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Alessandro Petacchi jubelt über seinen dritten Etappensieg.
11.07.2003 13:10
«König Petacchi» regiert die Tour

Nevers (dpa) - Noch beherrscht «König Petacchi» die Sprints der 90. Tour de France, doch die Regentschaft des Italieners scheint ihrem Ende entgegen zu gehen.

«Ich bin müde im Kopf. Meine Kondition ist nicht mehr so gut wie beim Giro d'Italia. So lange ich Etappen gewinne, geht es, aber bis Paris ist es noch ein weiter Weg», sagte der 29-Jährige nach seinem dritten Tageserfolg in Nevers.

Die französische Zeitung «L'Equipe» krönte Alessandro Petacchi am Freitag auf ihrer Titelseite zum König und stellte fest, seine Siegesserie mache die Abwesenheit von Mario Cipollini vergessen. Der Weltmeister war mit seinem Team Domina Vacanze nicht qualifiziert. Daheim tritt Petacchi allmählich aus dem Schatten seines Landsmannes, auch wenn die «Gazzetta dello Sport» den Wechselgerüchten im Fußball am Freitag mehr Platz auf ihrer ersten Seite widmete. Lob gab es dennoch reichlich. «Die Welt hat ihn entdeckt. Jetzt ist es an der Zeit, endlich einen Champion anzuerkennen, der stärker ist als er selbst glaubt», kommentierte das Blatt, «der Zauber geht weiter.»

Fragt sich nur wie lange, denn Petacchis Ausstieg in den Alpen scheint nicht ausgeschlossen. Für den derzeit schnellsten Mann des Radsports zählen nur Etappensiege: «Natürlich würde ich gern einmal das Grüne Trikot tragen, und wenn es nur für einen Tag ist.» Der Gewinn der Punktwertung sei aber nicht unbedingt das Ziel. Der letztjährige Gewinner Robbie McEwen aus Australien und Erik Zabel werden es gern hören.

Zabel hat bis auf den Mann aus La Spezia alle Sprintkonkurrenten schon mindestens einmal hinter sich gelassen, doch der sechsmalige Gewinner des Grünen Trikots hatte in Nevers zu erkennen gegeben, dass er die Unterstützung aus den eigenen Reihen ein wenig vermisst. Zeitfahr-Weltmeister Santiago Botero oder der Belgier Mario Aerts stießen laut Zabel bei einem solchen Finale «an ihre mentalen Grenzen».

In Schutz nahm sie Telekoms Sportlicher Leiter Mario Kummer: «Ich kann mir vorstellen, dass es für Bergfahrer wie Botero oder Giuseppe Guerini schwer ist, wenn man die Ellenbogen draußen lassen und trotzdem Vollgas geben soll. Das sind sie nicht gewohnt.» Routinier Rolf Aldag verwies darauf, dass sich die Massenstürze der ersten Etappen eingeprägt hätten. «Da ist schon verständlich, dass man zurückzieht», erklärte Aldag.

Der Ahlener half seinem Kapitän in der entscheidenden Phase so gut es ging, gesteht aber: «Es ist schon ein bisschen hoffnungslos. Ich kann nicht das, was Gian-Matteo Fagnini kann.» Der italienische Anfahrer gehört nicht zum diesjährigen Telekom-Aufgebot, das ohne Jan Ullrich im Vorjahr voll auf Zabel zugeschnitten war, vor zwei Jahren jedoch mehr auf Ullrich. Erfolge und Enttäuschungen für Zabel gab es in der einen wie der anderen Besetzung.

Da viele Teams ihr Personal stark auf das Mannschaftszeitfahren ausgerichtet haben und Cipollini mit seiner Hausmacht als Organisator fehlt, geht es auf Flachetappen am Ende oft durcheinander und vielen Sprintern nicht besser als Zabel. Dass Petacchi in der zweiten Woche aussteigt und ebenso wie der nie in Paris angekommene Cipollini die Berge meidet, könnte laut Kummer auch ein Bluff sein: «Er ist so ein weinerlicher Typ und gewinnt dann trotzdem.»


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