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Jan Ullrich verausgabt sich im Zeitfahren.
24.07.2004 20:02
Klöden überholt Basso - 6. Armstrong-Sieg

Besancon (dpa) - Der 55 km lange Kampf gegen die Uhr am vorletzten Tag der Tour de France in Besancon brachte noch eine Veränderung an der Spitze des Gesamtklassements: Andreas Klöden fuhr auf den zweiten Platz im Gesamtklassement vor.

Jan Ullrich aber reichte auch ein zweiter Platz im Zeitfahren hinter Lance Armstrong nicht mehr zum Sprung aufs Podium. Der uneingeschränkte und manchmal selbstherrliche Tour-Patron Armstrong holte sich in 1:06,49 Stunden seinen sechsten diesjährigen Etappensieg, den Erfolg im Team-Zeitfahren mitgerechnet. Ihn trennen jetzt nur noch 163 km vom sicheren sechsten Gesamtsieg in Serie, womit er in der Tour- Historie einen bisher noch nicht besetzten Sonderplatz einnimmt. Der Rekord dürfte zumindest Jahrzehnte überstehen.

Ullrich half alles Strampeln nichts. Der Toursieger von 1997 (61 Sekunden zurück) wird die 91. Frankreich-Rundfahrt ohne Etappensieg auf dem vierten Platz beenden. Sein Teamkollege Klöden hatte dagegen noch Kraft für einen großen Paukenschlag. Der 29-jährige überholte als Tagesdritter (1:27 Minuten zurück) den vor ihm liegenden Italiener Ivan Basso und rückte vor dem Finale in Paris auf den zweiten Platz mit jetzt 6:38 Minuten Rückstand auf Armstrong vor. Basso erfüllte mit 1:09,39 Stunden nicht ganz die in ihn gesteckten Erwartungen und unterlag Klöden in einem packenden Match und die Kronprinzenrolle hinter Armstrong, der ein Stundenmittel von 49,39 km herunterkurbelte.

«Fragt mich in ein paar Wochen noch Mal, wie ich den sechsten Sieg finde», antwortete Armstrong den Reportern. «Als ich die Tour 1999 zum ersten Mal gewann, dachte ich: Jetzt kannst du als glücklicher Mann sterben.» Aber Armstrong will noch nicht feiern: «Erst morgen ist alles vorbei, ich könnte auf den Champs Elysees noch stürzen.» Klöden verneigte sich vor dem unbezwingbaren Amerikaner: «So auf den Punkt topfit zu sein - dazu gehört auch ein Quäntchen Glück. Aber Gratulation an ihn, er war der Stärkste.» Der erste Gratulant zu seinem zweiten Platz sei sein Freund Ullrich gewesen. «Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Heute Abend stelle ich mein Handy aus, sonst klingelt es dauernd», sagte Klöden.

«Erst einmal überwiegt die Freude, dass Klödi noch Basso geholt hat. Das ist eine Superleistung für ihn», lobte Ullrich seinen Teamkollegen. Der Tour-Sieger von 1997 war allerdings auch ein wenig enttäuscht, dass er nicht mehr den Sprung auf das Podium in Paris schaffte. «Aber es kommen noch Jahre», tröstete er sich.

Die noch 147 im Rennen befindlichen Fahrer (von 188 am 3. Juli in Lüttich gestarteten) hatten einen schwierigen Parcours mit leichten Steigungen zu bewältigen. Die ersten Starter mussten wegen Dauerregens zurückhaltender fahren. Am späten Nachmittag, als die Favoriten an der Reihe waren, schien wieder die Sonne. Armstrong hatte das Rennen schon nach der ersten Zeitnahme nach 18 km entschieden. Der Texaner führte nach dem ersten Drittel bereits mit 43 Sekunden vor dem zweifachen Zeitfahr-Weltmeister Ullrich und 47 vor Klöden. Basso hatte an dieser Stelle die gleiche Zeit wie der deutsche Meister. Nach 35 km hatte Klöden die Hälfte seines Rückstandes auf Basso aufgeholt, am Ende hatte er 1:23 Minuten gutgemacht.

Die Tour-Bilanz für die anspruchsvolle T-Mobile-Mannschaft fiel mit Rang zwei für Klöden und den mehr als Trostpreis empfundenen Sieg in der Mannschaftswertung mager aus.


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