Laval (rad-net) - Mathieu van der Poel hat es beim gestrigen ersten Zeitfahren der Tour de France geschafft, das Gelbe Trikot zu verteidigen. Der Niederländer führt nun acht Sekunden vor Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates) im Gesamtklassement der Frankreich-Rundfahrt und war selbst über sein über dieses Ergebnis überrascht.
«Das ist einfach unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich wäre, aber die Mechaniker haben bis Mitternacht an meinem Zeitfahrrad gearbeitet, um mir dabei zu helfen aerodynamischer zu fahren. Ich werde mich noch lange an diesen Tag erinnern», berichtete Van der Poel gestern im Ziel in Laval. «Ich muss dem Team deshalb danken, denn alles ist deutlich besser gelaufen, als wir es erwartet haben. Das Gelbe Trikot hat mir Flügel verliehen. Es war wirklich besonders, in diesem Trikot durch die Massen zu fahren.»
Der 26-Jährige war am gestrigen Dienstag im Maillot Jaune als Letzter auf den 27,2 Kilometer langen Zeitfahrkurs gegangen und legte mit 32:31 Minuten eine starke Zeit hin, die ihm am Ende des Tages den fünften Platz bescherte. Die beste Zeit hatte zuvor Pogacar gefahren, der die Konkurrenz mit exakt 32 Minuten Fahrzeit auf dem Kurs deutlich hinter sich ließ und sich damit im Gesamtklassement auf den zweiten Platz katapultierte. Wout van Aert (Jumbo-Visma) liegt mit 30 Sekunden Rückstand nun auf Gesamtrang drei und Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step) fiel auf Platz vier zurück, wo er aktuell 48 Sekunden Rückstand aufweist.
«Das einzige Mal, dass ich ein Zeitfahren bestritten habe, war bei der Tour de Suisse, also war das heute erst das zweite Mal für mich. Vorher habe ich das nie angerührt», freute sich Van der Poel, der heute zum vierten Mal das Gelbe Trikot trägt, über seinen persönlichen Erfolg gestern. «Ich habe mich wirklich selbst überrascht in dem Zeitfahren, aber ich wusste schon nach meiner Streckenerkundung am Morgen, dass ich einen guten Tag haben könnte. Ich wusste, dass ich die Wattzahlen irgendwo hatte und am Ende war es eine Frage der Position.»
Neben dem Motivationsschub durch das Gelbe Trikot und seine gute Tagesverfassung, hob Van der Poel auch die Arbeit der Mechaniker von Alpecin-Fenix besonders hervor. Diese hatten bis nachts noch an dem Zeitfahrrad des Profis gearbeitet und einige Maßnahmen vorgenommen, um eine optimale Ausgangslage für Van der Poel zu schaffen, wobei nicht alle Änderungen sponsorenkonform vorgenommen wurden. So wurden beispielsweise die Räder und der Lenker des Rads ausgetauscht, um eine optimale Aeroposition zu garantieren, wobei aber nicht auf Material des Sponsors zurückgegriffen wurde. Gleiches gilt für den Helm.
«Wir haben den Lenker ausgetauscht, um eine bessere Position auf dem Rad zu erreichen, wir haben ihn etwas angehoben und dann haben wir noch den Helm und die Räder getauscht», berichtete Van der Poel von der Nachtschicht der Mechaniker. Mit Hilfe dieser kleinen Änderungen sei es ihm letztendlich gelungen, seine Führung zu verteidigen, die er nun bis zur ersten Etappe in den Alpen am Samstag beibehalten will. In den Bergen sei eine Verteidigung des Gelben Trikots gegen Fahrer wir Pogacar, dem Van der Poel den erneuten Gesamtsieg bei der diesjährigen Tour de France durchaus zutraut, aber unrealistisch.