Darfo Boario Terme (rad-net) - Mit dem Staffel-Rennen werden am Donnerstag die Cross-Country-Europameisterschaften im italienischen Darfo Boario Terme eröffnet. In den Einzelkonkurrenzen hofft man beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf die frisch gekürten Deutschen Meister Sabine Spitz und Manuel Fumic. Medaillenhoffnungen hat man nach den Weltcup-Resultaten in der U23.
Viel Unterschied macht es bei den Herren nicht: Die Europameisterschaften finden praktisch mit Weltcup-Besetzung statt. Abgesehen von Weltmeister Nino Schurter (Schweiz), der seinen Start kurzfristig abgesagt hat, hat es Manuel Fumic mit praktisch allen Konkurrenten zu tun, die auch bei Weltcup-Rennen vorne auftauchen. Allenfalls die beiden Neuseeländer Anton Cooper und Sam Gaze muss man noch abziehen.
Insofern sind nach den bisherigen Eindrücken der Saison die Medaillenhoffnungen eher bescheiden. Immerhin, seit dem Cape Epic im März verbuchte Fumic mit dem Gewinn des Deutschen Meister-Titels erstmals wieder ein Erfolgserlebnis. «Klar, liebäugelt man bei einer Meisterschaft immer ein wenig mit einer Medaille, aber ich für mich geht es erst mal darum so viel wie möglich Weltranglisten-Punkte zu holen, damit ich dann bei der WM wieder in der ersten Startreihe stehen kann», sagt Fumic. 2015 hatte er Bronze gewonnen, auch in Italien (Chies d'Alpago).
Titelverteidiger ist Julien Absalon (Frankreich), der nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder ins Wettkampf-Geschehen eingreifen will und zuletzt vier Mal in Folge Europameister war.
Zehnte EM-Einzelmedaille für Spitz?
Im Damenfeld findet man nur zwei Deutsche. Die sind allerdings durchaus beide in der Lage ein gutes Ergebnis zu erzielen. Sabine Spitz hat bei der DM die Weltcup-Fünfte von Lenzerheide, Helen Grobert geschlagen und diese Saison ja auch schon gezeigt, dass sie in der Weltspitze konkurrenzfähig ist.
Ihren neun EM-Einzelmedaillen in der olympischen Cross-Country-Disziplin könnte sie durchaus eine zehnte hinzufügen, wenn alles zusammenpasst. Die Wettervorhersage verspricht 30 Grad, was der Südbadenerin sicherlich entgegenkommt.
«Eine EM-Medaille wäre cool, aber wenn es nicht klappt, dann halt nicht. Für mich ist alles, was dieses Jahr noch kommt, eine Zugabe», sagt Spitz. «Ich bin keine Favoritin, aber die Form ist nicht schlecht und wenn ich einen guten Tag erwische, dann ist vieles möglich.» Außer diesen neun Einzel-Medaillen im Cross-Country hat Spitz auch noch eine im Team und drei im Marathon gewonnen.
Adelheid Morath wird man nicht unbedingt als Medaillen-Kandiatin auf der Rechnung haben. Aber für ein top Resultat kann sie sicherlich sorgen.
Bei den Damen ist es auch die Weltmeisterin, die auf die EM verzichtet. Die Dänin Annika Langvad hat nicht gemeldet. Ansonsten werden alle starken Europäerinnen ihn der Lombardei ihre Visitenkarte abgeben.
Titelverteidigerin ist die Schweizerin Jolanda Neff.
U23-Trio mit Ambitionen
Aussichtsreich gehen zumindest die männlichen deutschen U23-Fahrer ins Rennen. Zumindest drei von ihnen. Georg Egger stellte bei der DM als Dritter der Elite-Kategorie seine gute Form unter Beweis und hat mit Rang zwei beim Weltcup in Albstadt auch schon nachgewiesen, dass er auf Top-Niveau fahren kann.
Das gilt auch für Max Brandl, frisch gebackener Deutscher U23-Meister, dem dieser zweite Weltcup-Rang in Lenzerheide gelungen ist. Und Lukas Baum wirkt ebenfalls zuversichtlich, auch wenn er seine Form in dieser Saison noch nicht wirklich aufs Papier bringen konnte.
Im Lager der Junioren lässt sich schwer einschätzen, was möglich ist. Die Meister Franziska Koch und David List bringen sicherlich eine gute Form an den Start. Ob das reicht, um in Medaillennähe zu kommen, bleibt abzuwarten.
Aber auch die Vize-Meister Tim Meier und Ronja Eibl könnten eine gute Rolle spielen. Leonie Daubermann kann trotz ihres Sturzes von Bad Salzdetfurth wohl antreten, mit welchem Handicap ist noch offen.
Schwer kalkulierbar: Eliminator und Team Relay
Beim Eliminator Sprint ist eine Prognose kaum möglich. Gegen die starken Schweizerinnen um Weltmeisterin Linda Indergand werden Lena Putz und Clara Brehm kaum dagegen halten können.
Bei den Herren ist es ähnlich. Der Breitnauer Heiko Hog hat 2015 überraschend EM-Silber geholt. So ein Coup ist auch 2017 nicht ausgeschlossen, auch für Vize-Meister David Horvath nicht.
Schwer kalkulierbar ist das Staffel-Rennen, das am Donnerstag um 17 Uhr die EM eröffnet. Noch mehr mit der Neuerung, dass jetzt auch noch eine zweite Dame (U23 oder U19) antreten wird. Anstatt bisher vier, sind es jetzt fünf Sportler.
Dem Titelverteidiger aus der Schweiz kommt das entgegen, den Deutschen eher nicht. Die Bundestrainer schicken Ben Zwiehoff (Elite), Georg Egger (U23), Franziska Koch (U19), Tim Meier (U19) und Adelheid Morath (Elite) ins Rennen. Im Vorjahr war man in Schweden Dritter, 2015 gab es sogar EM-Gold.
«Alle sind bestens in Form. Ich erwarte von allen, dass sie an ihre zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen. Ergebnisprognosen will ich nicht wagen, zumal wir auch die Strecke noch nicht kennen», fasst Bundestrainer Peter Schaupp seine Erwartungen zusammen.