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Björn Ahlgrimm, Julian Schelb, Niklas Sell und Johannes Bläsi (v. li.) fahren 2017 für das neue MTB-Team Stop&Go Marderabwer. Foto: picslix Fotografie
05.11.2016 10:34
MTB: Ehemaliger U23-Vizeweltmeister Schelb gründet Team

Münstertal (rad-net) - Der U23-Vizeweltmeister von 2013, Julian Schelb, nimmt einen neuen Anlauf. Nachdem er Ende Frühjahr seinen Vertrag bei Multivan-Merida aufgelöst hatte, ist Schelb jetzt Teil eines neu formierten Teams mit sehr speziellem Ansatz. Gemeinsam mit drei Freunden, die alle im selben Scharzwald-Ort leben, fährt er ab Beginn der kommenden Saison für das Team Stop&Go Marderabwehr.

Julian Schelb, Johannes Bläsi, Niklas Sell, Björn Ahlgrimm bilden das Quartett, das ab kommender Saison unter diesem Titel fährt. Alle Vier sind in den Zwanzigern, Björn Ahlgrimm ist 26, Julian Schelb noch 23, Johannes Bläsi und Niklas Sell je 20 Jahre alt. Außerdem sind sie alle Studenten. Ahlgrimm studiert Medizin, Schelb Volkswirtschaftslehre, Bläsi seit dem angelaufenen Semester auch und Sell BWL International Business.

So viele Gemeinsamkeiten würden für ein homogenes Team eigentlich schon reichen, doch es gibt noch ein weiteres verbindendes Element, eines das die entscheidende Rolle für die Team-Gründung spielt. Alle vier Sportler kommen aus Münstertal, einer 5200-Einwohner-Gemeinde im Südschwarzwald, an der nördlichen Flanke des Belchen, ein paar Kilometer westlich von Staufen im Breisgau, 20 Kilometer südlich von Freiburg. Auch Hans-Jörg Schelb (nicht mit Julian verwandt), Inhaber von Stop&Go Marderabwehr, kommt, ja, auch aus: Münstertal.

Dieses Athleten-Quartett, das lässt sich unschwer vermuten, das ist keine Zweck-Gemeinschaft, wie sie sich in Sport-Mannschaften oft zusammenfindet. Man kennt sich natürlich bestens, unter Sportlern sowieso. Und Hans-Jörg Schelb kennt sie auch. Nicht zuletzt weil er sich nach Fußballerzeiten für die Spvgg Untermünstertal selbst gerne in den MTB-Sattel schwingt. Niklas Sell betreibt ein duales Studium und seine Praxis-Stelle hat er bei Hans-Jörg Schelb in Neuenburg am Rhein. Als Mountainbiker wurde Sell bereits in dieser Saison von seinem Chef unterstützt. Damit ist die Gründungsgeschichte erzählt.

So erscheint das Team sehr homogen, doch betrachtet man den sportlichen Werdegang besitzen die vier Radsportler sehr unterschiedliche Biographien.

Julian Schelb ist hinlänglich bekannt. Junioren-WM-Dritter 2010 und U23-Vizeweltmeister 2013, ab 2014 beim Profi-Team Multivan-Merida, das er Ende Mai vorzeitig und aus freien Stücken verließ, vor allem weil er von Allergie-Problemen massiv zurückgebunden wurde. Seither radelte er nur noch nach Lust und Laune, aber gar nicht mal so wenig. Sicher, Julian Schelb war Profi und wieder dahin zu kommen, liegt nicht außerhalb seiner Vorstellungskraft.

