Glasgow (rad-net) - Die deutsche Para-Cycling-Nationalmannschaft hat von den Titelkämpfen in Glasgow ein positives Fazit gezogen. Die Sportlerinnen und Sportler konnten sich über insgesamt 21 Medaillen freuen. Am Schlusstag fügte das Handbike-Trio Annika Zeyen, Vico Merklein und Johannes Herter mit Silber nochmals Edelmetall der Sammlung hinzu.
«Silber im Team Relay war ein sehr schöner Abschluss dieser WM. Wir haben mehr Medaillen geholt, als ich vorher gedacht hatte. Fünfmal Gold ist eine großartige Ausbeute. Zudem haben wir viele starke Leistungen gesehen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden», sagte Bundestrainer Gregor Lang, der seine erste WM im Amt erlebte. Im Vergleich mit anderen Nationen stehe das Nationalteam gut da: «Wir sind nicht ganz vorne, aber wir sind auf Tuchfühlung mit der Spitze. Andere Teams haben vielleicht etwas mehr in die Waagschale geworfen und sind ein bisschen weiter vorne, allen voran Frankreich, mit den Paralympics 2024 im eigenen Land, aber wir sind dran.» Dass diese WM im Rahmen einer Radsport-Großveranstaltung stattfand, habe er vor allem auf der Bahn gemerkt: «Im Velodrom haben wir eng und professionell mit dem Bund Deutscher Radfahrer zusammengearbeitet.»
Sechs Medaillen hatte das deutsche Team bereits nach den Bahn-Wettkämpfen auf dem Konto. Das Tandem Thomas Ulbricht/Robert Förstemann gewann Silber im Sprint und Bronze über die 1000 Meter. Das Duo knackte über 200 Meter sogar den deutschen Rekord mit 9,85 Sekunden. Pierre Senska (C1) gewann nach einem taktisch hervorragenden Scratchrennen die Silbermedaille.
Die Leistung von Zweiradfahrerin Maike Hausberger war besonders bemerkenswert: Auf der Bahn gelang es Hausberger, drei Medaillen abzuräumen. Sie wurde Scratch-Weltmeisterin und holte Bronze im Zeitfahren sowie im Omnium (Mehrkampf). Bei der Straßen-WM gewann sie Gold im Zeitfahren und Bronze im Straßenrennen. «Das hätte ich vorher nicht zu träumen gewagt, es war bis zur WM ein turbulentes Jahr», sagte Hausberger, die auch neue Stärken an sich entdeckt hat: «Ich wusste nicht, dass ich solche Sprinterqualitäten habe. Das motiviert mich noch mehr für die Paralympics in Paris. Die Vorzeichen stehen besser als vor Tokio 2021, weil ich auf der Bahn und auf der Straße besser geworden bin. Und es ist noch Potenzial da», sagte Hausberger.
17 Athletinnen und Athleten vertraten Deutschland bei der Straßen-WM in Dumfries. Für Zweiradfahrer Matthias Schindler (C3) ging der große Traum vom WM-Gold im Zeitfahren in Erfüllung. Michael Teuber (C1) erweiterte seine Medaillensammlung ebenfalls. Teuber wurde Vize-Weltmeister im Zeitfahren und beendete das Straßenrennen als WM-Dritter. Überragende Leistungen zeigten auch die Handbiker und Dreiradfahrer. Annika Zeyen (H3) wurde Vize-Weltmeisterin im Zeitfahren und verteidigte zwei Tage danach ihren WM-Titel im Straßenrennen. Andrea Eskau (H5), die nach längerer Verletzungspause seit dieser Saison wieder mit von der Partie ist, setzte auch zwei Ausrufezeichen. Sie gewann Silber (Zeitfahren) und Bronze (Straßenrennen). Bei den Männern erkämpfte Vico Merklein (H3) sich nach einem starken Zielsprint die Bronzemedaille im Straßenrennen. Zeyen, Merklein und Johannes Herter holten zum Abschluss Silber im Team Relay.
Maximilian Jäger ist ein weiterer Athlet, der für Furore sorgte. Der 23-Jährige wurde neuer Zeitfahr-Weltmeister und sicherte sich die Bronzemedaille im Straßenrennen. Jäger freut sich nun auf die in Rotterdam stattfindende Para-Radsport-EM (16. bis 20. August). «Die Europameisterschaften sind für mich die Kirsche auf der Torte.» Auch die Frauen überzeugten auf dem Dreirad: Angelika Dreock-Käser gewann Bronze im Zeitfahren und wurde Vierte im Straßenrennen. Jana Majunke schloss das Straßenrennen als WM-Dritte ab.
Insgesamt kam die deutsche Mannschaft auf fünf Gold-, sieben Silber- und neun Bronzemedaillen und belegte damit Rang sechs in der Nationenwertung.