San Juan (rad-net) - Fernando Gaviria (Quick-Step-Floors) hat mit seinem Auftaktsieg bei der Vuelta a San Juan seine beeindruckende Bilanz in Argentinien ausgebaut. Der geschlagene Olympiasieger Elia Viviani zeigte sich nach dem Rennen vom jungen Kolumbianer beeindruckt. «Ein neuer Sagan» könne dieser werden.
Gavirias Erfolgsgeschichte in Argentinien begann 2015, als er als Trainee für Etixx-Quick-Step bei der Tour de San Luis zweimal Mark Cavendish besiegte. Im Jahr darauf schlug er im selben Rennen auch Peter Sagan und absolvierte eine der herausragenden Neo-Profi-Saisons der jüngeren Vergangenheit. Es folgten Siege bei Tirreno-Adriatico, der Polenrundfahrt, beim Eintagesrennen Primus Classic Impanis-Van Petegem und dem Sprintklassiker Paris-Tours. Auch ein Sieg bei Mailand-San Remo schien in Griffweite – doch der 22-Jährige stürzte an idealer Position liegend etwa 500 Meter vor dem Ziel.
Gaviria profitierte bei seinem Sieg heute nicht nur von der Fehlleitung, die das halbe Feld etwa 1200 Meter vor dem Ziel aus dem Rennen nahm, sondern auch vom perfekten Leadout seines Teamkollegen Tom Boonen, der bei einer der nächsten Etappen auch seine Chance auf einen frühen Sieg bekommen könnte. «Am Start sah der Plan so aus, dass ich sprinte. Der Schlüssel zum Erfolg ist das gesamte Team. Dank ihnen war der Sieg heute überhaupt möglich. Wir werden versuchen, weiter eine gute Show zu liefern und warum nicht eine Etappe für Boonen oder Richeze fahren?», deutete der amtierende Omnium-Weltmeister an.
Beim olympischen Omnium in Rio konnte Elia Viviani (Team Italien) Gaviria noch stoppen, doch der Italiener zog nach dem Saisonstart heute seinen Hut und schwärmte vom Talent des Kolumbianers. «Gaviria ist ein Phänomen. Er ist einer der talentiertesten Fahrer im Peloton. Es ist noch zu früh, um sagen, dass er der neue Sagan ist, oder was überhaupt seine Charakteristik ist, doch man sieht viele Fahrer, die für ihre Siege sehr hart arbeiten müssen und auf der anderen Seite solche, die schlicht das Talent in den Beinen haben – Gaviria gehört zu Letzteren. Er hat durch reines Talent und seine starken Beine zwei Weltmeistertitel auf der Bahn geholt. Er ist nicht wirklich taktisch gefahren, er hatte schlicht stärkere Beine als die anderen. Auch bei Tirreno-Adriatico hat er mühelos gewonnen und Milan-San Remo hätte er auch gewinnen können, wäre er nicht gestürzt.»
Morgen wird Viviani Gaviria wieder die Stirn bieten können. Die 128,8 Kilometer in San Juan enden wieder flach und werden höchstwahrscheinlich wieder zu einem Massensprint führen. Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) zeigte heute bereits, dass er es auf die Gesamtwertung abgesehen hat: Der Italiener mischte im Massensprint mit und erreichte einen beeindruckenden fünften Platz. Auch er hatte bei der Fehlleitung des Hauptfelds Glück und war dem Sprinterzug von Quick-Step-Floors gefolgt.