Mont-de-Marsan (dpa) - Nach den Pyrenäen ist klar: Die 110. Tour de France wird ein packender Zweikampf zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard und dem zweimaligen Champion Tadej Pogacar. Die Argumente für den Gesamtsieg sind bei dem Duo sehr unterschiedlich.
Das spricht für Jonas Vingegaard
Der Motor:
Die große Stärke von Vingegaard sind lange Anstiege. Das hat er auch bei dieser Tour am Tourmalet bewiesen, als Pogacar bis zum Anschlag kämpfen musste, um am Hinterrad zu bleiben. In den Alpen kommt mit dem Col de la Loze noch ein extrem langer Berg, auf dem er wie im Vorjahr mehrere Minuten auf Pogacar herausfahren könnte.
Das Team:
Das Team Jumbo-Visma ist deutlich stärker besetzt als die UAE-Mannschaft von Pogacar. Das zeigte sich bereits in den Pyrenäen. Sepp Kuss wäre in fast jeder anderen Mannschaft der Kapitän, Wout van Aert ist das Schweizer Taschenmesser unter den Profis, kann im Flachen wie in den Bergen Entscheidungen herbeiführen.
Die Strecke:
Es ist die schwerste Tour seit mehr als einem Jahrzehnt. Mehr als 55.000 Höhenmeter sind zu bewältigen, die Pyrenäen waren nur ein Vorgeschmack. Die Strecke sollte dem Leichtgewicht Vingegaard mehr liegen als Pogacar. «Die ersten Tage waren bereits richtig hart. Das wird eine sehr spannende Tour in diesem Jahr», sagte der 26-Jährige.
Das spricht für Tadej Pogacar
Die Formkurve:
Pogacar kam aufgrund seines Kahnbeinbruchs mit Trainingsrückstand und ohne Rennhärte zur Tour. Sein Plan war von Anfang an, sich während der Rundfahrt zu steigern. Das klappt augenscheinlich. «Die Form wird jeden Tag besser. Das wird ein Kampf bis zum Ende», sagte der 24-Jährige.
Der Wille:
«Ich war nie tot», betonte Pogacar nach seinem Etappensieg. Durch seine Schwäche am Vortag hatten ihn viele schon abgeschrieben. Doch 24 Stunden später bewies der Slowene, dass er ein wahrer Champion ist, ging ans Limit und schlug zurück.
Der Instinkt:
Pogacar ist ein Rennfahrer. Er sprintet mit seiner Explosivität um jede Sekunde, mag es auch noch so aussichtslos erscheinen. Von taktischen Zwängen lässt er sich nicht bremsen, er antizipiert lieber Rennsituationen. «Das ist Radsport. Du kannst Plan A, B und C haben und am Ende kommt doch alles ganz anders», sagte Pogacar.