Doch erst mal formuliert er sein Ziel so: «Ich schaue von Woche zu Woche. Ich will im Winter wieder Spaß haben im Training.» Langlaufen gehört dazu und im Frühjahr Straßenrennen des Schmolke-Carbon-Cup. «Ich will in der Saison Schritt für Schritt machen und werde sicher nicht mit Weltcups beginnen, sondern mit Tälercup-Rennen anfangen», sagt er. Trotz Allergie-Einschränkungen Wettkämpfe bestreiten, das will er nicht mehr machen. «Auch keine Bundesliga-Rennen wenn die anderen voll im Saft stehen und ich Atemprobleme habe.» Der Umgang mit der Allergie, eine Verbesserung der Situation, würde nur funktionieren, wenn er alles richtig mache. «Ich habe gelernt nicht zu schnell einzusteigen, alles muss gut überlegt sein. Wenn es passt, dann fahre ich auch wieder große Rennen», so Schelb.

Niklas Sell: Mit Luft nach oben
Niklas Sell fährt seit der U11 im Verein TuS Obermünstertal, beziehungsweise dessen MTB-Abteilung Bikecrew Münstertal. Sell war als Junior im U19-Landeskader, unter anderem Vierter im Bundesliga-Rennen in Schopp und Neunter in Heubach. Allerdings kugelte er sich als Junior die Schulter aus und musste pausieren. 2014 gab er seinen Landeskader-Platz freiwillig her, weil er für eine Zeit lang nach Neuseeland ging. 2015 nahm er den Faden wieder auf, und in diesem Jahr belegte er bei der U23-DM Rang zehn und war hinter Sven Strähle und Johannes Bläsi Dritter bei den Landesmeisterschaften.

Björn Ahlgrimm: Wintersportler, Fußballer, Mountainbiker
Der Dritte im Bunde kommt aus einer anderen sportlichen Ecke. Björn Ahlgrimm war Langläufer und war von 2006 bis 2010 Mitglied des Nationalkaders. Als Junior wurde er 2009 Dritter der Continental-Cup-Gesamtwertung und Dritter der Deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer Freistil. 2010 gewann er zwei Rennen um den Deutschland-Pokal, bevor er dann per Sportstipendium in die USA ging. 2011 hörte der Medizin-Student abrupt auf mit dem Leistungssport, nachdem er nicht für den B-Kader vorgesehen war. «Ich habe mich dann lieber aufs Medizinstudium konzentriert», sagt Ahlgrimm. Während er in Mainz studierte, spielte er Verbandsliga-Fußball, fand dann aber wieder zum Langlauf zurück und als der Wechsel an die Uni Freiburg erfolgte, wurden es immer mehr Einheiten auf dem Rad. Vor allem mit seinem Freund Julian Schelb.

Der wiederum ist Cousin von Johannes Bläsi, der es 2015 bereits zur EM- und WM-Teilnahme gebracht. Der 14. Platz bei der U23-EM in Chies d'Alpago war schon ein Ausrufe-Zeichen. Dieses Jahr hat er einen 17. Rang vom U23-Weltcup in Albstadt vorzuweisen. Eine Woche später bremsten ihn in La Bresse zwei Plattfüße, so dass es auch mit einer WM-Nominierung nichts wurde. «Darüber war ich schon enttäuscht. Einmal Top 15 wäre drin gewesen», meint Johannes Bläsi. Bei der Deutschen Meisterschaft wurde er Vierter.

Die Verantwortung für verschiedene Bereiche der Team-Organisation ist auf die Schultern der vier Fahrer verteilt. «Es gibt keine Vorgaben von unserem Sponsor, wir können unsere Ziele selber setzen», betont Ahlgrimm.

Und Sponsor Hans-Jörg Schelb sieht sich als «blutiger Anfänger» in Sachen MTB-Team und 2017 als eine Art «Versuchsjahr». Dann will er eine Bestandsaufnahme machen und weiter planen. «Mir ist es wichtig das Projekt nachhaltig zu gestalten», sagt er. «Es geht im Team auch um Eigenverantwortung, dass es als eine Art Lebensschule wirkt. Die Sportler stehen nicht unter Druck, sondern sollen Spaß haben an dem, was sie tun. Leistung soll sich in vielen Bereichen zeigen.» Schelb will auch bewusst die Symbiose Ausbildung und Spitzensport unterstützen. «Ich sehe das als spannendes Projekt», so der Firmen-Chef.

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