Landeck (rad-net) - Wenn man Fehler macht, dann richtig. Fehler eins: Wenn das Wetter als «labil» bezeichnet wird, dazu der entsprechende Bericht «erhebliche Gewitterneigung» und «zurückgehende Temperaturen» androht, auf eine gut 140 Kilometer lange Etappe durch das Hochgebirge zu starten, die auf einem genauso langen Weg nach Haus auch keine Abkürzung zulässt. Fehler zwei: Bereits beim ersten gefühlten Nachlassen des großen Regens mutig aus dem Unterstand zu starten um zehn Kilometer später schon ziemlich nass zu sein. Fehler drei: Bei erstklassigem Cappuccino in einem warmen Café auf Besserung zu hoffen, um bei der Weiterfahrt nur noch mehr zu frieren. Fehler vier: Statt die letzten trockenen Fasern direkt in den Zug zu retten und mit dem öffentlichen Verkehr der Sonne nachzurollen, für eine Ersparnis von 6,60 Schweizer Franken auch noch näher kommendes Donnergrollen in den Bergen zu genießen. Fehler fünf: Zähneklappernd mögliche und unmögliche Auswege für die schnellste Rückkehr ins Hotel zu diskutieren, statt einfach der eigenen Form zu vertrauen und die gut 65 ausstehenden Kilometer direkt auf dem Rad zurückzulegen.
Erstes Fazit: Es wird ein unvergesslicher Tag bleiben, den das Team des Osnabrücker SC auf dem Engadin-Ausflug seiner Testwoche in der Radregion TirolWest erlebte. Zweites Fazit: «Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, wir müssen nochmals wiederkommen», so Insa Gross, die die Mannschaft aus Niedersachsen koordiniert, die derzeit für «rad-net» die Tiroler Berge samt Umland auf Rennrad- und Urlaubstauglichkeit testet. Bestnoten gab es dabei heute zuerst für den Shuttle-Service, der in der Regel Radwanderer zum Start des Innradweges hinauf ins Schweizer Maloja bringt, aber auch für Rennradfahrer aus einer 280-Kilometer-Tour überschaubare 140 Kilometer macht. Exakt zweieinhalb Stunden dauerte die bequeme Fahrt von Landeck bis auf den Malojapass - die Räder sicher im Anhänger verstaut.
Einziger Änderungsvorschlag des Test-Teams: «Wir brauchen eigentlich einen Shuttle in die andere Richtung», so Ines Abs. «Es heißt doch in unserem Motto, stimmt die Steigung und nicht stimmt das Gefälle.» «Eigentlich war die Etappe ja eher einfach», so Kerstin Rießler. Entsprechend war die Strecke, die vom auf gut 1800 Metern gelegenem Pass immer entlang des Inns zurück nach Landeck führen sollte, auch als Genusstour angelegt. Einzig das Wetter machte der Mannschaft dabei einen fetten Strich durch die Richtung. Drittes Fazit: «So eine Tour ohne Möglichkeit zur Abkürzung sollte man nur bei wirklich guten Aussichten machen», so Katrin Poll, die Finanzbeamtin im sechsköpfigen Testteam.
Nach dem freiwilligen Genusses eines erstklassigen Cappuccinos in Gesellschaft von Cervélo-Radprofi Martin Reimer in Samedan kam das Testteam dafür in den unfreiwilligen Genuss einer Fahrt mit der Rhätischen Bahn, um den Regentag zumindest einige Kilometer abzukürzen. Aussichten in die Bergwelt des Engadins gab‘s aber vor den Panoramafenstern genauso wenig wie auf den ersten 30 Tageskilometern von Maloja bis zum Bahnhof von Cinuos-chel durch die Radbrillen. «Respekt für den heutigen Tag. Zieh‘ echt den Hut vor Euch», so Reimer, der im Gegensatz zu den sechs Frauen aus Osnabrück mit dem Auto zum Café Laagers gekommen war. Viertes Fazit: Das Testteam ist sogar härter als manche Radprofis - Martin Reimer hatte allerdings heute ohnehin Ruhetag.
Fünftes Fazit: Der Föhn auf der Bahnhofstoilette in Scuol eignet sich hervorragend, um Armlinge und ein halbes Radsport-Outfit zu trocknen. «Am liebsten wäre ich aber gleich da geblieben», so Kerstin Rießler. Da diese Lösung unsere Testfahrerinnen dem Hotel aber keinen Meter näher gebracht hätte, verlief das Finale pragmatisch: Einfach mal losfahren, je mehr man tritt, desto wärmer wird es schließlich. Und als Belohnung setzte am Ende sogar der Regen aus.
Sechstes und letztes Fazit: Gut 36 Kilometer Abkürzung, dann noch eine Etappe ohne große topographische Schwierigkeiten - irgendwie fehlte da trotz Regen und Kälte die Herausforderung. Also wenige Kilometer vor dem Ziel doch noch rauf zum Reschenpass? «Einen Moment habe ich echt überlegt», so Ines Abs.
Aber die ein oder andere Rechnung haben die Frauen vom Osnabrücker SC ja ohnehin noch offen auf den Straßen rund um Landeck. Und Möglichkeiten für längere und kürzere Pässe gibt es für die Mannschaft noch deutlich mehr, als am finalen Testtag zu absolvieren wären. Die entscheidende Wahl für die letzte Tour soll aber erst morgen getroffen werden. «Zuerst warten wir jetzt den letzten Wetterbericht ab», so Ines Abs.
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