Col du Portet (dpa) - Dominator Tadej Pogacar hat bei der Tour de France ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt und im dichten Nebel des 2215 Meter hohen Col du Portet seine Gesamtführung gefestigt.
Zwar dominierte der 22 Jahre alte Slowene auf der Königsetappe in den Pyrenäen nicht so sehr wie in den Alpen, jedoch reichte es nach 178,4 Kilometern von Muret zum Col du Portet in Saint-Lary-Soulan für seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Tour. Der Däne Jonas Vingegaard und Richard Carapaz aus Ecuador hielten lange mit, mussten sich dem dauerangriffslustigen Gelb-Träger Pogacar am Ende als Zweiter und Dritter geschlagen geben.
Pogacar dominiert die Tour
Die Dominanz, mit der der Titelverteidiger die 108. Ausgabe des größten Radrennens der Welt prägt, erinnert ein wenig an den Amerikaner Lance Armstrong in den frühen 2000er-Jahren. Pogacar kontrolliert jede Bergetappe und fuhr sich peu à peu einen riesigen Vorsprung heraus, der nun klar über fünf Minuten beträgt und auf den verbleibenden vier Etappen nach realistischem Ermessen kaum noch aufzuholen ist.
Für Vingegaard und Carapaz war der Tag auch ohne Etappensieg ein Erfolg, denn sie enteilten bei Teil eins des Bergankunft-Doppelpacks der Konkurrenz um Rigoberto Uran (Kolumbien) und Wilco Kelderman (Niederlande). Für die deutschen Profis um Emanuel Buchmann war es erneut kein erfolgreicher Tag. Der frühere Tour-Vierte hatte sich noch vorgenommen, lange bei seinem Kapitän Kelderman zu bleiben, konnte aber gerade am letzten Berg nicht mehr groß unterstützen.
An den ersten beiden Anstiegen zum Col de Peyresourde und zum Col de Val Louron-Azet boten dabei noch nicht das erhoffte Spektakel. Das UAE-Team des designierten Tour-Champions Pogacar kontrollierte das Tempo, Attacken der größten Rivalen blieben zunächst noch aus. Das änderte sich dann auf dem 16 Kilometer langen Weg Col du Portet, der als schwierigster Anstieg der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt gilt. Das Polster der Ausreißer wurde immer kleiner, bis sie 8,5 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurden. Dann begann das große Finale, das Pogacar mit einer ersten Attacke eröffnete.
Kein französischer Erfolg am Nationalfeiertag
Auf die Königsetappe folgt für das Peloton keine Chance zur Erholung, sondern die nächste Jagd durchs Hochgebirge. Die mit 129,7 Kilometern zwar kurze, aber extrem anspruchsvolle Etappe führt am Donnerstag von Pau nach Luz Ardiden. Zu überwinden hat das Feld um den ungefährdeten Pogacar dann auch den 2115 Meter hohen Col du Tourmalet. Für Uran und Co. ist es vor dem Zeitfahren am Samstag und zwei Sprintetappen am Freitag und Sonntag die letzte verbleibende Chance, Zeit gutzumachen.
Zu den Verlierern des Tages zählten die Gastgeber aus Frankreich, die sich am Nationalfeiertag besonders nach dem zweiten Tagessieg der diesjährigen Tour sehnten. Anthony Perez und drei Landsleute gingen in eine Fluchtgruppe, doch der Vorsprung von acht Minuten genügte angesichts des extrem schweren Endspurts nicht.
Die Grande Nation muss damit seit 2017 auf einen Tagessieg am 14. Juli warten. Wie für Frankreichs Pedaleure lief der Tag auch für den Niederländer Steven Kruijswijk durchwachsen. Der frühere Dritte der Tour aus den Niederlanden musste wegen Krankheit vorzeitig aufgeben. Für das Jumbo-Visma-Team war es nach Kapitän Primoz Roglic, dem Deutschen Tony Martin und Robert Gesink aus den Niederlanden der vierte vorzeitige Ausfall.