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Santiago Botero bei der 9. Etappe.
15.07.2004 13:46
Rückschläge für T-Mobile - Botero enttäuschend

Figeac (dpa) - Erik Zabel ließ mächtig Dampf ab. Sichtlich erregt redete er im Anschluss an die 10. Etappe der Tour de France auf seinen Sportlichen Leiter Mario Kummer ein. Für die ungewöhnliche Renntaktik von Andreas Klöden hatte der Sprinter aus Unna wenig Verständnis.

Weil sein Mitstreiter vom T-Mobile-Team auf der Zielgeraden von St. Flour nicht das Tempo drosselte, gingen dem Sprinter aus Unna zwei wichtige Punkte im Kampf um das Grüne Trikot verloren. Hinter Klöden und dem um über fünf Minuten enteilten Sieger Richard Virenque blieb nur Rang drei.

Die 10. Etappe wird der Mannschaft um Tour-Mitfavorit Jan Ullrich auch aus anderen Gründen in keiner guten Erinnerung bleiben. Das vorzeitige Tour-Aus von Matthias Kessler, der Einbruch von Santiago Botero und die Sorgen um den angeschlagenen Rolf Aldag drückten die Stimmung. Von schlechten Vorzeichen für die schweren Pyrenäen-Etappen wollte Teammanager Walter Godefroot jedoch nichts wissen: «Das Potenzial ist da. Ich hoffe, dass Jan bei Armstrong bleiben kann und ihm, wenn es geht, vielleicht sogar wegfährt.»

Auf einen wichtigen Helfer kann der Tour-Sieger von 1997 bei den beiden Bergankünften in La Mongie und am Plateau de Beille jedoch nicht mehr zählen. Anders als bei seinen drei Stürzen in den Tagen zuvor zog sich Kessler beim Unfall auf der Abfahrt vom Col du Pas de Peyrol schwere Verletzungen zu. Wie eine medizinische Untersuchung ergab, hatte sich der Trainingspartner von Ullrich mit einer gebrochenen Rippe und einem teilweise eingefallenen Lungenflügel noch ins 60 Kilometer entfernte Ziel gequält. Nur wenige Stunden später verordneten ihm die Ärzte eine vierwöchige Zwangspause. «Der Ausfall von Matthias ist für mich ein Handicap», gestand Ullrich.

Für zusätzlichen Gesprächsstoff sorgte die schwache Form von Santiago Botero. Schon bei den ersten Tempoverschärfungen in den Hügeln des Zentralmassivs ging dem vermeintlichen Edelhelfer von Ullrich die Puste aus. Von der Klasse einstiger Tage, als sich der Kolumbianer in Paris das Trikot des besten Bergfahrers überstreifte (2000), scheint er wie bereits im vergangenen Jahr weit entfernt zu sein. Damals fuhr der ehemalige Zeitfahr-Weltmeister im spanischen Kelme-Team, das wegen heftiger Doping-Vorwürfe von der diesjährigen Tour ausgeladen wurde. Godefroot machte aus einer Verärgerung keinen Hehl: «Damit kann man nicht zufrieden sein.»

Sorgen bereitet zudem die Gesundheit von Rolf Aldag. Nach mehreren Stürzen machen ihm weniger die Gegner als vielmehr die Schmerzen zu schaffen. «Er kann derzeit nur 50 Prozent seines Vermögens abrufen», sagte Godefroot, hofft aber auf eine rasche Genesung des leidensfähigen Tour-Veteranen. «Es geht ihm von Tag zu Tag besser. Ich hoffe, dass er uns in den Alpen wieder helfen kann.»

Viel wird davon abhängen, wie Ullrich diese Rückschläge wegsteckt. Nach einem bis dahin eher verhaltenen Tour-Start präsentierte sich der fünfmalige Tour-Zweite im Zentralmassiv nicht nur mit einem neuen Kurzhaarschnitt («Meine Olympia-Frisur von Sydney»), sondern auch mit neuer Angriffslust. «Ullrich macht einen sehr starken Eindruck», urteilte sein Konkurrent Iban Mayo (Team Euskaltel) voller Respekt. Ob bereits in den Pyrenäen ein Angriff auf Seriensieger Armstrong geplant ist, ließ Godefroot offen: «Wenn man alle Karten offen auf den Tisch legt, braucht man nicht mehr Karten zu spielen.»


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