Mont Sainte Anne (rad-net) - Weltmeister Nino Schurter gelang in Mont Sainte Anne in Kanada sein zwölfter Coup im Weltcup, Julien Absalon verteidigte als Zweiter seine Weltcup-Führung die Deutschen konnten den «Bann» nicht brechen. Manuel Fumic wurde Elfter, Moritz Milatz 13. Bei den Frauen gewann die Schweizerin Jolanda Neff (Liv Pro XC) das fünfte Weltcup-Rennen in der olympischen Cross-Country-Disziplin. Nach 26,1 Kilometern siegte sie in 1:43:03 Stunden mit 1:03 Minuten Vorsprung auf Ex-Weltmeisterin Catharine Pendrel (Kanada) und 1:34 Minuten vor Katerina Nash aus Tschechien. Die dreifach Olympia-Medaillengewinnerin Sabine Spitz aus Murg-Niederhof belegte nach einem Defekt Rang neun.
Es ist wieder nichts geworden mit einem Top-Resultat für die deutschen Herren an der kanadischen Ostküste: Bis zur Hälfte des Rennens über 30,25 Kilometer lief eigentlich alles nach Plan. Auf dem gleichermaßen konditionell wie technisch anspruchsvollen Terrain gingen Fumic und Milatz das Rennen kontrolliert an. In einer sechsköpfigen Verfolgergruppe arbeiteten sie sich bis auf die Positionen sechs und sieben nach vorne. Doch dann leistete sich Fumic einen kleinen Fahrfehler und verlor den Anschluss. Kurz darauf «explodierte» Milatz. «Ich weiß nicht richtig warum. Vielleicht habe ich ein wenig überzogen, als ich mit meinem Teamkollegen Lukas Flückiger mitgefahren bin», so Milatz.
Der Schweizer war von hinten gekommen und dann zu den Verfolgern des Spitzenduos Schurter/Absalon nach vorne gesprungen. Milatz musste die Gruppe ziehen lassen und landete am Ende mit 3:57 Minuten Rückstand auf Nino Schurter (1:38:15) auf Platz 13. «Wenigstens noch ein mittelmäßiges Resultat. Nächste Woche wird es auf jeden Fall besser», meinte der Freiburger.
Manuel Fumic wirkte über Rang elf (+3:36) ernüchtert. «Ich habe mir mehr erhofft», bekannte der Kirchheimer. Sein Strauchler habe ihn «aus dem Konzept gebracht», so der 32-Jährige. «Ich habe gebraucht, bis ich wieder in meinen Rhythmus gefunden habe», der sich kurzzeitig noch auf den neunten Rang gefahren hatte, dann aber im Finale wieder zwei Positionen verlor. Jetzt setzt auch er auf den nächsten Weltcup am kommenden Sonntag in Windham, USA. In der Gesamtwertung verbesserte sich Fumic allerdings sogar von Rang sieben auf sechs. Milatz ist Elfter.
Schurter bezwingt Absalon
Dort ist wohl erneut das Duell zwischen Nino Schurter und Julien Absalon zu erwarten. Der Schweizer traf diesmal auf einen Franzosen, der wegen der Geburt seines zweiten Kindes erst am Freitag angereist war und sicher noch etwas müde war. Zudem musste Absalon nach einem schlechten Start erst einmal Energie aufwenden, um Ende der zweiten Runde zu Schurter aufzuschließen und dann, so erzählte Absalon, auch mehrfach wieder Lücken schließen, die der Eidgenosse in den technischen Passagen aufriss.
In der sechsten von sieben Runden testete Schurter die Befindlichkeit seines Konkurrenten in ersten Anstieg und kam prompt weg. In der folgenden Abfahrt vergrößerte er die Lücke und fuhr souverän zu seinem zwölften Weltcupsieg, 16 Sekunden vor dem Rekord-Weltcup-Sieger. «Am Anfang wollte ich noch nicht auf Biegen und Brechen den Abstand halten, aber als wir zusammen waren, habe ich bemerkt, dass ich im Anstieg stärker bin. Meine Form ist super, es passt alles», freute sich Schurter, der in den vergangenen Jahren in Mont Sainte Anne, öfter mal mit Defekten zu kämpfen hatte.
