Moussy-le-Vieux (rad-net) - Groupama-FDJ-Teammanager, Marc Madiot, hat die immer analytischeren Herangehensweisen im Profiradsport kritisiert. Im Interview mit «L‘Equipe» ließ sich der zweifache Sieger von Paris-Roubaix (1985 und 1991) über die Kopfhörer, Radcomputer und erweiterten Datenanalysen aus, die immer mehr Druck auf die Fahrer ausübten. Man müsse aufpassen, die Profis nicht in Roboter umzuwandeln, so Madiot.
«Es gibt permanente Überwachung im Peloton und sie existiert auch im Training», erklärte der Franzose, wobei er sich besonders über den Funk-Kopfhörer der Fahrer aufregte. «Kopfhörer... Tut mir leid, aber wir haben ein Briefing vor dem Rennen - wir müssen nicht alle drei Sekunden eingreifen. [...] Heutzutage kann man es in den Teamwagen nicht mehr riskieren zu verlieren, und das erhöht den Druck. Am Ende sagst du den Fahrern, sie sollen den Kreisverkehr links oder rechts nehmen, und du gewinnst vier Plätze.»
Auch die Radcomputer, die eigentlich alle Profis an ihrem Lenker installiert haben, sind Madiot sichtlich ein Dorn im Auge. Die kleinen Computer seien zwar ein beliebtes Mittel zur totalen Überwachung der Situation, doch sie stellten auch eine Gefahr dar, die nicht zu unterschätzen sei: «Sie [die Fahrer, Anm. d. Red.] haben ihre Nasen in ihren Bildschirmen vergraben. Wir haben sogar schon Fahrer stürzen sehen, weil sie nicht auf das geschaut haben, was vor ihnen lag. Es gibt keine Spontaneität mehr im sportlichen Geschehen. [...] Es tut mir leid, das zu sagen, aber wir sind dabei, Fahrer zu Robotern zu machen.
Natürlich könne man die Daten aufzeichnen, aber man brauche sie nicht permanent zu überwachen, so Madiot.
Neben den Daten- und Kommunikationstechnologien im Renngeschehen und Training sprach der Manager auch über das Digitalverhalten der Profis außerhalb des beruflichen Umfelds: «Die Fahrer sind zu Hause und haben nichts anderes zu tun, als das, was sie gemacht haben, auf Strava einzustellen oder ihr Leben auf Twitter oder Instagram zu präsentieren. Vielleicht bin ich ein alter Narr, aber zu meiner Zeit habe ich niemandem erzählt, was ich im Training gemacht habe - um sie in den Rennen zu überraschen.»
Trotz seiner Haltung gegen die vielen digitalen Hilfsmittel, setzt Madiot die Geräte auch unter seinen eigenen Fahrern von Groupama-FDJ ein. Deshalb konkretisierte der 61-Jährige seinen Standpunkt zu den eingesetzten Technologien weiter: «Natürlich bin ich wie jeder andere auch. Wenn ich das nicht wäre, wäre ich ein Idiot und würde zurückbleiben. Aber ich sage, dass das alles eine echte Reflexion verdient. [...] Wir müssen etwas Spontanität zurückbekommen.»