Lastours (dpa) - Nur der rote Teppich fehlte, ansonsten war Tony Martin von seinem belgischen Team die perfekte Bühne zur Zukunftsplanung bereitet worden.
Und der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister präsentierte sich vor der malerischen Kulisse von Lastours mit Blick auf eine Burgruine aus dem elften Jahrhundert rundum zufrieden. Zufrieden wegen seines neuen, millionenschweren Vertrages bis Ende 2016, zufrieden aber auch wegen seiner bislang so starken Vorstellung bei der 101. Tour de France.
In dieser Konstellation soll es weitergehen. «Das Team bietet mir die optimalen Rahmenbedingungen für meine großen Ziele», begründete der 29-Jährige am zweiten Ruhetag seine Unterschrift unter den in den letzten Tagen ausgehandelten Kontrakt. Martin hat sich einiges vorgenommen für die nächsten zwei Jahre. Den Tour-Prolog 2015 in Utrecht will er gewinnen und damit erstmals das Gelbe Trikot überziehen. Über allem schwebt aber noch der Traum vom Olympia-Gold in Rio de Janeiro 2016, was für Martin «eine Herzensangelegenheit» ist. Obendrein winkt außerdem der Stundenweltrekord.
Ein ambitioniertes Programm. Dafür braucht Martin einen verlässlichen Partner in Sachen «Material und Rennplanung», bei Omega Pharma Quick-Step bekommt er die Voraussetzungen. Da passte es gut ins Bild, dass der Rennstall auch gleich verkünden konnte, dass die finanzielle Zukunft bis Ende 2017 gesichert ist. Solange hat Hauptgeldgeber Zdenek Bakala - der tschechische Geschäftsmann stellt 50 Prozent des Budgets - seine Zusage gegeben. Das Team wird von der nächsten Saison an aufgrund des neuen Co-Sponsors dann Ettix-Quick-Step heißen.
Billig dürfte der neue Vertrag für Martin, der seit 2012 für das Team fährt, kaum gewesen sein. Trotzdem beschrieb sich Teamchef Patrick Lefevere als «glücklicher Mann». Tony Martin habe bewiesen, dass er zu den besten Fahrern der Welt gehöre, meinte der grauhaarige Boss und sprach neben dem beeindruckenden Etappensieg seines Schützlings in Mulhouse auch die starken Helferdienste in den Bergen und bei den Sprints an. Leistungen, die längst auch bei anderen Teams registriert worden waren und dem 29-Jährigen sicherlich eine Gehaltsaufstockung eingebracht hat.
«Der Etappensieg in Mulhouse war für mich insgesamt die Krönung bei der Tour», sagte Martin rückblickend. Es sei seine bislang beste Frankreich-Rundfahrt, was auch damit zusammenhängt, dass er nicht wie in den vergangenen beiden Jahren schmerzlich gestürzt ist. Fertig ist er vor den abschließenden sechs Etappen aber noch nicht. Der Sieg im Zeitfahren am vorletzten Tag liegt für Martin quasi zur Abholung bereit, nachdem ihm seine Konkurrenten ausgegangen sind. Als letzter möglicher Rivale war der Schweizer Fabian Cancellara in der vergangenen Woche ausgestiegen.
Ein Selbstläufer sei der insgesamt vierte Tour-Etappensieg trotzdem nicht. «Ein Zeitfahren am vorletzten Tour-Tag ist etwas anderes. Da fühlen sich 54 Kilometer wie 70 oder 80 Kilometer an. Dass ich der Topfavorit bin, macht die Sache nicht leichter», ergänzte Martin. Dass er mit der Favoritenrolle aber sehr gut umgehen kann, hat er bei den letzten drei Weltmeisterschafts-Zeitfahren bewiesen, die er allesamt gewann.
Martin will Stundenweltrekord «nicht auf die lange Bank schieben»