Compiegne (dpa) - Zwei Jahre nach seinem historischen Triumph geht John Degenkolb bei seinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix wieder an den Start. Der deutsche Klassikerspezialist hatte im Vorjahr wegen seines schlimmen Trainingsunfalls die Titelverteidigung nicht in Angriff nehmen können.
Nach zwei siebten Plätzen bei Mailand-Sanremo und der Flandern-Rundfahrt hofft Degenkolb bei der Tortur über 257 Kilometer, davon 55 über das gefürchtete Kopfsteinpflaster, auf eine ansteigende Form. Die ganz großen Favoriten sind in diesem Jahr aber Weltmeister Peter Sagan (Slowakei) vom deutschen Bora-hansgrohe-Team und Olympiasieger Greg van Avermaet (Belgien). Im Mittelpunkt steht auch der viermalige Roubaix-Sieger Tom Boonen, der nach dem Rennen seine Karriere beendet.
DEUTSCHE: 2015 war das Jahr von John Degenkolb. Erst triumphierte er bei Mailand-Sanremo, zwei Wochen später ließ er den nächsten Coup in Roubaix folgen. Es war der erste deutsche Sieg in der sogenannten «Hölle des Nordens» seit dem Erfolg von Josef Fischer 119 Jahre zuvor. Nachdem Degenkolb 2016 wegen eines Trainingsunfalls das gesamte Frühjahr passen musste, ist er nun zurück. Doch bisher konnte er in diesem Jahr noch nicht an seine ganz großen Erfolge anknüpfen. Immerhin: Auch 2015 belegte er bei der Flandern-Rundfahrt Platz sieben, ehe er eine Woche später in Roubaix gewann. Neben Degenkolb rechnet sich auch Tony Martin etwas aus. Der Zeitfahr-Weltmeister hat inzwischen die Frühjahrsklassiker lieb gewonnen. Auch, weil er 2015 die Kopfsteinpflasteretappe bei der Tour de France nach Cambrai gewann.
FAVORITEN: Peter Sagan und Greg van Avermaet präsentieren sich seit Wochen in bestechender Form, auch wenn es für beide weder in Sanremo noch bei der Flandern-Rundfahrt zum Sieg reichte. Doch gerade Sagan wird von der Konkurrenz aufgrund seiner Sprintstärke gefürchtet, so dass er in den entscheidenden Gruppen meist auf sich allein gestellt ist. Dazu hat er in van Avermaet einen starken Gegenspieler. Der BMC-Kapitän holte 2017 bereits fünf Siege, darunter die Eintagesrennen Omloop Het Nieuwsblad, E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem. Neben Sagan und van Avermaet werden Degenkolb und dem Norweger Alexander Kristoff die größten Chancen zugerechnet.
ABSCHIED: Der belgische Volksheld Tom Boonen steigt nach 16 Profijahren vom Rad - natürlich bei seinem Lieblingsrennen in Nordfrankreich. Viermal hat er im Vélodrome von Roubaix triumphiert, genauso wie sein Landsmann Roger De Vlaeminck. Für seinen letzten Auftritt rechnet sich der 36-Jährige gute Chancen aus. Die Fähigkeiten, mit den Besten mitzufahren, habe er noch. Mit einem weiteren Sieg würde Boonen seine Karriere krönen. Neben seinen vier Siegen in Roubaix holte er sich 2005 den WM-Titel, gewann dreimal die Flandern-Rundfahrt, dreimal Gent-Wevelgem und sechs Etappen bei der Tour de France. Insgesamt 113-mal stand er in seiner Karriere ganz oben auf dem Podium.
STRECKE: 257 Kilometer sind auf dem Weg von Compiegne vor den Toren der Hauptstadt Paris bis nach Roubaix zurückzulegen. Davon führen 55 Kilometer über die mittelalterlichen Pavés, die das Rennen zu einer Tortur machen. Die gefürchtetsten Kopfsteinpflastersektoren sind dabei der Wald von Arenberg sowie die Abschnitte Mons-en-Pévèle und Carrefour de l'Arbre, die jeweils mit einem Schwierigkeitsgrad von fünf Sternen ausgezeichnet sind. Der Sieg wird schließlich auf der Betonpiste im ehrwürdigen Velodrome von Roubaix vergeben.
WETTER: Auf eine Rutschpartie bei Regen müssen sich die Fahrer nicht einstellen. Sonne und Temperaturen von rund 20 Grad werden vorhergesagt. Damit dürfte es auf den Pavés staubig zugehen.
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