berlin folgt im Jahr 2021 Höhepunkt auf Höhepunkt, der überraschende zweite Gesamtsieg bei der Traditionsfernfahrt in Frankreich soll dabei der Anfang einer echten Erfolgssaison werden. Mit dem 299-Kilometer-Ritt bei Mailand-Sanremo starten am Samstag (12.45 Uhr/Eurosport) die Frühjahrsklassiker. «Da würde ich gerne mit guter Form am Start stehen und ein Wörtchen mitreden», sagte Schachmann der Deutschen Presse-Agentur.
Besonders heiß ist der Bora-hansgrohe-Profi auf die Klassiker in den Ardennen, bei denen er 2019 schon einmal mit Rang drei bei Lüttich-Bastogne-Lüttich verblüffte. Beim XXL-Klassiker in Italien in dieser Woche, der oft am knackigen Poggio-Anstieg unmittelbar vor dem Ziel entschieden wird, sieht sich Schachmann dagegen nicht mit den allerbesten Aussichten.
«Ich sehe mich erstmal nicht in der Favoritenrolle, sondern als Debütant, der lernen will», sagte Schachmann. Die sonst auf der World Tour unübliche Distanz von fast 300 Kilometern sei «sicher etwas besonderes und entscheidet, ob man im Finale um den Sieg mitfahren kann».
Zu den ganz heißen Anwärtern wie Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel (Niederlande), Straßenrad-Weltmeister Julian Alaphilippe aus Frankreich oder Belgiens Wout van Aert zählt Schachmann zwar nicht, nach der ersten deutschen Titelverteidigung in der Geschichte von Paris-Nizza ist dem Berliner auch bei der Premiere alles zuzutrauen. Teamchef Ralph Denk, der mit dem bayerischen Rennstall Bora-hansgrohe weiter in höchstem Maße ambitionierte Ziele verfolgt, sieht seinen Musterschützling inzwischen «auch als Rundfahrer etabliert».
Im Gegensatz zu Klassement-Fahrer Emanuel Buchmann und Top-Sprinter Pascal Ackermann zeichnet sich Schachmann durch seine Vielseitigkeit aus. Er kann Klassiker, er kann kleinere Rundfahrten, er kann die Helferrolle am Berg, er kann Teilstücke bei großen Touren prägen. Schachmann selbst sagt, man wolle gemeinsam mit dem Team «in den nächsten Jahren gemeinsam herausfinden, bei welchen Rennen ich das größte Potenzial habe». Als das deutsche WM-Team 2020 in Imola einen Kapitän für den sehr anspruchsvollen Kurs rund um die Formel-1-Rennstrecke suchte, fiel die Wahl sofort auf Schachmann.
Der Berliner sieht sich aber nicht als aussichtsreicher Rennfahrer bei den großen Rundfahrten. Für Schachmann hingegen ist das Frühjahr von großer Bedeutung, bei der Tour könnte er als wichtiger Helfer und Etappenjäger an den Start gehen.
Und erst, wenn dieser Saisonteil im Hochsommer geschafft ist, warten die Olympischen Spiele in Tokio, wo sich Schachmann angesichts des schwierigen Kurses viel erhofft. «Es wäre vermessen zu sagen: Ich werde in Tokio Olympiasieger. Aber ich kann mir schon einige Chancen dafür ausrechnen», sagte er dem «Münchner Merkur» und der «tz». Terminlich passen Olympia und Tour in diesem Jahr nicht wirklich zusammen - der extrem ehrgeizige Schachmann wäre trotzdem am liebsten überall dabei.