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Lance Armstrong enttäuschte bei seiner letzten Tour de France.
25.07.2010 13:41
Müde Abschiedstour von «Boss» Armstrong

Paris (dpa) - 15-Minuten-Rückstände in den Alpen und Pyrenäen, Sturzserien und Schmähungen als «Radtourist»: Der fast 39-jährige Rekordsieger Lance Armstrong hat sich seinen Tour-de-France-Abschied anders vorgestellt. Er beendete seine Ehrenrunde auf Rang 23.

«Endlich Strand und Bier», wünschte er sich nach der Tortur via Twitter. Sein Freizeitvergnügen könnte vom als unerbittlich bekannten US-Chefermittler Jeff Novitzky aber zukünftig erheblich gestört werden. Armstrong drohen nach den Anschuldigungen durch seinen ehemaligen Teamkollegen Floyd Landis und Greg LeMond Klagen. Die Grand Jury ermittelt vor dem Hintergrund angeblich flächendeckenden Dopings wegen möglicher Steuerhinterziehung.

In der Zeit von 1999 bis zu seinem ersten Tourabschied 2005 war die Champs Elysées wie ein Roter Teppich für den im September 39 Jahre alt werdenden Texaner, dem immer noch politische Ambitionen nachgesagt werden. Diesmal spürte er das feine Kopfsteinpflaster der Prachtstraße in jedem Knochen. «Ich wäre gerne jünger und schneller», hatte er nach der 16. Etappe resümiert. In Pau ließ er als Etappensechster in einer siegreichen Spitzengruppe noch einmal ganz kurz alte Klasse aufblitzen.

Armstrongs unnötige Ehrenrunde hatte für seine Fans viel Trauriges. Der einst unumschränkte Boss, diesmal von Stürzen in Serie gepeinigt und als «Radtourist» verspottet, fuhr meist nur hinterher. In den Alpen und Pyrenäen kassierte er 15-Minuten-Abstände und auch in seiner einstigen Domäne, dem Zeitfahren, blieb ihm der Einbruch nicht erspart. Am 24. Juli strampelte er Tagessieger Fabian Cancellara in Pauillac 7:05 Minuten hinterher.

Die drängende Jugend hatte Armstrong eigentlich schon im Vorjahr nach seinem zweifelhaften Comeback ein Stoppschild vor Augen gehalten. Er erkannte es zu spät. «Das war das letzte Zeitfahren meines Lebens. Auch wenn ich es leicht nehme - tut es weh», hatte er nach der erneuten Enttäuschung in Pauillac getwittert.

Der Flirt mit seinem möglichen achten Toursieg wirkte von Beginn ohnehin wie eine Anmaßung, und die wurde grausam bestraft. Der Texaner steht damit in einer langen Reihe von Sportlern, die den Absprung zur rechten Zeit verpassten. Auch der große Eddy Merckx drehte auf dem Rad mindestens eine Runde zu viel. Bei seiner letzten Tour wurde der Belgier 1977 auf Rang sieben gedemütigt.

«Er dachte, es geht leichter. Die Jungen sind ihm davongefahren», sagte Routinier Jens Voigt, ein Jahr älter als Armstrong und vielleicht sogar noch im nächsten Jahr bei seiner 14. Tour dabei. Lustig die Erkenntnis des 25-jährigen Tony Martin zum Thema Armstrong: «Wir werden eben alle älter».

Der einst unnachgiebige Tour-Regent, früher von Ehrgeiz fast zerfressen, rettete sich auf die letzten Meter seiner Abschiedstour mit Galgenhumor und entdeckte sogar die touristische Dimensionen seines letzten Frankreich-Trips: «Es ist eine neue Situation für mich. Ich kann den Berg in Ruhe hochfahren, mich umschauen, mit den Zuschauern sprechen, eine gute Zeit haben».

Dem Tour-Zentralorgan «L'Équipe», das ihn mit nachträglich analysierten Dopingproben von 1999 im Jahr seines Abschieds als EPO-Doper entlarvt hatte und ihn vier Jahre später trotzdem wieder mit offenen Armen empfing, gefiel seine neue Fahrweise überhaupt nicht. Den fast unwürdigen Abstieg kommentierte die Zeitung nach Armstrongs Sturz in der neutralisierten Startzone in Rodez mit folgender Abstufung seiner Qualitäten: «Erst Radprofi, dann Radtourist, dann nur noch Tourist».

Dennoch hielt die Tour für ihn noch ein kleines Trostpflaster bereit: Sein RadioShack-Team, in dem er im kommenden Jahr noch einige kleinere Rennen bestreiten will, gewann die Mannschaftswertung.


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