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John Degenkolb (M) muss bei der Flandern-Rundfahrt auch die Kälte besiegen. Foto: Jose Manuel Vida
29.03.2013 10:05
«Ronde» als Kampf gegen die Kälte - «wie die Eskimos»

Brügge (dpa) - Es wird mal wieder ungemütlich. Wenn auf dem Grote Markt in Brügge am Ostersonntag der Startschuss für die 97. Flandern-Rundfahrt fällt, brechen die Radprofis auch zu einem 256,2 Kilometer langen Kampf gegen die Kälte auf.

Als ob die «Ronde» mit ihren 17 giftigen Anstiegen («Hellinge») nicht schon anstrengend genug ist, sind auch noch Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt vorhergesagt. «Wir sind eingepackt wie die Eskimos. Bei der Kälte ist es schwer, sich zu fokussieren und in den Rennmodus zu kommen», sagte der WM-Vierte John Degenkolb der Nachrichtenagentur dpa.

Der deutsche Klassikerspezialist mit Außenseiterchancen auf den Sieg hat sich an die widrigen Bedingungen inzwischen gewöhnt. Bei Mailand-San Remo vor zwei Wochen hat es geschneit, eine Streckenverkürzung war ebenso wie sieben Tage später bei Gent-Wevelgem die Folge. Klagen will Degenkolb («Wir sind eine Freiluftsportart») nicht. Nach seiner ausgestandenen Muskelverletzung im Oberschenkel greift er wieder an, zu den Favoriten zählt er sich aber nicht.

Diese Rolle übernehmen in erster Linie der belgische Vorjahressieger und Volksheld Tom Boonen, dessen großer Widersacher Fabian Cancellara und der slowakische Shootingstar Peter Sagan. Der grippeerkrankte Weltmeister Philippe Gilbert muss dagegen passen. Beim Ausscheidungsfahren über Koppenberg, Paterberg oder Oude-Kwaremont will Degenkolb dabei aber «so lange wie möglich im Finale eine Rolle spielen».

Es ist kein Geheimnis, dass Degenkolb Siege bei der Flandern-Rundfahrt oder bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix (7. April) ganz oben auf der Agenda stehen hat. Mit seinen 24 Jahren hat er sich erstaunlich schnell als Mann für die schweren Eintagesrennen etabliert. Im September vergangenen Jahres war er dabei nur ganz knapp an einer Medaille bei der WM in Valkenburg vorbeigeschrammt. «Ihm gehört die Zukunft bei den Klassikern», schwärmt etwa Erik Zabel. Dem früheren deutschen Sprintstar war es nie vergönnt gewesen, in Flandern zu gewinnen. Das hatten aus Deutschland nur Rudi Altig (1964) und Steffen Wesemann (2004) geschafft.

Für Degenkolb, der im vergangenen Jahr fünf Etappen bei der Spanien-Rundfahrt gewann, ist es nach zwei Profijahren schwerer geworden, Rennen zu gewinnen. «Im Feld schauen die anderen Fahrer und Teams auch auf mich», berichtet der Thüringer, der noch auf seinen ersten Saisonsieg warten muss.

Den hat sein deutscher Landsmann Gerald Ciolek bereits eingefahren, mit seinem Sieg in San Remo sorgte er gar für eine große Sensation. Die Flandern-Rundfahrt wird der Pulheimer indes daheim vor dem Fernseher anschauen, sein zweitklassiges Team MTN-Qhubeka hat keine Einladung für das Rennen erhalten.

Von den weiteren deutschen Fahrern dürfte am ehesten noch der Deutsch-Australier Heinrich Haussler, der 2009 bereits Platz zwei belegt hatte, Chancen auf eine vordere Platzierung haben. Für Sprinter Andre Greipel ist der Kurs dagegen zu schwer, er wird die ungewohnte Helferrolle für den belgischen Teamkollegen Jurgen Roelandts übernehmen. Und Andreas Klier, der jahrelang einem Sieg bei der «Ronde» vergeblich hinterher gefahren ist, hat mit nun 37 Jahren seine beste Zeit hinter sich.


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