Bremen/Rom (dpa) - Der unter Dopingverdacht stehende Weltklasse-Radsprinter Alessandro Petacchi ist von seinem Team vorläufig aus dem Verkehr gezogen worden.
«Es ist richtig, dass das Team MILRAM seinen Fahrer Alessandro Petacchi suspendiert hat. Er war beim Giro d'Italia positiv auf das Asthma-Mittel Salbutamol getestet worden. Petacchi kann allerdings eine Ausnahmegenehmigung vorweisen. Diese gilt aber nur bis zum Grenzwert von 1000 Nanogramm. Der nach seinem Etappensieg am 23. Mai vorgenommene Test soll 1320 Nanogramm ergeben haben. Alle anderen vier Kontrollen beim Giro hatten die erlaubte Marke nicht überschritten», erklärte das Radsport-Team auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa.
«Die Mannschaft hält sich an den Ehrenkodex der ProTour-Teams. Demnach sind wir verpflichtet, Petacchi bis zur Klärung des Falls zu suspendieren», sagte Milram-Manager Gerry van Gerwen. Milram-Teammanager Gianluigi Stanga kündigte in Rom an, dass der Italiener schon am 2. Juli vom Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) angehört werden soll. «Wir werden alle Patientendaten mitbringen, um zu beweisen, dass keine Absicht vorlag», sagte Stanga. «Ich bin bereit, ihn so schnell als möglich vorzuladen», war auch der Chef der CONI-Antidopingkommission, Ettore Torri, dem Wunsch nach einem schnellen Verfahren entgegengekommen.
Petacchi droht eine Sperre von zwei Jahren, falls ihm Doping mit dem Asthma-Präparat Salbutamol nachgewiesen werden kann. Der 33-Jährige, der das Asthma-Spray anwenden darf, bestreitet jegliches Doping. Er habe allenfalls einmal zu oft gesprüht, erklärte Petacchi den überhöhten Wert. Salbutamol gilt in hoher Dosierung als leistungssteigernd. Torri will vor dem Gespräch mit Petacchi einen Mediziner zu Rate ziehen. «Ich will wissen, ob Petacchis Erklärung plausibel ist», sagte Torri.
Während Petacchis Fall kurz vor der Aufklärung zu stehen scheint, bleibt der Fall von Leonardo Piepoli unklar. Für die Gerüchte, wonach bei dem Italiener während des Giro bei einer Dopingkontrolle eine sehr hohe Salbutamol-Konzentration von rund 1800 Nanogramm pro Milliliter festgestellt wurde, gab es in Rom keine Bestätigung.
Fest steht dagegen, dass Torri im Rahmen seiner Ermittlungen in der Operation «Oil for Drug» Anfang der Woche mit den Verhören beginnen wird. Als erster soll Astana-Fahrer Eddy Mazzoleni über seine Kontakte zum mutmaßlichen Dopingarzt Carlo Santuccione Auskunft geben. Sollte sich Mazzolenis Position nicht klären, werde Torri die vorläufige Sperre für den Profi beantragen, der damit von der Tour de France ausgeschlossen werden würde, berichtete die «La Gazzetta dello Sport».