Stuttgart (dpa) - Rad-Sprinter Jens Fiedler hat die deutschen Meisterschaften in Stuttgart mit einer Rekordfahrt eröffnet. Der 33-jährige Olympiasieger verbesserte in der Qualifikation mit 10,078 Sekunden die zwölf Jahre alte 200-m-Bestmarke in der Schleyerhalle um 7/100. «Wenn man so schnell fährt, ist die Form in Ordnung», urteilte der Titelverteidiger aus Chemnitz.
Als Fiedler 1991 in Stuttgart zum ersten Mal Weltmeister wurde, wurden für den Berliner Bill Huck in Qualifikation 10,140 gestoppt. Mit seinen 10,078 näherte sich Fiedler dem deutschen Rekord von 10,004, den im vergangenen Jahr der Erfurter Rene Wolff beim Weltcup in Moskau aufgestellt hatte. In der Schleyerhalle musste sich der WM-Dritte im Keirin dem acht Jahre älteren Kontrahenten im Fernduell beugen, blieb aber in 10,112 ebenfalls unter dem Huck-Wert.
Dabei hatte Wolff das Handicap zu kompensieren, dass er mit einem alten Rad seines Teamkollegen Matthias John fahren musste. Diebe hatten sein Auto aufgebrochen und Spezialradrahmen für Bahn und Straße sowie Zubehör im Wert von rund 25 000 Euro gestohlen. Trotzdem meisterte Wolff seine Sprint-Duelle und zog ebenso ungefährdet ins Halbfinale ein wie Jens Fiedler. Der Erfurter bezwang der Reihenfolge nach Jan Feddeler (Heidenau) sowie seine Mannschaftskollegen Dominik Harzheim (Erfurt) und Michael Seidenbecher. Fiedler setzte sich gegen Jan Ratzke (Berlin), Sascha Härtelt (Cottbus) und Robert Gerherdt (Luisenstadt) durch.
Daniel Becke feierte drei Jahre nach seinem Olympiasieg mit dem Vierer eine großartige Rückkehr auf die Bahn. 4:25,771 Minuten legte der Erfurter in der Einzelverfolgung über 4000 m vor und wurde nur von seinem Vierer-Kollegen Jens Lehmann aus Leipzig (4:25,258) bezwungen. «Ich hatte Angst, dass das Bahngefühl weg ist. Aber es ist alles noch da», befand er zufrieden.
Bei der Qualifikation fürs Finale legte der 25-Jährige mit 4:21,818 sogar noch zu. «Bis jetzt läuft alles super. Da ist noch etwas drin. Die 20 wackelt noch», versprach Becke für den Endlauf am (morgigen) Freitag gegen «Altmeister» Lehmann, der sich auf 4:23,915 verbesserte.
Der Fahrer des neu gegründeten Rad-Teams Bianchi mit Jan Ullrich an der Spitze hatte durch die Querelen um Vorgänger-Team Coast vier Wochen keine Wettkampfpraxis. Zudem hat Becke noch kein Trikot von seinem neuen Arbeitgeber, so dass er in Stuttgart mit einem 15 Jahre alten Dress aus dem Fundus des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) antrat, dem man das Alter deutlich ansah.