Hamburg (dpa) - Die gerichtliche Dauerfehde zwischen dem ehemaligen Radprofi Jan Ullrich und dem Doping-Experten Werner Franke geht in die nächste Runde. Das Landgericht Hamburg fällte nicht wie erwartet ein Urteil, sondern vertagte die Urteilsverkündung auf den 13. August.
Bei der rund 30-minütigen Verhandlung wurde lediglich vereinbart, dass Ullrichs ehemaliger persönlicher Berater und sportlicher Leiter Rudy Pevenage nicht mehr als Zeuge vernommen werden soll. Ullrich hatte Franke wegen angeblicher Falschaussage verklagt.
Neu sei nach Meinung von Frankes Rechtsanwalt Michael Lehner jedoch, dass Ullrich, der selbst nicht vor Gericht erschienen war, durch seinen Anwalt Ullrich Theune erstmals das Blutdoping nicht bestritten habe. «Er ist dem Vorwurf des Blutdopings nicht entgegengetreten», sagte Lehner nach der Verhandlung.
Franke, Heidelberger Professor für Zell- und Molekularbiologie, hatte dem Tour-de-France-Sieger von 1997 in einem Fernsehinterview im Sommer 2006 anhand von Dokumenten vorgehalten, dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes mindestens 35 000 Euro für den Erwerb von Dopingmitteln gezahlt zu haben. Ullrich hatte dies eidesstattlich abgestritten und ließ Franke im September 2006 per Einstweiliger Verfügung vom Oberlandesgericht Hamburg die Behauptung untersagen, er habe das Geld für Dopingmittel an Fuentes überwiesen.
Die dem Gericht vorliegende Faktenlage zu Ullrichs möglichen Dopingvergehen scheint eindeutig. Im Oktober 2009 hatte das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» aus einem umfassenden Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) zitiert: «Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Beschuldigte Ullrich das Dopingsystem des spanischen Arztes Dr. Fuentes nutzte, um sich vertragswidrig mit leistungssteigernden Mitteln und Methoden auf seine Wettkämpfe vorzubereiten», heißt es in der BKA-Akte zu dem deutschen Rad-Star.
Ullrich, der als bisher einziger Deutscher 1997 die Tour de France gewann, war 2006 vom T-Mobile-Team unmittelbar vor dem Start von der Frankreich-Rundfahrt ausgeschlossen worden. Hintergrund war die Affäre um den mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes. Ein Verfahren in Deutschland war gegen Ullrich, der Doping stets bestritten hat, im März 2008 gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 250 000 Euro eingestellt worden.