Biebertal (rad-net) - Eine Topfavoritin bei den Damen, eine ganze Ansammlung von Medaillenanwärtern bei den Herren. Das ist die Ausgangslage vor den siebten Deutschen MTB-Meisterschaften in der Marathon-Disziplin, die am Sonntag im
hessischen Biebertal ausgetragen wird.
Sabine Spitz peilt ihren zwölften Deutschen Meistertitel an, den dritten in der Marathon-Disziplin. «Mein Ziel ist der Titel, klar. Aber ob es klappt ist
eine andere Frage. Es gibt schließlich Konkurrentinnen, für eine Marathon-DM der
Jahreshöhepunkt ist und die sicher besser vorbereitet sind als ich. Immerhin
habe ich in Saalhausen gespürt, dass die Form noch gut ist», erklärt die
Olympiasiegerin aus Murg-Niederhof. Dabei denkt sie zum Beispiel an die
Nürnbergerin Birgit Söllner, die sich nach ihrer Karriere als Straßenfahrerin zu
einer der besten Deutschen Marathonbikerinnen entwickelt hat. Elisabeth Brandau
ist gleichfalls ernst zu nehmen. Allerdings hat sich die Deutsche
Marathon-Meisterin des Jahres 2008 leicht erkältet. «Die
Strecke macht Laune, aber es wird extrem hart»,
meint Brandau.
Nach ihrem starken Auftritt in Saalhausen muss man auch Hanna Klein auf der
Rechnung haben. Die Freiburger Studentin hat allerdings auf der Langdistanz
wenig Erfahrung. Barbara Kaltenhauser (Gaißach) und Ivonne Kraft (Gaggenau),
2009 auf dem Silber- und dem Bronzerang dürften in der Aufzählung nicht fehlen.
Titelverteidigerin Adelheid Morath aus Freiburg erlebte eine enttäuschende
Saison und steht nicht auf der Meldeliste. So wird es auf jeden Fall eine neue
Meisterin geben.
Eigentlich wollte Sabine Spitz ihre Saison nach dem Bundesliga-Rennen in
Saalhausen beenden, doch die Veranstalter vom AMC Rodheim-Bieber haben bei Spitz
Überzeugungsarbeit geleistet. «Der Veranstalter war
sehr engagiert und hat versucht mich zu überzeugen. In Kombination mit der
Änderung des Startmodus war das der Grund, dass ich meine Saison noch um eine
Woche verlängert habe», sagt Spitz. Der AMC
Rodheim-Bieber hat eine Kritik aufgegriffen, die Sabine Spitz schon seit
längerem geäußert hat. Die Startzeiten wurden in Absprache mit BDR-Koordinator
Georg Schmitz so verändert, dass die Damen nicht auf die Unterstützung von
männlichen Teamkollegen bauen können und ein faires Rennen garantiert ist. Um 9
Uhr werden Spitz und Co. auf ihre 86 Kilometer (2130 Höhenmeter) gehen, während
die Herren 25 Minuten später ihre zwei Runden von je knapp 54 Kilometer
(insgesamt 2740 Höhenmeter) beginnen.
Bei den Herren herrscht eine relative Unübersichtlichkeit, was die Favoriten
angeht. Es kreuzen die Marathon-Spezialisten die Klingen mit den
Cross-Country-Spezialisten. Letztlich ist alles da, was im deutschen
Mountainbikesport Rang und Namen hat.
Nach dem vergangenen Wochenende hat sich der Sindelfinger Hannes Genze als
ein Favorit heraus kristallisiert. Er gewann die dreitägige MTB-Etappenfahrt
Sparkassse Trans-Zollernalb vor Weltmeister Alban Lakata (Aut).
