Geelong (dpa) - Ausgerechnet der ertappte Dopingsünder Floyd Landis will weiter helfen, den Radsport zu säubern. Vor Beginn der Rad-WM in Australien wurde der US-Radprofi auf einem Anti-Doping-Symposion in Melbourne als «Ehrengast» begrüßt - der Weltverband UCI glänzte daraufhin mit Abwesenheit.
Landis gab zu, mit seinem Dopinggeständnis am 20. Mai, dem die Vorwürfe an seinen früheren Teamkollegen Lance Armstrong folgten, zu lange gewartet und sich deshalb für viele unglaubwürdig gemacht zu haben. Auch die Dachorganisation UCI traut Landis nicht über den Weg.
Auf die Landis-Teilnahme an dem zweitägigen Symposion hatte die UCI mit dem Entzug jeglicher Unterstützung für die Veranstaltung reagiert. Einzig der Präsident des britischen Verbandes, Brian Cookson, ließ sich am Tagungsort blicken, wo die Veranstaltung in einem kleinen Kreise stattfand. Sicher war es aber dem umstrittenen Auftritt Landis' zu verdanken, dass immerhin drei Kamerateams auftauchten. Bereits vor der Diskussionsrunde hatte er erklärt, dass er sich zu Armstrong, gegen den die US-Behörden ermitteln, aus rechtlichen Gründen derzeit nicht äußern könne.
Bevor Landis zu Wort kam, verlas Organisator Martin Hardie eine Erklärung eines seinen Worten nach «sehr, sehr bekannten» Top- Straßenfahrers und aktuellen WM-Teilnehmers. Darin forderte dieser seine Profikollegen anonym auf, den Sport in eigene Hände zu nehmen, so wie das zum Beispiel die ATP im Tennis macht. Landis ist zwar ein lautstarker Kritiker des Weltverbandes UCI, dessen Präsident Pat McQuaid ein bekennender Armstrong-Fan ist - soweit wollte er aber doch nicht gehen. Vor allem in Sachen Doping sei das ja so, «als ob die Polizei die Kriminellen im Gefängnis fragte, ob sie ihren Job richtig macht».
Landis beteiligte sich aktiv, dezidiert und überraschend unverkrampft an der Diskussion, die sich über zwei Stunden zog. Er könne die Kritik an ihm nachvollziehen. «Der hat Jahre lang gelogen, warum soll man ihm jetzt glauben», laute der Vorwurf. Er hoffe aber mit seinem Geständnis zum «Katalysator» zu werden. Er würde es vorziehen, die Wahrheit zu sagen, ohne andere hineinzuziehen, aber das sei unmöglich. Dies war der einzige Hinweis auf die polizeilichen Nachforschungen in den USA in Sachen Armstrong, die Landis mit seinen Aussagen unterstützt.
Landis sagte, Doping sei im Radsport so weit verbreitet gewesen, dass die eigene Entscheidung, zu unerlaubten Mitteln zu greifen, zu diesem Zeitpunkt gerechtfertigt schien. Natürlich sei es hart gewesen, der ganzen Welt erklären zu müssen, dass er gelogen habe, aber «ich wollte nicht so enden wie Pantani». Der mehrfach unter Doping-Verdacht stehende italienische Star Marco Pantani, Tour-Gewinner von 1998, war 2004 in einem Hotel in Rimini nach einer Überdosis Kokain tot aufgefunden worden. «So unangenehm es war, selbst meiner Mutter einzugestehen, dass ich gelogen habe, so ist es doch besser als die Alternative», erklärte Landis.
Der US-Profi hatte 2006 die Tour de France gewonnen und war wenige Tage danach des Testosteron-Dopings überführt worden. Nach langwierigem juristischen Gerangel war ihm der Sieg aberkannt worden. Landis wehrte sich auch danach Jahre lang mit allen Mitteln und enormem finanziellen Aufwand gegen die Dopingvorwürfe, bevor er im Mai diesen Jahres eine drastische Kehrtwende vollzogen hatte und plötzlich Doping eingestand. Gleichzeitig hatte er schwere Vorwürfe gegen mehrere Teamkollegen, unter ihnen der siebenmaligen Tour- Gewinner Armstrong erhoben.