Hamburg (dpa) - Für die deutschen Rad-Profis werden die Hamburg Cyclassics zum Laufsteg. Weil Team Milram, die einzige deutsche ProTour-Mannschaft, ihren Abschied gibt, müssen die deutschen Fahrer ihr Heil künftig bei ausländischen Teams suchen.
Am 15. August in der Hansestadt beim 216-Kilometer-Rennen wollen sich Gerald Ciolek, Linus Gerdemann, Roger Kluge, Christian Knees und Fabian Wegmann sowie Jens Voigt und André Greipel von ihrer besten Seite präsentieren. Viele sind sich über einen Wechsel schon einig, die offizielle Bekanntgabe lässt jedoch zumeist auf sich warten.
Ein deutscher Sieg beim einzigen Radrennen der höchsten Kategorie hierzulande wäre eine vortreffliche Empfehlung. Schließlich ist die Konkurrenz namhaft: Stuart O'Grady, Robbie McEwen, Vorjahressieger Tyler Farrar, Allan Davis, Fabian Cancellara, Baden Cooke... 168 Profis nehmen beim zwölften ProTour-Rennen des Jahres den Wettbewerb auf.
Knees will sich anders als bei der Tor de France präsentieren. Die Frankreich-Rundfahrt sei «persönlich und als Team nicht gut» gewesen, räumte der Bonner ein. «Ich habe mich dieses Jahr durchgequält. Das war eine Tour zum Abhaken. Hauptsache, ich bin durchgekommen.» Wohin Knees wechselt, ist offen. «Es waren schöne fünf Jahre mit Milram. Dass man geht, ist eine relativ normale Situation.» Allerdings sei es «sehr schade», dass es kein deutsches ProTour-Team mehr geben werde.
Auch Greipel findet es bedauerlich, dass sich künftig kein Sponsor für eine deutsche Mannschaft findet. «Vielleicht wird es im darauffolgenden Jahr etwas», meinte der 28 Jahre alte Mecklenburger, der vom US-Team HTC Columbia zum belgischen Omega-Pharma-Lotto-Team wechselt.
Dass die Dopingproblematik weiterhin auf die Begeisterung möglicher Sponsoren drückt, blieb unerwähnt. Immerhin sieht der Veranstalter der Hamburg Cyclassics «nach der Doping-Diskussion Licht am Ende des Tunnels», wie Frank Bertling, Geschäftsführer der veranstaltenden Agentur Upsolut, meinte. «Bei der Tour gab es keinen Doping-Fall. Wir sind auf dem richtigen Weg.» So seien auch die Cyclassics durch «ein kleines Unwetter hervorragend manövriert» worden. Mittlerweile gibt es das Hamburger Rennen zum 15. Mal.
Greipel greift in der Hansestadt nach dem Sieg, der mit 16 000 Euro vergütet wird. 16 Siege hat er in diesem Jahr bereits errungen und ist damit Rekordhalter unter den Rad-Profis - an Einzelerfolgen gemessen. «Ich will zufrieden nach Hause fahren», lautet seine zurückhaltend formulierte Kampfansage. Aufgrund des zumeist platten Landes lässt sich laut Greipel kein Sieger vorhersagen. Lediglich der Waseberg im Hamburger Stadtteil Blankenese mit seinen 87 Metern und einer respektablen Steigung von bis zu 16 Prozent lässt die Profis ein wenig schaudern.