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Lance Armstrong ist in Kaliforniern vorne dabei.
15.02.2009 15:22
Landis und Co. auf Resozialisierungs-Kurs

Sacramento (dpa) - Die Kalifornien-Rundfahrt, die mit dem Prolog-Sieg von Fabian Cancellara begann, feiert sich als Super-Tour: So hochkarätig besetzt wird es in dieser Saison kein Rennen mehr geben - auch nicht die Tour de France, deren Organisator ASO in Kalifornien assistiert.

Für einige der Starter ist sie allerdings auch ein Resozialisierungs-Programm der besonderen Art. Die Zahl der als Doping-Sünder überführten oder verdächtigten Prominenz in der Starterliste ist einzigartig.

Unter dem Patronat und mit der Finanzkraft des weltweit führenden EPO-Produzenten Amgen sind neben Lance Armstrong und seinem ehemaligen Helfer Floyd Landis auch der Zeitfahr-Olympiasieger von Athen, Tyler Hamilton (USA), Ivan Basso (Italien) und die Spanier Francisco Mancebo sowie Oscar Sevilla auf den 3,9 Kilometer langen Prolog-Kurs in Sacramento gegangen. Im Begleitwagen sitzt mit Jan Ullrichs einstigem Intimus Rudy Pevenage noch ein «alter Bekannter».

Goldmedaillengewinner Cancellara gewann den Prolog vor rund 100 000 Zuschauern mit einem Stundenmittel von 50,294 Kilometern. Der Schweizer aus dem Bjarne Riis-Rennstall verwies Vorjahres-Gesamtsieger Levi Leipheimer (USA/+1,2 Sekunden) auf den zweiten Platz. Bester deutscher Radprofi auf Rang 28 war Grischa Niermann aus Hannover. Landis, der seinen wegen Dopings aberkannten Tour-Sieg von 2006 auch in einem beispiellosen Justiz- Marathon nicht retten konnte, feierte nach dem Ablauf seiner Sperre sein Comeback im drittklassigen OUCH-Team. Auf Rang 90 hatte er aber Mühe zu folgen.

Anders Armstrong: Bei seinem zweiten Comeback-Auftritt nach dem Einstieg in Australien war der siebenmalige Toursieger auf dem schwierigen Kurs nur 4,3 Sekunden langsamer als der Sieger und wurde Zehnter. Der 37-jährige Texaner war mit seinem USA-Debüt nach dreieinhalb Jahren Renn-Abstinenz zufrieden: «Ich wollte unter die besten Zehn oder 15. Ich bin happy. Mein oberstes Ziel ist, Leipheimer wie in den beiden Vorjahren wieder zum Sieg zu verhelfen.»

Pevenage und der spanische Profi Sevilla, einstiger T-Mobile-Team- Kollege Ullrichs und vor dem Tour-Start 2006 ebenfalls wegen Manipulations-Verdacht aussortiert, sind die Repräsentanten des amerikanischen Rock Racing-Teams. Der 55-jährige Belgier, gegen den die Bonner Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit der Doping-Affäre Fuentes weiter ermittelt, feierte seine Rückkehr ins alte Metier genau wie Landis. Der US-Profi, der seine Sperre auch therapeutisch nutzte und sich ein künstliches Hüftgelenk einsetzen ließ, war durch einen Sturz kurz vor Rennbeginn gehandicapt.

Die neuntägige Tour durch Kalifornien, die am kommenden Sonntag nach 1200 Kilometern in Escondido endet, organisiert der Bio- Technologie-Konzern Amgen. Die von dieser Firma gegen Blutarmut und Nierenkrebs-Leiden entwickelten EPO-Produkte und deren Nachfolge- Präparate machten nach Berechnungen des «Handelsblattes» schon 2007 mehr als die Hälfte der gesamten Jahres-Umsätze des Unternehmens von rund 14 Milliarden Dollar aus. Nach Meinung des renommierten Sport- Wissenschaftlers Alessandro Donati übersteige die jährlich produzierte EPO-Menge den therapeutischen Bedarf um das Fünf- bis Sechsfache.

Nach dem Prolog traf Armstrong, dessen Image vom «gläsernen Athleten» durch die Streichung seines als besonders transparent verkauften Anti-Doping-Programms Kratzer erhielt, mit dem kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger zusammen. Grischa Niermann ist zuversichtlich und notierte in seinem Tagebuch bei «Radsport-News»: «Als ich beim Warmfahren die Buchstaben 'OPE' auf der Straße sah, dachte ich gleich an 'DOPE', aber als ich genauer hinschaute, konnte ich überall 'HOPE' lesen. Ich hoffe, dass der Radsport das tiefste Tal durchschritten hat, und es dieses Jahr endlich wieder aufwärts geht, mit sauberem und skandalfreiem Sport.»


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