Einmal wanderte Schurter auf einem schmalen Grat. In der Einfahrt zur berüchtigten Steinpassage «La Béatrice» nahm der Schweizer immer eine engere Linie, doch diesmal war Absalon vorne und Schurter musste kurz warten. Nicht lange genug, denn er touchierte das Hinterrad des Doppel-Olympiasiegers und kam zu Fall. Die Brille flog vom Kopf, doch weiter passierte nichts.
Dritter wurde der Australier Daniel McConnell, der sich aus einer fünfköpfigen Verfolgergruppe vor den Flückiger-Brüdern Lukas und Mathias durchsetzte.
Absalon war mit seinem Rennen zufrieden. «Nachdem ich die Familie verlassen musste - was nicht einfach war - bin ich froh, dass es so gut gelaufen ist. Mein Vorsprung in der Gesamtwertung ist groß und wenn ich in Windham auch Punkte sammle, kann ich beruhigt zum Finale nach Meribel», so Absalon. Sein Vorsprung in der Gesamtwertung 260 Punkte vor Schurter.
Bemerkenswerter Auftritt von Martin Gluth
Erfreulich aus deutscher Sicht war noch der Auftritt von Martin Gluth in seinem ersten Elite-Jahr. Der Freiburger fuhr ein kluges Rennen und landete schließlich auf Rang 27 (+7:24). «In der ersten Runde bin ich aus meiner Startposition (68) nach vorne gefahren, aber dafür musste ich nicht überziehen. Dann bin ich mein Tempo gefahren. Hinten raus musste ich kämpfen, aber wenn ich mich auf ein Rennen konzentriere, dann kann ich auch richtig leiden», so Gluth, der eine Pause in seinem Studium genießt.
Dagegen musste der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum (Haltern) als 47. erneut eine Enttäuschung einstecken. Möglicherweise lag der Grund dafür in einem Magen-Darm-Infekt eine Woche zuvor. «Ich hatte Kraft für zwei Runden und dann war es aus. Es war die ganze Woche schon so komisch. Die Form kann ja nicht einfach weg sein», meinte Schulte-Lünzum, der nach zwei Runden noch 23. war.
Neff gewinnt Frauenrennen
Für Sabine Spitz (Haibike) begann das Rennen gut. Die 21-jährige Jolanda Neff zog zwar schon Ende der ersten Runde weg, doch Spitz war an fünfter Stelle bestens positioniert. Nach dem letzten Anstieg der ersten Runde registrierte sie allerdings ein «extrem schwammiges Vorderrad», was sich als Defekt heraus stellte. «Es ist immer schlecht in der ersten Runde Defekt zu haben, weil man da sehr viele Plätze verliert», meinte sie zu dem Malheur.
So fiel sie in eine Gruppe um Platz 15 zurück und konnte in den Kampf um die Podiums-Plätze nicht mehr eingreifen. «Es ist auch schwer sich da wieder zu motivieren», bekannte sie, «wenn man weiß, dass man vorne nicht mehr hinkommt.» Gegen Ende gelang es der Südbadenerin aber doch noch, sich ein paar Positionen zu nehmen und in das Rennen mit 5:33 Minuten Rückstand als Neunte zu beenden. «Schade. Die Verfassung hätte zwar noch ein bisschen besser sein können, aber vermutlich hätte ich um die Top Fünf mitfahren können», meinte Spitz.
Nachdem zu Beginn Blaza Klemencic (Slowenien) die Führung innehatte, ließ sie Jolanda Neff nach vorne, bevor es in einen neuen Serpentinen-Anstieg hinein ging, der in der spektakulären «La Béatrice»-Downhill mündete. Dort wollte Klemencic noch mal vorbei, doch Neff ließ das nicht zu. Mit ihren Fahrkünsten riss sie eine kleine Lücke und im nächsten Anstieg (Zig-Zag) stürmte sie davon, zu ihrem zweiten Weltcup-Sieg in der Elite-Kategorie.
«Das war nicht der Plan, aber als ich schon mal vorne war, dachte ich, fahr einfach weiter. Ich bin froh, dass es so gut geklappt hat», strahlte Neff, die ihren Vorsprung in der Gesamtwertung ausbauen konnte.
Keinen guten Tag erwischte Adelheid Morath. Zum ersten Mal im Deutschen Meistertrikot angetreten, reichte es für die Freiburgerin nur zu Platz 20 (+9:17). «Ich hatte keine Kraft, kann mir aber nicht erklären, an was es gelegen hat. Schade, ich hätte das Meistertrikot gerne anders präsentiert», meinte Morath enttäuscht von ihrer Leistung.