Svit (rad-net) - Der Osthofener Karl Platt hat zum ersten Mal in seiner Karriere eine internationale Medaille gewonnen. Der zweifache Deutsche Marathon-Meister vom Team Bulls holte sich bei der Marathon-Europameisterschaft im slowakischen Svit nahe Poprad nach 134 Kilometern hinter dem Portugiesen Tiago Ferreira und Weltmeister Alban Lakata (Topeak-Ergon) aus Österreich die Bronzemedaille. Bei den Damen gewann dessen Landsfrau Christina Kollmann vom deutschen Team Texpa-Simplon.
Auf einer Distanz von 5:40:12 Stunden, die Siegerzeit von Tiago Ferreira, kann viel passieren. Das Klassement ist nach zwei Stunden längst noch nicht gemacht, auch wenn in der Hohen Tatra der Portugiese etwa nach dieser Renndauer die Entscheidung suchte.
Am längsten, einem zwölf Kilometer langen Anstieg, der bei Kilometer 52 begann, spannte sich Luis Pinto vor seinen Landsmann und sorgte dafür, dass die große Gruppe an der Spitze auseinander fiel. Weltmeister Alban Lakata entschied sich nicht mitzugehen. «Ich dachte, es macht sich bezahlt, zu diesem Zeitpunkt Körner zu sparen», erklärte Lakata. Eine Minute Rückstand wurde für den Österreicher gemessen, als er an fünfter Stelle den höchsten Punkt überquerte.
Karl Platt aber hatte bei den widrigen, matschigen Bedingungen eine Krise zu bewältigen und kam erst an zwölfter Position oben an. «Ich habe gefroren und es ein bisschen mit der Moral zu tun gehabt», bekannte Platt. Aber seine Routine und das Wissen, dass er ihm so lange Distanzen liegen, ließen ihn die kritischen Momente überwinden. Nach 90 Kilometern war er Achter. «Ich bin meinen Rhythmus gefahren und irgendwann sind sie mir entgegen gekommen. Das hat mich so motiviert, dass ich über meine Verhältnisse gelebt und richtig Sternchen gesehen habe. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Auf einmal war ich Dritter und dachte, boah, das könnte was werden», berichtete Karl Platt später über diese Phase seiner Aufholjagd.
Da waren vielleicht 110 Kilometer gefahren, die Bronzemedaille aber längst noch nicht gesichert. Luis Pinto, den er da gerade eingeholt hatte, musste wegen eines schleichenden Defekts kurz anhalten, kam aber wieder zurück. «Er ist ums Verrecken dran geblieben, er war wirklich stark. Aber dann hat mir auf dem Geholpere Richtung Ziel mein Fully geholfen», erzählt Platt. Als Einziger von den Top-Fahrern hatte er sich dafür entschieden. Was in den Anstiegen ein Handicap war, zahlte sich am Ende aus.
Er konnte Luis Pinto im Singletrail, der 300 Meter vor dem Ziel endete, hinter sich halten und überquerte die Ziellinie 6:48 Minuten Rückstand, zwei Sekunden vor dem Portugiesen und neun Sekunden vor Kristian Hynek (Topeak-Ergon), der bereits nach 32 Kilometern einen Defekt erlitten hatte und ganz stark zurückkam.
«Ich kann es noch gar nicht glauben, dass mir eine Medaille um den Hals hängt», bekannte Karl Platt. «Ich hatte heute sicher auch ein bisschen Glück, aber ich habe auch lange genug drauf gewartet. Auch auf meinen ersten Deutschen Meistertitel habe ich acht Jahre lang gewartet.»
39 Jahre alt musste Karl Platt werden, um zum erstem Mal bei einer internationalen Meisterschaft auf dem Podium zu stehen. Zahlreiche Erfolge feierte der Pfälzer, gewann die renommierte Cape Epic, genauso wie die Transalp mehrfach und gewann ungezählte Marathon-Rennen. Doch bei internationalen Meisterschaften wollte es nie klappen. 2005 war er bei der WM in Lillehammer auf Medaillenkurs, als er Defekt hatte, 2008 bei der EM in Albstadt war er Vierter, hätte aber später eigentlich die Bronze-Medaille bekommen müssen, weil der Dritte Peter Riis Andersen (Dänemark) gedopt hatte.
«Es macht mich besonders glücklich, so wie es gelaufen ist. Und weil die Saison für mich ziemlich schwierig war», so Karl Platt.
Alban Lakata schaffte den Anschluss an Tiago Ferreira nicht mehr, auch wenn es ihm gegen Ende noch ganz gut ging. Nach 100 Kilometern schob er sich an Pinto vorbei auf den Silberrang und erreichte das Ziel mit 3:37 Minuten Differenz auf Ferreira, der damit Revanche nahm für die Sprint-Niederlage bei der WM in Singen. «Tiago war zu stark heute. Man kann nicht immer gewinnen, ich bin zufrieden mit der Medaille und mit meiner Leistung», konstatierte Lakata.
Damen: Kollmann überlegen
Die Damen hatten nach 78 Kilometern Feierabend. Die Österreicherin Christine Kollmann lag bereits nach 30 Kilometern alleine in Front und baute ihren Vorsprung bis auf 6:46 Minuten gegenüber der Zweiten, der Spanierin Claudia Galizia Contrina und 6:52 Minuten gegenüber Bronze-Medaillengewinnerin Angelika Tazreiter (Polizei SV Graz) aus. Stefanie Dohrn konnte das Rennen nicht beenden.