«Das war für den Kopf ganz gut und ich bin ganz
zuversichtlich, dass meine Rechnung aufgeht», meint
Genze, der schon 2004 und 2006 Deutscher Marathon-Meister war und dazwischen auf
der Langdistanz auch mal Europameister. Genze nennt nach seinen Erfahrungen von
der Trans-Zollernalb die Namen Karl Platt und René Tann als Konkurrenten. Bei
Platt verwundert das nicht, obwohl der Titelträger von 2008 zweimal durch
Defekte gebremst wurde. Platt zählt schon seit vielen Jahren zu den häufig
genannten Namen, wenn es um Medaillenanwärter bei einer DM geht.
Und im Blick auf die Strategie, bringt er Manuel Fumic ins Spiel.
«Ich hoffe der Mani macht am Anfang ein richtig
Stress», sagt Platt und gibt damit seiner Hoffnung
Ausdruck, dass das Rennen von Anfang an schwer wird. Manuel Fumic hat indes sehr
wenig Erfahrung auf der Langdistanz, der Kirchheimer muss aber dennoch als
ernsthafter Anwärter auf eine Medaille in Betracht gezogen werden. Der Achte der
diesjährigen Weltcup-Gesamtwertung in der olympischen Cross-Country-Disziplin
hat sich kurzfristig zu einem Start entschlossen, nachdem das brandneue
Cross-Bike mit dem er eigentlich am Mittwoch in Las Vegas ein Cross-Rennen
bestreiten wollte nicht schnell genug durch den Zoll kamen und die Reise
abgeblasen wurde. «Ich will die Marathon-DM als
Belastung, weil ich in zwei Wochen noch das Roc d’azur fahren will um
Weltranglistenpunkte zu holen», sagt Fumic ohne sich
klar zu einem Ziel zu bekennen.
Der Deutsche Cross-Country-Meister Moritz Milatz gehört gleichfalls in den
Reigen der Favoriten. Spätestens nach seinem Sieg beim Bundesliga-Rennen in
Saalhausen. «Die Form ist offenbar noch ganz gut,
aber ich mache mir keinen Druck», gibt sich der
Multivan-Merida-Teamkollege von Hannes Genze zurückhalten.
Genze und Milatz haben mit Jochen Käß einen weiteren Kandidaten im Spiel. Der
29-Jährige ist Titelverteidiger und man sollte ihn auch in diesem Jahr dringend
auf der Rechnung haben. Bei der Trans-Zollernalb war er noch von einem Schnupfen
etwas behindert, aber im Vollbesitz seiner Kräfte kann der
Cross-Country-Vizemeister seinen Titel auch verteidigen. «Bei
der Trans-Zollernalb ging es von Tag zu Tag besser und ich bin motiviert. Ich
versuche natürlich meinen Titel zu verteidigen»,
erklärt Käß.
Was Wolfram Kurschat zu leisten vermag, das weiß er selbst nicht so genau.
«Ich nehme die DM als Wettkampf zur Vorbereitung auf
das Roc d’azur. Mal sehen, vielleicht erwische ich ja einen guten Tag»,
meint er. Der von Genze angesprochene René Tann besitzt Außenseiterchancen. Als
guter Marathonfahrer ist er bis dato noch nicht aufgefallen, aber seine
Vorstellung bei der Trans-Zollernalb war schon beachtlich. Nur ein Sturz wenige
Kilometer vor dem Ziel verhinderte eine Podiumsplatzierung.
«Es sollte möglich sein in der Spitze mitzufahren und eine gute
Platzierung zu erreichen», formuliert der 25-Jährige
aus Suhl vorsichtig.
Es wäre auch keine Überraschung, wenn am Sonntag Tim Böhme (Freiburg), Stefan
Sahm (Krättigen, CH) oder Torsten Marx auf dem Podium stehen würden. Vielleicht
sollte man, um die Unübersichtlichkeit perfekt zu machen, sogar noch Christian
Schneidawind (Gerbrunn) in die Kalkulation mit einbeziehen.
Zeitplan Marathon-DM in Biebertal
9.00 Uhr Start Langstrecke 86 km Damen,
9.25 Uhr Start Langstrecke 108 km Herren, Sen.I, Sen. II,
9.40 Uhr Start Kurzstrecke 54 km (keine DM)
9.55 Uhr Start Minimarathon (27km)