Cottbus (rad-net) - Para-Radsportler Maximilian Jäger gelang 2019 mit Doppelsilber bei der WM in den Niederlanden endgültig der Durchbruch in seiner Startklasse T1. Die Verschiebung der Paralympics auf 2021 und die damit verbundene verlängerte Vorbereitung sieht er als Chance und träumt weiter vom Ticket nach Tokio.
Vor vier Jahren, als die Spiele in Rio de Janeiro stattfanden, sei eine Paralympics-Teilnahme für ihn noch undenkbar gewesen. Der Unterfranke verfolgte das Event damals noch als Teilnehmer des Paralympischen Jugendlagers. Dass der 20-Jährige nun kurz davorsteht, als Teil des Team Deutschland Paralympics nach Japan zu reisen, ist «wirklich unglaublich und das Ergebnis glücklicher Zufälle und harter Arbeit», erklärt der Tricycler. Ohne das Ticket für Tokio endgültig gelöst zu haben, sieht er den Paralympics schon jetzt mit ambitionierten Zielen entgegen: «Ich habe auf jeden Fall das Podium im Auge, sowohl beim Zeitfahren als auch beim Straßenrennen.»
Ausbremsen könnte Jäger, der aufgrund eines vorgeburtlichen Schlaganfalls halbseitig gelähmt ist, auf dem Weg nach Tokio eigentlich nur noch der Wechsel in eine andere Startklasse. Dass dies so kommen wird, hält er trotz ausstehender Reklassifizierung allerdings für sehr unwahrscheinlich. «Ich bin sehr guter Dinge, dass ich meiner Startklasse erhalten bleibe. Aufgrund meiner Behinderung kann ich nur schwer das Gleichgewicht halten. Ich bin daher in der Startklasse T1 perfekt aufgehoben.»
Seine sportliche Karriere begann im Alter von acht Jahren zunächst auf Skiern, nachdem der Deutsche Behindertensportverband (DBS) einen Sichtungslehrgang für den Para-Ski Alpin-Nachwuchs angeboten hatte. Im Sommer suchte er einen Ausgleich im Wasser beim Para-Kanu. Den Weg zum Para-Cycling fand Jäger durch eine zufällige Begegnung mit dem fünfmaligen Paralympics-Sieger und bayerischen Para-Radsport-Landestrainer Michael Teuber. Kurz nach den Paralympics 2016 trafen sich die beiden bei einer Sportlerehrung. «Von der Statur her bist du ein Radfahrer», sagte Teuber damals zu Maximilian Jäger, ohne zu wissen, welchen Sport dieser ausübt. Jäger wurde gesichtet und an den bundesweit einzigen Trainingsstützpunkt für Renndreirad-Fahrer in Cottbus verwiesen. Dort überzeugte er Stützpunkttrainer Reneé Schmidt auf Anhieb und besucht schließlich seit 2018 das Internat der Lausitzer Sportschule.
Für seinen Traum Paralympics, nimmt er die Herausforderung gerne an. Nach der Schule trainiert der 20-Jährige nahezu täglich. Danach sind die Hausaufgaben an der Reihe. «Das Internat, Schule und Sport kooperieren eng miteinander. Wenn beispielsweise die schulischen Leistungen nicht mehr stimmen, wird das Training heruntergefahren», erklärt Jäger, der dem Paralympicskader des Deutschen Behindertensportverbands angehört.
Die Corona-Pandemie schränke Maximilian Jäger kaum ein. «Mein großes Glück ist, dass ich als Radsportler draußen an der frischen Luft trainieren kann», sagt Jäger. Auch wenn ihn die Corona-Pandemie im Alltag wenig beeinflusse, so ließ sie dennoch – zumindest übergangsweise – den großen Traum von Tokio 2020 platzen. «Die Absage der Paralympics in diesem Jahr war mental ein riesiger Einschnitt. Als Sportler trainierst du jahrelang auf dieses Event hin. Da bricht natürlich erst einmal eine kleine Welt zusammen», berichtet er. Allerdings sei es für ihn Schock und Chance zugleich gewesen. «Für mich persönlich hat die Verlegung den positiven Nebeneffekt, dass ich mich noch besser vorbereiten kann. Ich bin davon überzeugt, dass ich dadurch im nächsten Jahr noch stärker bin», betont Jäger. «Bei den Paralympics dabei sein zu dürfen, wäre eine absolute Ehre und würde mich sehr stolz machen. Ich würde mich einfach auf alles sehr freuen.»
Auch in Bezug auf seine berufliche Karriere hat der Para Sportler des BPRSV Cottbus bereits genaue Vorstellungen: «Ich bin momentan in der elften Klasse und habe mir vorgenommen, sie gut abzuschließen. Danach möchte ich erst Fachabitur und dann Abitur machen, um Lehramt studieren zu können. Denn ich möchte als Lehrer-Trainer irgendwann das weitergeben, was ich erlebt habe und so den Para-Sport-Nachwuchs motivieren.»
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