Nove Mesto (rad-net) - Der Mountainbike-Weltcup in Nove Mesto hat ein Short Track Race in sein Programm aufgenommen – und wird es auch austragen, trotz einiger zurückhaltender Reaktionen aus dem Lager der Profi-Teams. Local Hero Jaroslav Kulhavy und auch der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum wollen aber starten. Die Wettbewerbe für Damen (18:15 Uhr) und Herren (19 Uhr) sind als Auftakt zum Wochenende für Freitagabend 19. Mai vorgesehen. Sie sollen mehr sein als nur ein Show-Programm, sondern verweisen in die Zukunft.
Nove Mesto will sich zum Vorreiter einer Weiterentwicklung des Weltcup-Programms machen. Seit Jahren wird bei den Profi-Teams und beim Weltverband davon gesprochen, dass man über die olympische Cross-Country-Disziplin hinaus denken müsste. Dass man zusätzliche Wettbewerbe einführen sollte, um das Gesamtpaket abwechslungsreicher, vielfältiger und zukunftsfähiger gestalten. Der Eliminator Sprint war ein Versuch, der letztlich scheiterte. Zumindest in oben genannter Hinsicht. Zuvor hatte man Anfang der 2000er auch mal ein Zeitfahren auf einer Cross-Country-Runde im Programm. Auch das versandete wieder ergebnislos.
Testlauf für 2018
Aus Nove Mesto kommt jetzt wieder ein Impuls. Die Organisatoren aus Tschechien haben eine Initiative gestartet, das Programm auszudehnen. «Seit Dezember arbeiten wir intensiv mit der UCI und mit dem Weltcup-Promoter Red Bull Media House zusammen, um das Format [...] zu verbessern», heißt es auf der Website des Nove-Mesto-Weltcups. Und auch aus den Reihen der Teams könnte ein neues Konzept zur Diskussion auf den Tisch kommen. Aber natürlich erst für 2018.
Um dieses Jahr bereits einen Akzent zu setzen und zu zeigen, dass man nicht nur auf dem Papier aktiv wird, hat man in Nove Mesto einen Short Track-Wettbewerb ins Programm genommen und nennt diese Wettkampf-Form eine, die ein «Kandidat» wäre, 2018 ins Weltcup-Programm aufgenommen zu werden.
Short Track: 20 Minuten auf zwei Kilometern
Für 2017 sind die geplanten Short Track-Rennen allerdings nicht mehr als ein Warm-Up, beziehungsweise ein Demonstrations-Wettbewerb. Ein Short Track, was in den USA schon lange regelmäßiger Bestandteil von Cross-Country-Wochenenden ist, hat laut Reglement 20 bis 60 Minuten Siegerzeit. Erst für diese Saison wurde die Mindest-Dauer von 30 auf 20 Minuten reduziert. Der Kurs soll höchstens zwei Kilometer lang sein.
Diese mindestens 20 Minuten am Freitagabend werden allerdings mit gemischten Gefühlen betrachtet. Das Risiko, sich für den wichtigen Weltcup-Auftakt im Cross-Country, nur einen (Damen) oder zwei Tage später, ein Handicap einzuhandeln, will man nur ungern in Kauf nehmen.
Das lässt auch Daniel Hespeler, Team-Manager bei Cannondale Factory Racing erkennen. «Es ist eine gute Idee, weil wir das Rennprogramm ausbauen müssen, um das Produkt Weltcup besser zu machen. Gleichzeitig muss ich bekennen, dass ich in einer Zwickmühle bin, weil der Sonntag zu bedeutend für meine Sportler ist. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen», sagt er und fügt hinzu: «Wir als Team unterstützen neue Dinge, aber ich habe auch gelernt, dass wir trotzdem nicht das Produkt bekommen, das wir uns wünschen. Und andere dann Vorteile draus ziehen.» Damit meint er die Disziplin Eliminator, die vom Cannondale-Team zu Beginn auch per Teilnahme unterstützt wurde.
Mathias Flückiger (Radon Factory XC) sagt zum Beispiel: «Ich werde sicher nicht starten. Der Einfluss auf das Cross-Country-Rennen am Sonntag ist beträchtlich. So ein anstrengendes Intervall spürst du auch zwei Tage später noch.»
Sein Team-Chef Ralph Näf meint: «Es ist eine gute Idee, aber nicht so lange es nicht verpflichtend für alle ist. Oder mit Weltcup-Punkten dotiert ist. Ich unterstütze aber stark ein Konzept mit drei Tagen (Weltcup-)Rennen. Wir jammern immer, aber ändern nie etwas.»
Pierre Lebreton, Team-Manager von BH-Sr Suntour-KMC: «Ein Short Track-Rennen ist sicherlich besser als ein Eliminator, weil der ganze Prozess kürzer ist und nicht so gefährlich wie Eliminator. Zwanzig Minuten sollten genug sein und ich denke, es wäre ein guter Pre-Event. Aber ich würde Donnerstag bevorzugen - wegen des Einflusses auf Sonntag.» Mit seinen Fahrern hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht gesprochen.
Kollision mit Prague Stairs Race
Ein zusätzliches Thema ist in Nove Mesto auch das Prague Stairs Race, das am Mittwochabend stattfindet. Das passt dann in der Vorbereitung auf das Cross-Country-Rennen nicht mehr richtig zusammen. Bei Focus XC will man das Engagement der Nove-Mesto-Organisatoren unterstützen und teilt das Team deshalb auf.
Während zum Beispiel Florian Vogel in Prag an den Start geht, wird der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum das Short Track bestreiten. «Es ist schade, dass es mit Prag kollidiert. Aber wir finden das grundsätzlich gut und wollen das unterstützen. Deshalb wird Markus auch fahren. Er hat aber auch Bock drauf», erklärt Team-Chef Matthias Beck.
Nove Mesto: «Alle wollen, wir machen»
In Nove Mesto hat man das Feedback geprüft und sich entschlossen den Wettbewerb auf jeden Fall durchzuziehen. «Wir wollen die Parameter des Rennens präsentieren, so dass wir und alle anderen für die Zukunft darauf aufbauen können», hieß es von der Pressestelle zur Begründung. Alle würden davon sprechen, dass der Weltcup eine Weiterentwicklung benötige, aber niemand wolle viel dafür tun. Deshalb würde man es versuchen.
Und Vize-Weltmeister Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) hat seinen Start zugesagt, genauso wie die meisten Tschechen.
Entscheidende Faktoren für 2018: Weltcup-Punkte und TV-Produktionskosten
Der Probelauf unterstreicht, wie ernst es Nove Mesto mit seinen Zukunftsplänen meint. Für den Wettbewerb Short Track müsste man sich allerdings noch was einfallen lassen. 140 Fahrer über eine halbe Stunde auf eine Zwei-Kilometer-Runde zu schicken macht wenig Sinn. Aber dafür könnte es sicherlich eine Lösung geben.
Sollte 2018 ein zweiter oder gar dritter Wettkampf ins Weltcup-Programm aufgenommen werden und – das ist der Knackpunkt – mit Weltcup-Punkten für die Gesamtwertung dotiert werden, sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass alle ambitionierten Fahrer auch an den Start gehen werden. Dafür muss allerdings auch eine Finanzierung für einen zweiten und dritten Tag stehen. Denn jeder zusätzliche Wettkampftag bringt zusätzliche Kosten, vor allem in Sachen TV-Produktion. Das wird der entscheidende Faktor sein.