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Der britische Sprinter Mark Cavendish hat im Peloton einen schlechten Ruf.
05.07.2010 13:17
Mark Cavendish: Tour-Rüpel aus der ersten Reihe

Brüssel (dpa) - Den Ruf des Rüpels aus der ersten Reihe wird Mark Cavendish nicht mehr los. Der britische Sprinter, im Vorjahr bei der Tour de France sechsmal erfolgreich, schien in Brüssel sein Image als «Brandstifter», wie ihn die «L'Équipe» bezeichnete, zu bestätigen.

Beim ersten von drei Massenstürzen im Finish der ersten Etappe spielte er wieder eine unrühmliche Rolle: In einer scharfen Rechtskurve geriet Cavendish bei Tempo 70 mit dem Italiener Mirco Lorenzetto aneinander und «räumte» rund 20 Fahrer ab - darunter auch unmittelbare Mitkonkurrenten um den Tagessieg wie den dreifachen Weltmeister Oscar Freire und Gerald Ciolek.

Bei der Tour de Suisse hatte der Columbia-Fahrer im Schlussspurt in Wettingen Heinrich Haussler und Ciolek zu Fall und um alle Siegchancen gebracht. Haussler, der kein gutes Haar an Cavendish ließ, landete im Krankenhaus. Am nächsten Tag demonstrierte das geschlossene Fahrerfeld gegen die «Respektlosigkeit» des 26-Jährigen, der Kritik an seinem Charakter entgegentritt: «Wer mich nach den letzten 30 Sekunden eines Massensprints beurteilt, ist ein Idiot». Die Schuld an den Vorfällen von Brüssel schoben sich Cavendish und Lorenzetto gegenseitig in die Schuhe.

«Cavendish verhält sich manchmal nicht super-smart. Er versprüht eine gewisse Arroganz - das polarisiert. Obwohl er als Bad Boy gilt, komme ich gut mit ihm aus», sagte Milram-Kapitän Linus Gerdemann über den Heißsporn von der Isle of Man, dessen Englisch in Oxford wahrscheinlich nicht so gut ankommen würde.

Auch Ex-Profi Uwe Peschel, als TV-Experte bei der Tour, hält nichts von Vorurteilen. «Es ist immer leicht zu sagen: Der ist Schuld, wenn er solch ein Image hat. Aber auch in der Superzeitlupe konnte man nicht genau ausmachen, wer Schuld am Sturz war», sagte der ehemalige Zeitfahr-Spezialist der Nachrichtenagentur dpa.

Für den deutschen Sprinterstar André Greipel, der gerade bei der Österreich-Tour seine Siegesserie fortsetzt, gehört sein Teamkollege Cavendish definitiv nicht in den Club der ehrenwerten Gentlemen. Zu Jahresbeginn hatte sich der Brite wenig fein über Greipel geäußert («Er gewinnt nur kleine Scheißrennen»). Das und die zweite Rote Karte durch sein Team bei der diesjährigen Tour-Nominierung gaben den Ausschlag, dass der Rostocker mit Cavendish brach - und wahrscheinlich das Columbia-Team verlassen wird. Saxo-Bank und Omega-Lotto gelten als heiße Kandidaten für Greipels neuen Arbeitsplatz.


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